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Fassadenbegrünung

Wandgebundene Fassadenbegrünung: Pflanzen & Kosten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 03. September 2025
Lesedauer: 21 Minuten
© li wenzhi / istockphoto.com

Die wandgebundene Fassadenbegrünung zählt zu den technisch aufwendigsten, aber auch vielseitigsten Formen des vertikalen Grüns. Im Gegensatz zur bodengebundenen Variante wurzeln die Pflanzen hier nicht im Erdreich, sondern in speziell entwickelten Pflanzsystemen, die direkt an der Gebäudewand befestigt werden. Diese Module oder Matten sind mit Substrat gefüllt, oft mit integrierter Bewässerunganlage ausgestattet und ermöglichen dadurch eine große Vielfalt an Pflanzenarten. Das geht von Stauden über Gräser bis hin zu Blühpflanzen. So entstehen lebendige, farbige Fassadenbilder, die nicht nur gestalterisch beeindrucken, sondern auch zur Kühlung, Luftverbesserung und Biodiversität im urbanen Raum beitragen.

Alles auf einen Blick:

  • Wandgebundene Fassadenbegrünung, bei der Pflanzen direkt an der Gebäudewand in speziellen Systemen wachsen, bietet eine platzsparende Lösung für Städte, weil sie auch dort Grünflächen schafft, wo kaum Boden verfügbar ist.
  • Obwohl die Anschaffungskosten relativ hoch sind, amortisiert sich die Investition langfristig, da die Begrünung nicht nur das Mikroklima verbessert, sondern auch Heiz- und Kühlkosten durch natürliche Dämmung senkt.
  • Modulare Systeme für wandgebundene Fassadenbegrünung, die aus vorgefertigten Pflanzmodulen, Bewässerungsleitungen und Drainageschichten bestehen, ermöglichen eine flexible Gestaltung, weil sie sich an verschiedene Fassadenformen anpassen und sogar nachträglich an bestehenden Gebäuden installiert werden können.
  • Damit die Pflanzen ohne Bodenanschluss gedeihen, müssen Bewässerung und Nährstoffversorgung technisch sichergestellt werden, was durch eine automatische Bewässerungsanlage und Flüssigdünger erfolgt, die über Sensoren gesteuert werden können.
  • Während weltweit einige Städte solche Begrünungsarten bereits vorschreiben, setzt Deutschland vor allem auf Förderprogramme, die bis zu 50 Prozent der Kosten übernehmen, um Bauherren und Mieter zu motivieren.

Was ist eine wandgebundene Fassadenbegrünung?

Wandgebundene Fassadenbegrünung bezeichnet ein modernes Begrünungssystem, bei dem Pflanzen direkt an der Gebäudeaußenwand in speziellen, technisch durchdachten Konstruktionen wachsen und zwar ohne dass sie im Boden wurzeln oder auf klassische Kletterhilfen angewiesen sind. Stattdessen werden Wasser, Nährstoffe und Stabilität über integrierte Bewässerungs- und Düngesysteme sichergestellt, die oft automatisch gesteuert werden und so eine pflegeleichte, langfristige Lösung für grüne Gebäudefassaden bieten.

Die Pflanzen wachsen in modularen oder flächigen Systemen, etwa in 

  • Pflanzgefäßen,
  • Taschen aus Geotextilien oder
  • Substratträgern,

die an der Fassade installiert sind. Diese Form der Begrünung ermöglicht eine große Vielfalt an verwendbaren Pflanzenarten, von Stauden und Gräsern über Moose bis hin zu Kleingehölzen, und bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Besonders in dicht bebauten Städten, wo kein Kontakt zum natürlichen Boden möglich ist, lässt sich so eine sofort wirksame, vertikale Grünfläche schaffen, die das Mikroklima verbessert, zur Klimaanpassung beiträgt und die Biodiversität fördert. Die Planung und Pflege wandgebundener Begrünung ist anspruchsvoll, da technische Aspekte wie

  • Statik,
  • Bewässerung,
  • Fassadenausrichtung und
  • Wartung

berücksichtigt werden müssen.

Detailaufnahme einer wandgebundenen Fassadenbegrünung mit kleinen schwarzen Pflanztaschen, die in Reihen an einer Holzkonstruktion befestigt sind. Verschiedene Pflanzenarten wachsen aus den Taschen hervor und bilden eine strukturierte, grüne Wand.
Die einzelnen Module können individuell bepflanzt und auch bereits vorgezogen werden © Евгений Харитонов / idtovkphoto.com

Wandgebundene Fassadenbegrünung: Worauf muss ich achten? 

Wandgebundene Begrünungssysteme gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, die sich vor allem in Aufbau, Pflegeaufwand und gestalterischen Möglichkeiten unterscheiden. Während alle Systeme das Ziel verfolgen, Fassaden dauerhaft zu begrünen und so sowohl ökologische als auch ästhetische Vorteile zu schaffen, setzen sie auf verschiedene technische Lösungen, um Pflanzen mit Halt, Wasser und Nährstoffen zu versorgen. 

Gewicht und Statik

Substrat, Pflanzen und Wasser bringen ein beträchtliches Zusatzgewicht mit sich, das die Belastung einer Fassade deutlich erhöht. Schon bei kleineren Systemen summiert sich die Masse schnell, insbesondere dann, wenn die Bewässerung aktiviert ist und das Substrat viel Wasser speichert. Deshalb gehört eine sorgfältige statische Prüfung der Tragfähigkeit von Wand und Unterkonstruktion zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Umsetzung. Gerade bei älteren Gebäuden stößt die bestehende Bauweise dabei häufig an ihre Grenzen. Hier ist es oft erforderlich, die Fassade zu verstärken oder ein zusätzliches Traggerüst zu installieren, um das Gewicht zuverlässig abzufangen. Auch Aspekte wie Windlast, Schneelast oder die Verankerung der Module müssen in die Berechnung einbezogen werden, damit die Konstruktion langfristig stabil bleibt und keine Schäden am Gebäude entstehen.

Wie wird die Bewässerung sichergestellt?

Da die Pflanzen in der Regel keine Rankpflanzen sind und nicht direkt im Boden wurzeln, wird bei wandgebundenen Fassadenbegrünungen die Bewässerung normalerweise durch technische Systeme sichergestellt. Hier gibt es drei Möglichkeiten: 

  • automatische Tröpfchenbewässerung: Diese Methode wird am häufigsten eingesetzt und so das Wasser gezielt und sparsam über Schläuche oder Rohre mit Tropfern zu den Pflanzenwurzeln geleitet. Kombiniert werden hier zum Beispiel Zeitsteuerung oder Feuchtigkeitssensoren, um Über- oder Unterwässerung zu vermeiden. Das System kann entweder mit Regenwasser betrieben werden oder über einen Trinkwasseranschluss. Theoretisch ist auch ein Betrieb über einen Gartenbrunnen möglich, wobei Sie hier im Vorfeld prüfen sollten, ob sich die gewünschte Brunnenart auch wirklich eignet. 
  • Regenwassernutzung: Wie oben benannt, kann ein Bewässerungssystem mit Regenwassernutzung kombiniert werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das das bevorzugte System, bei extremer Trockenheit allerdings kann es möglich sein, dass Sie zusätzlich Trinkwasser anschließen müssen. Bei der Regenwassernutzng wird das Wasser über eine Regenwasserzisterne gesammelt und gefiltert. Dazu notwendig sind eine Pumpe sowie gegebenenfalls eine Steuerung für die Verteilung. 
  • manuelle Bewässerung: Natürlich können Sie bei kleineren Flächen, an die Sie selbst hinkommen, wie zum Beispiel bei der Begrünung einer Mauer, auch die Bewässerung selbst per Hand übernehmen.
Moderne wandgebundene Fassadenbegrünung mit üppigen Pflanzen in modularen Pflanzsystemen vor einer Holzfassade. Verschiedene Stauden und Kräuter wachsen dicht aneinander und bilden eine lebendige grüne Wand.
Es muss nicht immer gleich die ganze Fassade sein; einzelne vertikal begrünte Elemente haben nicht nur eine enorme Wirkung, sondern sind auch pflegeleichter © Rene Notenbomer / istockphoto.com
Wie funktioniert die Nährstoffversorgung?
Bei wandgebundenen Fassadenbegrünungen erfolgt die Nährstoffversorgung im Normalfall über ein Bewässerungssystem, dem Flüssigdünger zugesetzt wird. Oft ist das verwendete Substrat zusätzlich mit Depotdünger angereichert, der die Pflanzen über mehrere Monate versorgt. Um eine gleichbleibende Versorgung sicherzustellen und Mangelerscheinungen zu vermeiden, sollte dennoch alle 4 bis 6 Wochen nachgedüngt werden.

Welche technischen Systeme gibt es bei Gebäudegrün?

  • Mattensysteme
  • Modulsysteme
  • Paneelsysteme

Matten­systeme

  • Aufbau: Dünne Schichten aus Kokosfasern, Vlies oder Mineralwolle werden wie „Matten“ direkt an der Fassade oder auf Trägerschienen befestigt.
  • Funktionsweise: Die Pflanzen wachsen in die Matten ein, die als Substratträger dienen. Wasser und Nährstoffe werden über eine automatische Bewässerungs- und Düngeanlage (Hydrokultur-Prinzip) zugeführt.
  • Vorteile: Durch ihr geringes Gewicht sind sie für viele Fassaden gut geeignet und bieten eine relativ flexible Gestaltung. 
  • Nachteile: Substratmatten zersetzen sich mit der Zeit, daher muss die Begrünung nach einigen Jahren erneuert werden. Im Normalfall können Sie hier von 10 Jahren Haltbarkeit ausgehen. 

Modul­systeme

  • Aufbau: Vorgefertigte Kästen oder Pflanzmodule (meist aus Kunststoff oder Metall) werden an der Fassade montiert. Diese enthalten Substrat und sind bepflanzt, bevor sie installiert werden.
  • Funktionsweise: Die Pflanzen wurzeln im Substrat der Module. Über integrierte Bewässerungs- und Nährstoffsysteme werden sie automatisch versorgt.
  • Vorteile: Das Modulsystem verschafft eine große Gestaltungsfreiheit wie zum Beispiel das Umsetzen eines Logos durch die Wahl der Pflanzen. Zudem können die Module bei Bedarf relativ problemlos einzeln getauscht werden. Diese Lösung ist deutlich langlebiger als die reine Mattenlösung. 
  • Nachteile: Die Module haben ein ziemliches Gewicht. Daher ist im Vorfeld eine statische Prüfung notwendig. Zudem sind die Module kostenintensiver bei der Anschaffung und der Wartung. 

Paneel­systeme (Kassetten- oder Elementfassaden)

  • Aufbau: Vorgefertigte größere Platten oder Elemente mit Substratkammern werden an einer Unterkonstruktion montiert, meist aus Aluminium. Die Paneele bestehen häufig aus Kunststoff, Metall oder Keramik mit integrierten Pflanzmulden.
  • Funktionsweise: Pflanzen wachsen in Substratkammern oder Töpfen, die in die Paneele eingesetzt werden. Automatische Bewässerung und Düngung sind Standard.
  • Vorteile: Diese Variante ist sehr robust und langlebig und bietet die Möglichkeit einer gleichmäßigen, dichten Begrünung. Sie ist besonders geeignet für sehr große Fassadenflächen. 
  • Nachteile: Da die Elemente allein schon durch ihre Größe ein sehr hohes Gewicht haben, bestehen entsprechende Anforderung an Statik und Befestigung. Die Investitionskosten sind hier in der Regel am höchsten. 

Bei der Umsetzung von Fassadenbegrünung gibt es eine Vielzahl an Optionen. Da das Thema noch relativ neu ist, gibt es auch in der Umsetzung immer wieder neue Ideen. Lassen Sie sich also am besten von Fachleuten gut beraten, gerade dann, wenn Sie ein großes Objekt wie ein Mehrfamilienhaus oder ein Bürogebäude begrünen möchten. 



Was unterscheidet wandgebundene Systeme von bodengebundenem Fassadengrün?

Merkmalwandgebundenes Fassadengrünbodengebundenes Fassadengrün
VerankerungPflanzen wachsen in Modulen, Taschen oder Substratmatten, die direkt an der Fassade befestigt sindPflanzen wurzeln im Erdreich am Boden und ranken an Spalieren, Seilen oder direkt an der Fassade
Substrat & NährstoffeSubstratschicht ist dünn und wird künstlich aufgebracht; Bewässerung und Nährstoffzufuhr erfolgen meist über ein technisches SystemPflanzen nutzen den natürlichen Boden oder haben bei der troggebundenen Variante eine größere Menge an Substrat; geringerer technischer Aufwand
Bewässerungbenötigt Bewässerungs- und Nährstoffsystem (häufig automatisiert)Versorgung über natürlichen Boden, aber abhängig von Standortbedingungen
Pflanzenauswahlauch für nicht kletternde Pflanzen geeignet (da Substrat an der Fassade)hauptsächlich Kletterpflanzen oder selbstklimmende Arten, die aus dem Boden heraus wachsen
Wartunghöherer Pflegeaufwand (Bewässerungs- und Düngetechnik, Substrataustausch)weniger Technik, geringerer Pflegeaufwand, aber regelmäßig Schnitt- und Leitungsarbeiten nötig
Gestaltungsfreiheitsehr vielfältige Gestaltung möglich (z. B. Muster, dichte Begrünung, Blühpflanzen)eher eingeschränkt auf natürliche Wuchsformen der Pflanzen (Rankpflanzen, Spaliere, Kletterpflanzen)
Kostenhöhere Investitions- und Betriebskostengeringere Investitionskosten, vergleichsweise günstiger in der Unterhaltung
Belastung der Fassadezusätzliche Konstruktionen (Substrat, Bewässerungssystem) mit höheren statischen Anforderungenkann Fassade direkt belasten (bei Selbstklimmern), bei Rankhilfen jedoch geringere direkte Last
ökologische Wirkungsehr hohe Pflanzenvielfalt, auch bei dichter Bebauung (da kein Bodenanschluss nötig ist)gut für Arten, die klettern können oder Bodennähe bevorzugen, aber weniger Vielfalt möglich

7 gute Gründe für Fassadengrün

Mehrstöckiges Gebäude mit großen Fensterfronten und dichter wandgebundener Fassadenbegrünung. Unterschiedliche Pflanzenarten wie Moose, Gräser und Sträucher bedecken die Fassade lückenlos. Fokus auf die vertikale Begrünung als nachhaltige Bauweise zur Verbesserung des Stadtklimas.
Gerade Unternehmen können mit der wandgebundenen Begrünung ihrer Fassaden das Mikroklima einer Stadt nachhaltig verändern © adisa / istockphoto.com
  1. Kühlung durch Verdunstung: Über ihre Blätter verdunsten Pflanzen Wasser und entziehen der Umgebung Wärme. Dieser natürliche Kühlungseffekt schafft frische Stadtluft.
  2. Abschwächung des Wärmeinsel-Effekts: In Städten stauen sich Hitze und Strahlung durch Beton, Asphalt und Versiegelung. Begrünte Fassaden heizen sich weniger auf und geben deutlich weniger Wärme ab. Dadurch sinkt die Temperatur im direkten Umfeld spürbar.
  3. reduzierter Heiz- und Kühlbedarf: Fassadengrün beschattet Wände, senkt den Wärmeeintrag im Sommer und spart Kühlenergie. Im Winter wirken immergrüne Pflanzen isolierend, während laubabwerfende Arten Sonnenlicht durchlassen und so solare Wärmegewinne ermöglichen.
  4. Schutz der Bausubstanz: Das Grün wirkt wie eine Pufferzone. Es fängt Schlagregen, Hagel und intensive Sonneneinstrahlung ab, gleicht Temperaturschwankungen aus und verhindert Risse sowie Materialermüdung der Bausubstanz.
  5. wirkungsvolle Lärmminderung: Fassadenbegrünungen können Schall absorbieren und so den Umgebungslärm deutlich reduzieren.
  6. mehr Komfort und Wohlbefinden: Begrünte Fassaden verbessern die Luftqualität und filtern Feinstaub. Gleichzeitig wirkt das zusätzliche Grün beruhigend, reduziert Stress und steigert die Aufenthaltsqualität im Stadtraum.
  7. Förderung der Biodiversität: Neben den klimatischen Vorteilen bieten grüne Fassaden auch Lebensräume für Vögel, Insekten und Kleintiere. Mit gezielter Pflanzenauswahl oder Nisthilfen lassen sich wertvolle Trittsteine für die Artenvielfalt in der Stadt schaffen.

Die Wissenschaft zeigt: Gebäudegrün wirkt positiv auf die Seele

Eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim, veröffentlicht in Nature Neuroscience, zeigt erstmals, dass städtische Grünflächen nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch direkte Effekte auf neuronaler Ebene haben. Vor dem Hintergrund zunehmender Urbanisierung – bis 2050 werden zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben – ist das Thema psychische Gesundheit besonders relevant, da Stadtbewohner ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Stressbelastung tragen. [1] In zwei Studienphasen kombinierten die Forscher Methoden aus Psychologie, Geoinformatik und funktioneller Magnetresonanztomographie. Dabei wurde belegt, dass Menschen in grüneren Umgebungen bessere Stimmung angaben und diese Wirkung auch im Gehirn sichtbar war: Die Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex, einer Region zur Kontrolle negativer Emotionen, war reduziert. Besonders profitieren könnten Personen, die Schwierigkeiten haben, Stress und negative Gefühle selbst zu regulieren. Die Ergebnisse verdeutlichen das Präventionspotenzial von Grünflächen: Eine gezielte, gleichmäßige Verteilung von Parks, Bäumen und Grünbereichen in Kombination mit Urban Gardening, Fassadengrün und zum Beispiel begehbaren Dachbegrünung kann einen wichtigen Beitrag zur seelischen Gesundheit leisten und das Risiko psychischer Erkrankungen mindern.

SCHON GEWUSST?
Besonders in dicht bebauten Gebieten, wo Hitze und Luftverschmutzung ein Problem darstellen, zeigt sich, dass begrünte Fassaden die Temperatur um bis zu 5°C reduzieren und gleichzeitig Feinstaub aus der Luft filtern.

Die Vor- und Nachteile wandgebundener Fassadenbegrünung

AspektVorteilemögliche Nachteile
ökologisch
  • Verbesserung des Mikroklimas durch Verdunstungskühle (natürliche Klimaanlage, Reduktion von Hitzespitzen)
  • Bindung von Feinstaub und Absorption von Schadstoffen (bessere Luftqualität)
  • Schaffung von Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleintiere (Förderung der Biodiversität)
  • erhöhter Wasser- und Pflegebedarf (Bewässerung, Nährstoffversorgung)
  • Gefahr von Schädlingen oder Krankheiten bei mangelnder Pflege
wirtschaftlich
  • Schutz der Bausubstanz vor Witterung, UV-Strahlung und Temperaturschwankungen (längere Lebensdauer der Fassade)
  • Verbesserung der Wärmedämmung (Einsparungen bei Heiz- und Kühlkosten)
  • Wertsteigerung der Immobilie
  • Durchlüftung zwischen dem Gemäuer und der Konstruktion möglich
  • hohe Investitionskosten für Installation und Systemtechnik
  • laufende Kosten für Pflege, Wartung und ggf. Reparaturen
  • bei Entfernung können Spuren der Befestigung bleiben
sozial
  • Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Verbesserung des Wohlbefindens
  • ästhetische Aufwertung von Gebäuden und Quartieren
  • identitätsstiftend und imagefördernd
  • mögliche Konflikte durch Pflegeaufwand oder Feuchtigkeitsschäden
  • eventuelle Einschränkungen durch baurechtliche Vorgaben oder Denkmalschutz

Trotz der unbestreitbaren Vorteile erfordert die erfolgreiche Umsetzung eine sorgfältige Planung sowie eine fundierte Fachkenntnis, insbesondere bei der Auswahl geeigneter Pflanzsysteme und Arten, die den klimatischen und standortspezifischen Bedingungen gerecht werden. Gleiches gilt für die Pflege. Wer sich für ein wandgebundenes Fassadensystem entscheidet, muss sich im Klaren darüber sein, dass er professionelle Unterstützung brauchen wird, damit das Projekt auch langfristig eine Bereicherung für das Stadtbild ist. 



Welche Pflanzen eignen sich fürs fassadengebundene Gebäudegrün?

Greift man bei bodengebundenen Fassadenbegrünungen eher auf Gerüstkletterpflanzen wie Kletterhortensien, Geißblatt oder Kletterrose beziehungsweise Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Wein zurück, so wählt man bei wandgebundenen Systemen andere Pflanzen für die Außenwnd. Grundsätzlich eignen sich viele kompakte und robuste Arten wie 

  • Stauden,
  • Kräuter,
  • Gräser,
  • Farne, 
  • immergrüne Pflanzen sowie
  • kleinere Obst- und Gemüsepflanzen.

Oft werden vorgezogene Module eingesetzt, sodass schon nach wenigen Wochen eine geschlossene, grüne Fläche entsteht. Auch die Kombination mit Nistmodulen kann wertvolle Lebensräume für Vögel und Insekten schaffen. Bei der Pflanzenauswahl sind jedoch ökologische Kriterien entscheidend. Einheimische Arten sollten bevorzugt werden, da sie perfekt auf die Bedürfnisse heimischer Tiere abgestimmt sind. Eine heterogene Auswahl mit unterschiedlichen Blütenformen, -farben und -strukturen stellt sicher, dass ein breites Spektrum an Bestäubern Nahrung und Nistmaterial findet. Besonders wichtig sind ungefüllte Blüten, da sie reichlich Pollen und Nektar liefern, während gefüllte Blüten meist nur dekorativ wirken, aber ökologisch wenig beitragen.

UNSERE EXPERTIN ERKLÄRT:
Arten mit hoher Verdunstungsleistung und großen Blattflächen tragen durch die Abgabe von Verdunstungskälte aktiv zur Kühlung des Umfelds bei. Generell muss bei Pflanzungen natürlich berücksichtigt werden, wie viel Wasser zur Verfügung steht, vor allem an heißen, trockenen Standorten. Hitzetolerante Pflanzen sind in der Regel sparsamer im Wasserverbrauch, leisten jedoch weniger Beitrag zur Kühlung. Daher richtet sich die Auswahl stark nach den konkreten Standortbedingungen und der Zielsetzung, z.B.: Ist eine Bewässerung – idealerweise mit Regenwasser – vorhanden? Soll die Begrünung vor allem ökologisch wertvoll, klimatisch wirksam oder pflegeleicht und hitzeresilient sein? Solche Fragen sind entscheidend, um die passende Bepflanzung für das jeweilige Projekt zu finden.“

Melina Wochner – wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart

Darüber hinaus sollte der Blühzeitraum abgestimmt sein, sodass von Frühling bis Spätherbst ein kontinuierliches Nahrungsangebot besteht. Auch Nachtblüher wie die Nachtkerze sind wertvoll, da sie nachtaktive Insekten anziehen, die wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Fledermäuse darstellen. Strukturvielfalt, durch verschiedene Blattgrößen und -oberflächen, erhöht zusätzlich den ökologischen Wert, weil sie Lebensraum, Nahrung und Baumaterial zugleich bietet. Nicht zuletzt spielen Standort und Ausrichtung eine Rolle: Sonnige Fassaden brauchen hitzetolerante, robuste Arten wie Wiesen-Salbei, Sonnenhut oder Sand-Thymian, während schattige Lagen besser mit Farnen oder Schattenstauden bepflanzt werden. Auch die Toleranz gegenüber städtischen Stressfaktoren wie Hitze, Trockenheit oder Luftschadstoffen sollte bei der Auswahl berücksichtigt werden. Spontanvegetation kann die Vielfalt bereichern, invasive Arten müssen jedoch kontrolliert werden. Da die Module immer von Fachfirmen umgesetzt werden, können Sie sich hier auch entsprechend der richtigen Auswahl Ihrer Pflanzen für die Fassadenbegrünung beraten lassen. 



Welche Kosten sind für eine Wandbegrünung zu erwarten?

Die sogenannten „Living Walls“ überzeugen durch enorme gestalterische Vielfalt und erlauben dicht begrünte Oberflächen. Dafür ist allerdings ein hoher technischer und finanzieller Aufwand notwendig, was die Kosten für die Begrünung steigen lässt. Bei modular stapelbaren Systemen beginnen die Investitionskosten bei etwa 400 Euro pro Quadratmeter, können aber bei speziellen Projekten auch auf 2000 Euro pro Quadratmeter steigen. Darin enthalten sind in der Regel die Planung, die benötigten Module, die Pflanzen, das Bewässerungssystem sowie die Installation. Eine Statikprüfung und gegebenenfalls eine notwendige Unterkonstruktion kommen extra hinzu.

KostenpunktPreis pro Quadratmeter im DurchschnittHinweise
Anschaffung & Montage400 bis 1.000 Euroinkl. System, Pflanzen, Bewässerung, Drainage, Montage
komplexe Systeme500 bis 2.000 Euromit spezieller automatischer Bewässerung, Steuerung, sehr hochwertigen, teils außergewöhnlichen Pflanzen
jährliche Wartung50 bis 70 EuroBewässerung, Düngung, Rückschnitt, Systemkontrolle
Stromkosten pro Jahrje nach Strompreisim Durchschnitt sind es 5 bis 15 Prozent der jährlichen Pflegekosten, abhängig natürlich vom Bewässerungssystem
Wasserkosten pro Jahrje nach Wasserpreiseine begrünte Wand verbraucht im Jahr rund 0,5 bis 1 Kubikmeter Wasser pro Quadratmeter; bei Verwendung von Regenwasser spart man sich das Geld, muss aber zuvor zusätzlich zu den Bewässerungsschläuchen in eine Regenwassersammelstelle investieren
Lebenserwartung je nach System20 bis 30 Jahrebei regelmäßiger Wartung
Fördermöglichkeitenbis zu 50 Prozentje nach Kommune/Stadt, oft an Bedingungen und Höchstförderungssummen geknüpft

Während bodengebundene Fassadenbegrünungen zum Beispiel mit Blauregen oder Geißblatt bereits ein sehr attraktives Erscheinungsbild schaffen können, entfalten wandgebundene Systeme oft eine noch größere ästhetische Wirkung. Sie zeichnen sich zudem durch bedeutende ökologische Vorteile aus, etwa die Verbesserung des Mikroklimas, die Förderung der Biodiversität durch entsprechende Nistmodule und spürbare energetische Effekte. Diese Vorzüge gehen jedoch mit vergleichsweise hohen Anfangsinvestitionen und laufenden Kosten einher. Bodengebundene Systeme sind in der Regel deutlich günstiger, bieten dafür aber weniger gestalterische und technische Flexibilität. Umso wichtiger ist es, die individuellen Rahmenbedingungen sorgfältig abzuwägen und mögliche Förderprogramme in die Planung einzubeziehen.

ACHTUNG:
Viele Städte und Gemeinden bieten spezielle Förderungsmöglichkeiten an. Die Umsetzung der Maßnahme kann aber immer erst nach Erhalt des Bewilligungsbescheids erfolgen. Bitte beachten Sie, dass auch die Vergabe von Bauaufträgen bereits als Maßnahmenbeginn gewertet wird!

Sind wandgebundene Fassadenbegrünungen eine Gefahr für die Fassade?

Eine wandgebundene Fassadenbegrünung ist für die Außenwand nicht gefährlich, solange sie professionell geplant und umgesetzt wird. Im Gegensatz zu bodengebundenen Systemen ohne Kletterhilfe wachsen die Pflanzen hier ja nicht direkt am Mauerwerk. Stattdessen werden sie in speziellen Modulen oder Trägerelementen angebracht, die vor der eigentlichen Wand installiert sind. Dadurch bleibt die tragende Fassade geschützt, denn Wurzeln oder Feuchtigkeit können den Untergrund nicht beschädigen. Ein kritischer Punkt sind allerdings die Fugen. Wenn die Konstruktion unsauber montiert ist, könnte Feuchtigkeit eindringen. Deshalb werden oft korrosionsbeständige Materialien wie Edelstahl für Halterungen und Rahmen verwendet, um langfristige Stabilität und Dichtheit zu gewährleisten. Auch bei der Bewässerungsanlage sollten Sie auf Qualität setzen. Moderne Systeme versorgen die Pflanzen gleichmäßig mit Wasser und verhindern dabei, dass Staunässe oder überschüssige Feuchtigkeit die Fassade belastet. Interessanterweise kann, richtig umgesetzt, eine wandgebundene Begrünung die Fassade sogarzusätzlich schützen: Sie mildert extreme Temperaturen ab und verringert die UV-Strahlung auf der Oberfläche. All das funktioniert allerdings nur, wenn Konstruktion, Materialwahl und Pflege sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. 



Fazit

Wandgebundene Fassadenbegrünung ist eine moderne Möglichkeit, Gebäude nicht nur schöner, sondern auch lebenswerter zu machen. Sie verwandelt kahle Mauern in grüne Flächen, die im Sommer wie eine natürliche Klimaanlage wirken und gleichzeitig die Luftqualität verbessern. Zwischen den Pflanzen entsteht zudem ein wertvoller Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Tiere und das ist ein Gewinn für die biologische Vielfalt in unseren Städten. Auch wirtschaftlich lohnt sich die grüne Hülle: Sie schützt die Fassade vor Witterungseinflüssen und kann durch ihre dämmende Wirkung den Energieverbrauch senken. Damit eine solche Begrünung langfristig funktioniert, braucht es jedoch eine gute Planung. Entscheidend sind die richtigen Pflanzenarten sowie ein passendes System, das auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt ist. Gelingt das, wird die Fassade nicht nur zum Blickfang, sondern auch zu einem aktiven Beitrag für ein angenehmes Stadtklima.


Profilbild der Gartenbau.org Fassadenbegrünungs-Expertin Melina Wochner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart.

ÜBER UNSERE EXPERTIN

Melina Wochner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart. Im Bereich „Umweltgerechtes Bauen für Menschen, Flora und Fauna“ verbindet sie Forschung mit aktivem Wissenstransfer in die Praxis und Lehre. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und gezielten Umsetzung nachhaltiger, biodiversitätsfördernder Bauweisen wie innovativen Systemen zur Gebäudebegrünung.

» Zur Webseite des Instituts für Akustik & Bauphysik


Wandgebundene Fassadenbegrünung: Häufig gestellte Fragen 

Kann KI die Bewässerung und Nährstoffversorgung optimieren?

Künstliche Intelligenz kann die Bewässerung und Nährstoffversorgung von wandgebundenen Fassadenbegrünungen revolutionieren, indem sie Echtzeitdaten nutzt, um Wasser, Dünger und Energie optimal zu steuern. Moderne Systeme kombinieren Feuchtigkeits-, Temperatur- und Lichtsensoren mit Wettervorhersagen und KI-Algorithmen, die den Bedarf der Pflanzen präzise berechnen. So wird nur dann bewässert, wenn es nötig ist und Dünger wird bedarfsgerecht zugeführt. Das spart bis zu 50 Prozent Wasser und vermeidet Überdüngung. KI erkennt zudem frühzeitig Probleme wie Verstopfungen oder Schädlinge und warnt Wartungsteams automatisch.

Gibt es bereits Städte, in denen das Fassadengrün verpflichtend ist?

Das wohlhabende Singapur beispielsweise geht systematisch bei der Fassadenbegrünung vor, da die herkömmliche Bauweise und der Klimawandel die Probleme vor Ort verstärken. Um Klimaanlagen zu vermeiden, setzt man hier, wie auch in anderen großen Städten, neben einer Veränderung der Architektur auch verstärkt auf vertikale Bepflanzung. Die Stadt will bis 2030 eine Million neuer Bäume pflanzen und 200 Hektar „vertikales Grün“ schaffen und gibt, neben strengen Richtlinien für Neubauten, auch Bauherren entsprechende Anreize. [2]

Kann ich wandgebundene Fassadenbegrünung auch mit Urban Gardening kombinieren? 

Urban Gardening lässt sich gut integrieren ins Gebäudegrün. Besonders geeignet sind kompakte Pflanzen, die wenig Platz benötigen und sich in Modulen oder Taschen an der Wand kultivieren lassen. Dazu zählen vor allem Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder Salbei, die nicht nur robust und pflegeleicht sind, sondern auch direkt in der Küche verwendet werden können. Auch auch Beeren wie Erdbeeren, Kiwi oder Brombeeren sind geeignet. So wird die grüne Wand nicht nur zum Blickfang, sondern auch zur essbaren Ressource mitten in der Stadt.

Quellen

[1] Studie: Grünflächen in Städten fördern psychisches Wohlbefinden“. Zi-mannheim.de, 29. Juli 2019, www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/studie-gruenflaechen-in-staedten-foerdern-psychisches-wohlbefinden.html.

[2] Governing Board, und Corporate Functions. „Cooling Singapore“. Edu.Sg, www.tum-create.edu.sg/research/project/cooling-singapore. Zugegriffen 1. September 2025.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.