Fassadenbegrünung verwandelt kühle Hauswände in blühende, grüne Oasen und das ist nicht nur ein Gewinn fürs Auge, sondern auch für Mensch und Natur. Ob wildromantischer Efeu, Gerüstkletterpflanzen wie Kletterhortensien oder moderne vertikale Gärten: Begrünte Fassaden bringen Leben in den urbanen Raum, schaffen natürliche Klimaregulation, sorgen für Energieeinsparung und verbessern die Luftqualität. Sie dämmen Hitze im Sommer, schützen vor Kälte im Winter und bieten Insekten, Vögeln und Kleintieren wertvollen Lebensraum. Gleichzeitig verwandeln sie graue Betonflächen in ästhetische Highlights, die Gebäude individuell und einladend wirken lassen. Nicht nur an Altbauten, sondern auch bei Bürogebäuden oder modernen Wohnhäusern ist Fassadengrün immer eine einfache, aber wirkungsvolle Möglichkeit, unsere Städte grüner, gesünder und schöner zu gestalten.
Gartenbauer für Fassadenbegrünungen in Deutschland
Ist Fassadenbegrünung eine Idee der Neuzeit?
Die Geschichte der Fassadenbegrünung reicht weit zurück. Die berühmten isländischen Torfhäuser gehen zurück auf die Zeit der ersten nordischen Siedler im 9. Jahrhundert. In einer Landschaft mit begrenzten Baumressourcen und rauem Klima setzten die Menschen auf einheimische Baustoffe. Ein Holzgerüst, häufig aus Birke oder angeschwemmtem Treibholz, wurde mit übereinander geschichteten Turfschichten verkleidet und das Gebäude mit Grün versehen und zwar sowohl auf dem Dach als auch an den Wänden. Das bot einen exzellenten natürlichen Wärmeschutz. [1]
Im Mittelalter nutzte man Rankpflanzen wie Weinreben und Obstspaliere an Hauswänden, die von der gespeicherten Wärme profitierten und zugleich Nahrung lieferten. An Burgen und Klöstern kann man das selbst in großer Höhe auch heute noch gut beobachten. In der Renaissance und im Barock wurde die grüne Fassade zu einem festen Bestandteil repräsentativer Gartenkunst, bevor die Gartenstadtbewegung um 1900 das Thema im Wohnungsbau wieder aufgriff. Danach geriet die Begrünung jedoch in den Hintergrund. Die neue Vorliebe für glatte Beton- und Glasfassaden, der funktionale Wiederaufbau nach dem Krieg und fehlendes technisches Wissen machten sie unattraktiv. Erst die Ökologiebewegung der 1970er- und 1980er-Jahre brachte ein Umdenken. Die begrünten Wände wurden wiederentdeckt. Heute erlebt die Fassadenbegrünung einen regelrechten Aufschwung. In manchen Städten ist sie bereits Pflicht, in vielen Städten wird sie als wichtiger Baustein gegen Überhitzung, Luftverschmutzung und Artenverlust gefördert, oft unterstützt durch kommunale Programme und innovative Systemlösungen. Für die Zukunft gilt sie als Schlüsseltechnologie einer klimaresilienten Stadtgestaltung. Und ist damit nicht nur gestalterisches Element, sondern auch funktionale Infrastruktur, die Lebensqualität, ökologische Vielfalt und Energieeffizienz verbindet. Moderne wandgebundene Begrünungen arbeiten sogar mit extra integrierten Nistkästen oder speziellen Modulen, die als Lebensraum für Vögel und Insekten dienen.
Diese Vorteile hat Fassadengrün
Ähnlich wie beim Gründach, bei dem Pflanzen entweder direkt auf die Dachfläche gesetzt oder in einem begehbaren Dachgarten kultiviert werden, trägt auch die Fassadenbegrünung dazu bei, das Stadtklima auf natürliche Weise zu verbessern. Sie bringt nicht nur Farbe ins Grau, sondern wirkt zugleich wie eine Klimaanlage: Durch Verdunstung wird die Umgebungsluft gekühlt, Hitzespitzen werden abgemildert und selbst die Innenräume bleiben in heißen Sommermonaten spürbar kühler. Zusätzlich verbessert sich die Luftqualität, da Staubpartikel gebunden und Schadstoffe gefiltert werden. [3] Begrünte Fassaden haben außerdem eine dämmende Wirkung und können Straßen- und Verkehrslärm deutlich reduzieren. Darüber hinaus entstehen wertvolle Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere, was die Biodiversität in dicht bebauten Gebieten stärkt. Und nicht zuletzt steigern sie die Aufenthaltsqualität im Stadtraum und werten Gebäude auf.
Hat Fassadenbegrünung auch Nachteile?
So viele Vorteile Fassadenbegrünung mit sich bringt, ganz ohne Herausforderungen ist sie nicht. Vor allem die Kosten spielen eine Rolle. Während bodengebundene Systeme noch vergleichsweise günstig sind, erfordern wandgebundene Lösungen oft hohe Investitionen für Technik, Montage und Pflege. Auch der Wartungsaufwand sollte nicht unterschätzt werden. Bewässerung, Düngung, Rückschnitt und regelmäßige Kontrollen sind notwendig, damit die Bepflanzung dauerhaft gesund bleibt. Hinzu kommen technische Anforderungen, denn Substrat, Wasser und Pflanzen erhöhen das Gewicht an der Fassade, was insbesondere bei älteren Gebäuden eine statische Prüfung oder sogar eine Verstärkung notwendig macht. Selbstklimmende Pflanzen wie Efeu können außerdem Schäden am Putz verursachen, wenn Risse oder Fugen vorhanden sind. Auch die Standortbedingungen setzen Grenzen, denn nicht jede Pflanzenart verträgt starke Sonneneinstrahlung, Schatten oder hohe Windlasten gleichermaßen. Schließlich entstehen auch langfristig laufende Kosten für Strom, Wasser oder den Austausch von Pflanzen und Substraten.
Die 3 Arten der Fassadenbegrünung
Bei der Fassadenbegrünung gibt es große Unterschiede, sowohl, was die Optik als auch die Umsetzung bei der Bepflanzung angeht. Lassen sich unversiegelte Flächen schaffen, dann haben Sie die Möglichkeit, die Begrünung direkt am Haus hochwachsen zu lassen. Das ist die einfachste und günstigste Variante, kann aber zu Schäden an der Fassade führen. Andere Formen der vertikalen Begrünung sind genauso nachhaltig und sogar fassadenschonender, aber auch teurer.
Bodengebundene Fassadenbegrünung
Bei der typischen bodengebundenen Fassadenbegrünung wachsen die Pflanzen direkt aus dem Erdreich am Fuß des Gebäudes. Die Klassiker in Deutschland sind Efeu, Wilder Wein, Blauregen oder Geißblatt. Wenn Sie sichergehen wollen, dass die Fassade geschützt bleibt, dann eignen sich Kletterhilfen.

Troggebundene Fassadenbegrünung
Die troggebundene Fassadenbegrünung nutzt Pflanztröge oder Kübel, die an der Fassade oder auf Balkonen angebracht werden. Dadurch lassen sich auch Arten kultivieren, die im direkten Bodenanschluss nicht gedeihen würden. Da das Substratvolumen begrenzt ist, sind eine regelmäßige Bewässerung und Pflege besonders wichtig.

Wandgebundene Fassadenbegrünung
Am vielseitigsten ist die wandgebundene Fassadenbegrünung, bei der Pflanzen in Modulen, Matten oder Paneelen direkt an der Wand wachsen. Diese Systeme ermöglichen eine große Auswahl an Pflanzen. Das trägt spürbar zur Biodiversität bei. Allerdings sind sie technisch aufwendig, kostenintensiv und erfordern eine sorgfältige Pflege, was in großer Höhe in der Regel den Einsatz einer Hebebühne bedeutet.
Planung eines Gebäudegrüns
Bei der Planung einer Fassadenbegrünung gibt es einige zentrale Punkte zu beachten, damit das Projekt gelingt und langfristig Freude bereitet. Zunächst ist es wichtig, den Standort genau analysieren: Die Himmelsrichtung entscheidet, ob sonnenliebende oder schattenverträgliche Pflanzen infrage kommen, während Wind und Wetterbelastung die Auswahl robuster Arten erfordern. Auch die baulichen Gegebenheiten spielen eine Rolle, wie zum Beispiel die Statik der Wand, die das zusätzliche Gewicht tragen muss, oder der Zustand der Fassade, um Schäden durch Feuchtigkeit oder Wurzeln zu vermeiden. Bei der Pflanzenauswahl sind Robustheit, ökologischer Nutzen für Insekten und Vögel sowie der Pflegeaufwand entscheidend. Auch das Bewässerungssystem sollte gut geplant sein, genauso wie der Aufwand für die laufende Pflege. Zudem sollte man klären, ob Genehmigungen nötig sind, etwa bei denkmalgeschützten Gebäuden oder Mietobjekten. Nicht zuletzt spielen die Kosten eine Rolle, die je nach System für Material, Bewässerung und Pflege variieren können.
Ein Profi sollte hinzugezogen werden, wenn
- die Fassade höher als 3 bis 4 Meter ist,
- komplexe Systeme wie hydroponische Wandbegrünungen geplant sind,
- technische Lösungen für Bewässerung oder Drainage nötig werden oder
- Unsicherheiten bei der Pflanzenauswahl und Statik bestehen.
Bei denkmalgeschützten Gebäuden oder unter strengen behördlichen Auflagen ist fachliche Unterstützung besonders wichtig. Hier gilt es nicht nur, Vorschriften einzuhalten, sondern auch die empfindliche Bausubstanz zu bewahren. Fachbetriebe wissen, wie Schäden durch Feuchtigkeit oder Wurzeldruck vermieden werden können, und achten darauf, dass die Begrünung sich harmonisch in das Erscheinungsbild des Gebäudes einfügt. Ebenso unterstützen sie beim oft aufwendigen Genehmigungsverfahren, das für Denkmäler spezielle Anträge erfordert. Wer darauf verzichtet, riskiert nicht nur Verzögerungen, sondern im schlimmsten Fall sogar kostspielige Rückbauanordnungen. Mit der Erfahrung von Profis lassen sich solche Risiken vermeiden und zugleich Lösungen finden, die sowohl technisch als auch gestalterisch überzeugen.

ÜBER UNSERE EXPERTIN
Melina Wochner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart. Im Bereich „Umweltgerechtes Bauen für Menschen, Flora und Fauna“ verbindet sie Forschung mit aktivem Wissenstransfer in die Praxis und Lehre. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und gezielten Umsetzung nachhaltiger, biodiversitätsfördernder Bauweisen wie innovativen Systemen zur Gebäudebegrünung.
Welche Pflanzen eignen sich?
Entscheidend ist, die Pflanzen an die Ausrichtung der Fassade anzupassen. Das heißt, sonnenliebende Arten für die Südseite, schattenverträgliche für Nordlagen. Zudem sollten Hitze- und Frosttoleranz, Blühzeitpunkt und Strukturvielfalt bedacht werden, damit die Begrünung ganzjährig attraktiv bleibt und ökologisch wertvoll ist. So entsteht nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch ein lebendiger Lebensraum für Insekten, Vögel und andere Tiere.
Für eine gelungene Fassadenbegrünung eignen sich besonders robuste Pflanzen, die mit begrenztem Wurzelraum und den spezifischen Bedingungen an der Fassade klarkommen. Wenn Sie klassische Kletterpflanzen wie Efeu, Wilden Wein oder sogenannte Spreizklimmer wie Kletterrosen pflanzen, dann ist das ideal, da sie bodengebunden wachsen und sich mithilfe von Rankhilfen oder Haftwurzeln an der Wand emporranken. Noch vielfältiger wird die Auswahl bei wandgebundenen Systemen: Hier lassen sich nicht nur Zierpflanzen, sondern auch Stauden, Gräser, Farne und sogar essbare Arten integrieren. Wichtig ist, die Pflanzen für die Fassadenbegrünung sorgfältig auszuwählen, gut aufeinander abzustimmen und darauf zu achten, dass Sie nur Grün am Gebäude verwenden, das bei uns auch in natürlicher Form wächst. So bleiben Sie dem Gedanken treu, dass die begrünte Fassade nicht nur schön aussehen soll, sondern auch Lebensraum und Nahrung bietet für Insekten wie Bienen, für Vögel und auch für Fledermäuse.
Urban Gardening an der Hauswand: Diese Pflanzen passen gut ins Fassadengrün
Urban Gardening an der Wand | Details & Vorteile |
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Kräuter | besonders gut geeignet: Rosmarin, Thymian, Salbei; sie sind platzsparend, robust und direkt verwendbar in Küche |
fruchttragende Pflanzen | Erdbeeren, Kiwi, Brombeeren sind als essbare Ergänzung möglich |
Mehrfachnutzen | Wandbegrünung mit unterschiedlichen Pflanzenarten fördert nicht nur Klima und Biodiversität, sondern bringt auch Nutzen durch Ertrag in Form von Lebensmitteln |
Kosten
Die Kosten für eine Fassadenbegrünung hängen stark vom gewählten System und vom baulichen Aufwand ab. Besonders günstig sind bodengebundene Begrünungen mit Kletterpflanzen, die direkt aus dem Erdreich wachsen, während solche mit Rankhilfen oder zusätzlicher Bewässerung bereits teurer ausfallen. Troggebundene Varianten, bei denen Pflanzen in Kästen oder Kübeln an der Fassade platziert werden, bewegen sich im mittleren Bereich und erfordern durch das begrenzte Substratvolumen eine intensivere Pflege. Am aufwendigsten sind wandgebundene Systeme, auch bekannt als „Living Walls“: Sie bestehen aus vorgefertigten Modulen oder Platten mit Substrat, Bewässerungs- und Düngesystemen und ermöglichen eine besonders vielfältige Gestaltung, gehen jedoch mit deutlich höheren Investitions- und Pflegekosten einher. Zusätzlich verursachen alle Begrünungssysteme laufende Betriebskosten, insbesondere für Bewässerung, Pflege und Wartung. Allerdings gibt es in vielen Städten und Gemeinden inzwischen auch zum Teil hohe Förderungen. Der Hintergrund dafür ist, die Städte in Zeiten der Klimawende so gut wie möglich vorzubereiten.
Quellen
[1] Khan, Gulnaz. „Iceland’s Turf Houses Merge Beautifully with Nature“. National Geographic, Juli 2017, www.nationalgeographic.com/travel/article/things-to-see-traditional-houses.
[2] „Ariane Thomas: ‚Die hängenden Gärten von Babylon‘“. Institutfrancais.de, www.institutfrancais.de/de/koeln/event/ariane-thomas-die-haengenden-gaerten-von-babylon-6503#/. Zugegriffen 5. September 2025.
[3] „Fassadengrün“. BUND – BUND für Naturschutz und Umwelt in Deutschland, www.bund-hamburg.de/themen/umweltpolitik/flaechenschutz/fassadengruen/. Zugegriffen 5. September 2025.
[4] „Studie: Grünflächen in Städten fördern psychisches Wohlbefinden“. Zi-mannheim.de, 29. Juli 2019, www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/studie-gruenflaechen-in-staedten-foerdern-psychisches-wohlbefinden.html.