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Fassadenbegrünung

Fassadenbegrünung Pflanzen: So finden Sie das richtige Gebäudegrün

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 18. September 2025
Lesedauer: 16 Minuten
© Emmeci74 / istockphoto.com

Die richtige Pflanzenauswahl für das Fassadengrün an der Hauswand ist entscheidend für den Erfolg des gesamten Projekts. Es eignet sich nämlich nicht jede Rankpflanze für jede Fassade. Standortfaktoren wie Licht, Wind, Bodenbeschaffenheit und die verfügbare Rankhilfe bestimmen, ob sich eine Art dauerhaft wohlfühlt. Während robuste Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Wein schnell und pflegeleicht Flächen begrünen, setzen blühende Arten wie Kletterrose oder Geißblatt vor allem gestalterische Akzente. Auch die gewünschte Wirkung, ob dichter Schatten, bunte Blüten oder saisonale Veränderungen, sollte bei der Auswahl berücksichtigt werden. 

Alles auf einen Blick:

  • Für die Fassadenbepflanzung stehen vier Möglichkeiten zur Verfügung: Selbstkletterer, Spreizklimmer, Gerüstkleterer und vorkultivierte Module. 
  • Möchten Sie die günstige Variante wählen und sowohl auf Kletterhilfe als auch auf Module verzichten, dann sollten Sie sicher sein, dass Ihre Fassade inktakt ist und Pflanzen wie den Efeu aushält. 
  • Je nachdem, welches System Sie wählen, kommt eine andere Bepflanzung infrage. Mobile Begrünungselemente wie bepflanzte Rankgitter, Kübel oder modulare Pflanzkästen erlauben es, Fassaden zeitweise zu begrünen, ohne die Gebäudestruktur dauerhaft zu verändern. 
  • Beim wandgebundenen System, den sogenannten Living Walls sollten Sie auf vorkultivierte Module setzen. So profitieren Sie ab dem ersten Tag vom Fassadengrün.
  • Die Expertise eines Fachmanns gewährleistet, dass Pflanzenmodule technisch sicher eingebaut und optimal gepflegt werden, was die Investition schützt und das Mikroklima nachhaltig verbessert.

Überblick über die typischen Pflanzen für Fassadenbegrünung

PflanzeWuchsgeschwindigkeitPflegeaufwandBesonderheiten
Efeulangsamsehr gering
  • selbstklimmend
  • sehr robust
  • ganzjährig grün
Kletterhortensielangsamgering bis mittel
  • dekoratives Laub
  • Blüten im Sommer
  • haftet selbst
Geißblattmittelmittel
  • stark duftende Blüten
  • insektenfreundlich
  • benötigt Rankhilfe
Clematismittelmittel bis hoch
  • große Blütenvielfalt
  • Rankhilfe nötig
  • empfindlich gegenüber Trockenheit
Kletterroselangsam bis mittelhoch
  • viele Blüten
  • dornig
  • benötigt intensive Pflege (Schnitt, Düngung)
Wilder Weinschnell bis sehr schnellgering
  • schnellwachsend
  • spektakuläre Herbstfärbung
  • haftet selbst
Blauregenschnell (bei guter Etablierung)mittel bis hoch
  • üppige Blütentrauben
  • starkwüchsig
  • braucht stabile Rankhilfe und regelmäßigen Schnitt


Welche Faktoren müssen bei der Auswahl der Pflanzen berücksichtigt werden? 

Die Planung der Pflanzenauswahl für eine Fassadenbegrünung erfordert Fachkenntnisse und sollte die individuellen Gegebenheiten des Standortes sowie die gewünschten Zielarten berücksichtigen, um die bestmögliche Förderung der Biodiversität und Klimaresilienz zu erreichen. Auf folgende Faktoren sollten Sie achten: 

FaktorEigenschaften
Standortbedingung
  • Himmelsrichtung (Sonne, Halbschatten, Schatten)
  • Wind- und Wetterbelastung
  • Mikroklima (städtisch, ländlich, feucht, trocken)
Fassadeneigenschaften
  • Material und Zustand der Fassade (z. B. Putz, Klinker, Holz)
  • Tragfähigkeit für Rankhilfen oder Module
  • Dämmung und Feuchtigkeitsschutz
Pflanzeneigenschaften
  • Wuchsgeschwindigkeit und Gesamthöhe
  • Wuchsform (Selbstklimmer, Spreizklimmer, Gerüstkletterpflanzen, Module)
  • Blatt- und Blütenaspekte (immergrün, saisonale Blüte, Laubfärbung)
ökologische Faktoren
  • Beitrag zu Kühlung und Isolation (durch Verdunstungsprozesse)
  • Lebensraum für Insekten und Vögel
  • Verbesserung der Luftqualität
wirtschaftliche Aspekte
  • Initialkosten für Pflanzen und Rankhilfen
  • laufende Pflegekosten
  • mögliche Förderungen
  • langfristige Energieeinsparungen

Pflanzen für Fassadenbegrünung: Welche Arten gibt es?

  • Selbstklimmer (müssen kontrolliert werden, um unerwünschten Bewuchs an Fenstern oder Dächern zu vermeiden)
  • Spreizklimmer (brauchen Rankhilfe wie Netze, Gitter oder Seile)
  • Gerüstkletterer 
  • vorbepflanzte Pflanzenmodule

Für die Gebäudebegrünung eignen sich verschiedene Pflanzenarten, die je nach System und Standort unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Besonders bewährt haben sich Selbstkletterer wie Efeu oder Wilder Wein, die ohne Rankhilfe direkt an der Fassade haften. Diese Rankpflanzen sind robust, pflegeleicht und bieten schnellen Sichtschutz, brauchen aber einen intakten Untergrund, da ihre Haftwurzeln Schäden an der Hauswand verursachen können. Bei porösen oder beschädigten Oberflächen kann ihr Wachstum zu Abplatzungen und Verschlechterungen der Fassade führen. Spreizklimmer wie Kletterrosen oder Brombeeren brauchen eine Rankhilfe, sind dekorativ und bieten vielfältige Blütenfarben. Sie verursachen in der Regel keine direkte Beschädigung der Fassade, benötigen jedoch mehr Pflege und eine stabile Rankstruktur. Gerüstkletterpflanzen, etwa Wein, Blauregen oder Geißblatt, sind für umfangreichere Projekte geeignet, brauchen robuste Rankhilfen und bieten durch ihre dichtere Belaubung eine tolle optische Wirkung. Pflegeaufwand und Kosten sind hier höher, dafür sind Bauschäden selten, da sie nicht direkt an der Fassade haften. Im Gegensatz zu herkömmlichen Grünfassaden, bei denen ästhetische Aspekte und die Verfügbarkeit im Handel oft im Vordergrund stehen, liegt der Fokus bei biodiversitätsfördernden Systemen mit entsprechenden Modulen auf der Schaffung wertvoller Lebensräume für die lokale, einheimische Tierwelt. Die Pflanzenauswahl ist hier ein ganz entscheidender Faktor. Besonders geeignet sind Stauden, Farne und Gräser. Diese Pflanzen sind aufgrund ihrer kompakten Wuchsform, des oberflächlichen Wurzelsystems und ihrer Anpassung an begrenzten Substratraum ideal für vertikale Grünsysteme mit Pflanzmodulen. Die Module verfügen meist über eine automatisches Bewässerungssystem, sodass diese Pflanzenarten gut versorgt werden.

Welche Pflanzen eignen sich für die jeweiligen Systeme?

Die Auswahl der passenden Pflanzen hängt stark vom gewählten Begrünungssystem ab. Je nachdem, für welches System und welches Vorgehen Sie sich entscheiden, kommen andere Pflanzen infrage. Bodengebundene Varianten erlauben kräftige und tiefwurzelnde Kletterpflanzen, während troggebundene Systeme auf kompaktere Arten angewiesen sind. Für wandgebundene Lösungen wie Pflanzenmodule oder Living Walls wiederum eignen sich meist kleinbleibende, vielfältige Arten, die mit der technischen Versorgung durch Bewässerung und Düngung harmonieren.

Bodengebundene Begrünung

Diese Systeme sind die einfachste und am weitesten verbreitete Form der Fassadenbegrünung, bei der Pflanzen direkt im Erdreich wurzeln. Geeignete Pflanzenarten sind alle Formen von Kletterpflanzen, die entweder als Gerüstkletterpflanzen eine Kletterhilfe am Haus benötigen oder als Selbstklimmer eigenständig wachsen können. Dazu gehören: 

  • Efeu
  • Wilder Wein
  • Wildrosen
  • Waldrebe
  • Geißblatt

Zur Erhöhung des ökologischen Nutzens kann die bodengebundene Begrünung im Bodenbereich durch kleine Gehölze oder eine divers blühende Stauden-Unterpflanzung ergänzt werden. Es braucht drei bis zehn Jahre, um einen vollflächigen Bewuchs zu erreichen, wodurch das mikroklimatisches Potenzial erst spät voll ausgeschöpft wird. Natürlich ist es auch hier möglich, mit einem Klettergerüst zu arbeiten, zum Beispiel um den Efeu von der Fassade fernzuhalten und trotzdem von seinen Vorteilen zu profitieren.

Nahaufnahme von blühendem Efeu (Hedera helix) mit einer Wespe auf den gelbgrünen Blüten, umgeben von dichten, grünen Efeublättern.
Der Efeu ist nicht nur eine immergrüne Kletterpflanze, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vögel © Annimei / istockphoto.com

Troggebundene Begrünung

Für Tröge und Pflanzkübel geeignet sind 

  • alle Kletterpflanzen an Gerüsten,
  • Stauden, Sträucher und
  • die klassischen Urban Gardening-Pflanzen als Ergänzung.

Die Gestaltungsmöglichkeiten sind hier deutlich größer und vielfältiger als bei den bodengebundenen Systemen. Sie haben zudem die Möglichkeit, konventionelle Nistkästen einfach an den Rankhilfen zu befestigen. In zwei Jahren kann sich hier schon viel tun, bis zu vier Jahre müssen Sie aber rechnen, um einen vollflächigen Bewuchs pro Trogreihe zu erhalten.

Was ist Urban Gardening?
Urban Gardening bezeichnet das kultivierte Anlegen und Pflegen von Nutz- und Zierpflanzen auch auf kleinstem städtischen Raum. Zum Einsatz kommen dabei kompakte Gemüsearten wie Tomaten oder Paprika, Kräuter wie Basilikum, Rosmarin oder Schnittlauch sowie Beerenpflanzen wie Erdbeeren und Himbeeren. Ergänzt werden diese häufig durch essbare Blüten wie Kapuzinerkresse oder Ringelblumen und durch Zierpflanzen, die zur ökologischen Vielfalt beitragen. Charakteristisch ist die Anpassung der ausgewählten Arten an begrenzten Raum.

Wandgebundene Begrünung 

Diese Systeme ermöglichen es Pflanzen, an Wänden oder bestehenden Strukturen zu wachsen, oft ohne direkten Bodenanschluss, was sie für stark verdichtete Stadtbereiche geeignet macht. Sie bieten die größten Gestaltungsmöglichkeiten und ein hohes Potenzial für die Biodiversitätsförderung. Allerdings sind die Kosten für diese Fassadenbegrünung auch relativ hoch. Geeignete Pflanzenarten sind: 

  • Stauden
  • Kräuter
  • kleinere Obst- oder Gemüsepflanzen
  • Kräuter
  • immergrüne Pflanzen
  • Gräser
  • Farne

Die Systeme können mit vorgezogenen Pflanzen befüllt werden, sodass bereits nach vier bis acht Wochen ein dichter Bewuchs entsteht. Die Module können zudem mit Nistmodulen kombiniert werden. Farbspektren, Muster und Strukturen können individuell gewählt werden.



Vorkultivierte Pflanzmodule: Nach diesen Kriterien sollten Sie die Pflanzen wählen

einheimische Pflanzenarten: Das ist essenziell, da einheimische Tiere und Pflanzen evolutionär aufeinander abgestimmt sind, spezielle Wildbienenarten zum Besipiel die auf die Pollen bestimmter Pflanzengattungen angewiesen sind.

heterogene Pflanzenauswahl: Eine Vielfalt an Arten ist notwendig, um ein breites Spektrum an Wildbienen und anderen Bestäubern anzusprechen.

vielfältige Blütenformen: So wird eine breite Palette von Bestäubern unterstützt, da unterschiedliche Blütenformen Pollen, Nektar, Schlafplätze und Nistmaterial bieten können. Dazu gehören Doldengewächse, Korbblütler, Kreuzblütler, Lippenblütler, Raublattgewächse und Glockenblumengewächse

Farbspektrum der Blüten: Wildbienen und andere Bestäuber können UV-Licht wahrnehmen, aber kein Rot. Stark UV-absorbierende Blüten vor reflektierendem Blattgrün (z. B. weiße und gelbe Blüten) sind besonders attraktiv. 

ungefüllte Blüten: Bei biodiversitätsfördernder Bepflanzung werden ausschließlich Pflanzenarten mit ungefüllten Blüten verwendet.

Schon gewusst?
Ungefüllte Blüten erkennt man an einer einfachen Reihe von Blütenblättern und den deutlich sichtbaren Staub- und Fruchtblättern in ihrer Mitte. Sie sind ökologisch besonders wertvoll, da sie Insekten reichlich Pollen und Nektar bieten und so die Biodiversität fördern. Gefüllte Blüten hingegen wirken durch ihre Vielzahl an Blütenblättern zwar dekorativ, enthalten jedoch kaum verwertbare Blütenorgane und sind daher für Bestäuber weitgehend nutzlos.

abgestimmter Blühzeitraum: Das Pollen- und Nektarangebot sollte über den gesamten Flugzeitraum der Wildbienen (Anfang März bis Spätherbst) andauern.

Strukturreichtum: Eine Mischung aus verschiedenen Blattgrößen, -strukturen und -oberflächen erzeugt eine Vielfalt, die als Lebensraum, Baumaterial und Nahrungsangebot dient.

Nachtblüher: Spezielle Pflanzensorten blühen in den Abendstunden oder sogar nachts und ziehen damit auch die entsprechenden Insekten an. Diese wiederum sind wichtige Nahrungsquellen für Fledermäuse (z. B. Nachtkerze).  

Spontanvegetation: Einheimische, sich spontan ansiedelnde Pflanzen stellen einen Mehrwert für die Lebensraumvielfalt dar und sollten in angemessenem Maß integriert werden. Invasive, nicht einheimische Arten sind jedoch zu beobachten und gegebenenfalls zu entfernen.

Standort und Ausrichtung: Die Pflanzenauswahl muss an die jeweiligen Bedingungen (schattenliebend vs. sonnenliebend) und das regionale Artenvorkommen angepasst werden. 

Hitzeresistenz: Die gewählten Pflanzen sollten widerstandsfähig gegenüber Hitze und anderen Einflüssen wie Schadstoffen sein, um zur Klimaresilienz beizutragen. Beispiele hierfür sind Gewöhnliche Küchenschelle, Wiesen-Schafgarbe, Woll-Ziest, Echtes Seifenkraut, Wiesen-Salbei, Sand-Thymian und Sonnenhut.

Nahaufnahme von rosa Purpur‑Sonnenhut (Echinacea) mit orange‑braunen, kegelförmigen Blütenköpfen und zarten rosa Blütenblättern vor unscharfem grünem Gartenhintergrund.
Der Sonnenhut (Echinacea) ist widerstandsfähig gegen Trockenheit im Garten und eignet sich daher auch für Pflanzmodule an der Wand © jokuephotography / istockphoto.com

Darum ist die Hilfe eines Fachbetriebs wichtig

Es müssen verschiedene technische, ökologische und bauliche Aspekte berücksichtigt werden, um ein dauerhaft gesundes Wachstum und eine schadensfreie Begrünung sicherzustellen. Ein Fachmann prüft die Beschaffenheit und Tragfähigkeit der Fassade, wählt passende Pflanzenarten aus, die zu den Standortbedingungen wie Licht, Wind und Wasserverfügbarkeit passen, und stellt sicher, dass das Substrat und die Bewässerung optimal auf die Pflanzen abgestimmt sind. Zudem berücksichtigt er die maximale Wandlast, mögliche Zuglasten bei Rankhilfen und die richtige Entwässerung, um Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Durch diese professionelle Planung werden nicht nur optisch attraktive, sondern auch langlebige und ökologische nachhaltige Begrünungen möglich. Ohne fachmännische Beratung besteht das Risiko von Fehlbepflanzungen, unterversorgten Pflanzen oder baulichen Schäden, die zu hohen Kosten führen können.



Wie viel Pflegeaufwand ist zu erwarten?

SystemPflegeaufwandBegründung
bodengebundengering bis mittel
  • Pflanzen beziehen Wasser und Nährstoffe direkt aus dem Boden
  • meist genügt ein jährlicher Rückschnitt und gelegentliche Kontrolle (z. B. bei Haftwurzeln, die Schäden verursachen könnten)
  • zusätzliche Bewässerung ist nur in Trockenzeiten notwendig
troggebundenmittel
  • Pflanzen wachsen in Pflanztrögen oder Kübeln, die begrenztes Substrat bieten
  • benötigten Wurzelraum im Blick behalten
  • regelmäßige Bewässerung und Düngung erforderlich, da Nährstoffe schneller verbraucht sind
  • Kontrollschnitte und Substratpflege alle paar Jahre nötig
wandgebundenhoch
  • Pflanzen sitzen in speziellen Modulen direkt an der Fassade
  • konstante Bewässerung über ein Bewässerungssystem sowie regelmäßige Düngung erforderlich
  • höherer Kontroll- und Wartungsaufwand, da Ausfälle einzelner Pflanzen sofort sichtbar sind

Erfolgsbeispiel „Klimawände Stuttgart“: Diese Pflanzen wurden für die „Wilde Klimawand“ verwendet

Die „wilde Klimawand“, ein Projekt der Universität Stuttgart, beherbergt über 70 unterschiedliche Pflanzenarten auf circa 120 Quadratmetern und bietet ein Blühspektrum von März bis in den Spätherbst. [1] Die Auswahl der Pflanzen erfolgte nach den Tierarten, die in erster Linie angezogen werden sollten: 

Wildbienen: Echter Beinwell, Echter Hornklee, Gefleckte Taubnessel

Vögel: Altersform des Efeus und Disteln wie die Raue Gänsedistel

Fledermäuse: nektarreiche, intensiv duftende Wildpflanzen für die Abendstunden wie Gewöhnlicher Dost und Duftende Nachtkerze

Punktuell wurden zusätzlich Sträucher wie Stachelbeeren, Bachweiden, Alpen-Johannisbeere und Purpur-Weide eingesetzt. Arten wie die Raue Gänsedistel, der Löwenzahn und die Große Brennnessel haben sich im ersten Jahr spontan angesiedelt und waren sehr willkommen, da sie ökologisch wertvoll sind.

Unsere Expertin erklärt:
Ein einzelnes Modul misst 60 x 40 Zentimeter und ist mit 16 Pflanzen bestückt. Dadurch entsteht auf kleinem Raum eine bemerkenswerte Pflanzendichte. Entscheidend für das Gelingen ist jedoch ein durchdachtes Pflanzkonzept, das Arten gezielt gruppiert und gestalterisch sinnvoll strukturiert. Verwendet werden ausschließlich mehrjährige Pflanzen, die sich für den vertikalen Einsatz eignen. Tiefwurzelnde Arten sind hier weniger geeignet, da der begrenzte Substratraum ihre Entwicklung einschränkt.

Melina Wochner – wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart

Die Umsetzung einer solchen Living Wall ist technisch sehr aufwendig. Sie brauchen eine stabile Unterkonstruktion, eine verlässliche Wasser- und Stromzufuhr sowie ein durchdachtes Bewässerungs- und Düngesystem, damit die Pflanzen dauerhaft gesund bleiben. Da schon kleine Fehler in der Planung oder der Pflege zu Schäden an der Fassade oder zum Absterben der Pflanzen führen können, lässt sich ein solches Projekt nicht in Eigenregie umsetzen. Hier ist zwingend ein Fachbetrieb erforderlich, das Planen, die Installation und die laufende Wartung übernimmt. Gerade in Städten wird die Vertikalbegrünung aber immer beliebter, da sie selbst auf kleinen Flächen eine hohe ökologische Wirkung erzielt, Luft und Mikroklima verbessert und optisch sehr repräsentativ wirkt.



Welche baurechtlichen Besonderheiten muss ich beachten?

Fassadenbegrünung trägt wesentlich zur ökologischen und ästhetischen Aufwertung urbaner Lebensräume bei. Vor einer Umsetzung müssen jedoch rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden: In vielen Fällen ist eine Baugenehmigung erforderlich, insbesondere wenn das Gebäude baulich verändert oder das äußere Erscheinungsbild geprägt wird. Auch bautechnische Aspekte wie Tragfähigkeit und Brandschutz sind zwingend zu prüfen. Von besonderer Relevanz ist der Denkmalschutz, da er den optischen Charakter eines Gebäudes oder Ensembles bewahren soll; eine Begrünung ist hier nur nach vorheriger Abstimmung mit der zuständigen Behörde möglich. Daneben gilt auch für Privatpersonen das Naturschutzrecht, etwa im Hinblick auf den Schutz von Brutstätten geschützter Tierarten oder bei der Auswahl geeigneter, nicht-invasiver Pflanzenarten. Ebenso spielen nachbarrechtliche Vorgaben eine Rolle, da eine Begrünung nicht über die Grundstücksgrenze hinausgehen darf und Schäden Ersatzansprüche auslösen können. Schließlich sind bei Miet- oder Eigentumsverhältnissen vertragliche Regelungen und Zustimmungen, etwa vom Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft, zu beachten.


Profilbild der Gartenbau.org Fassadenbegrünungs-Expertin Melina Wochner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart.

ÜBER UNSERE EXPERTIN

Melina Wochner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart. Im Bereich „Umweltgerechtes Bauen für Menschen, Flora und Fauna“ verbindet sie Forschung mit aktivem Wissenstransfer in die Praxis und Lehre. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und gezielten Umsetzung nachhaltiger, biodiversitätsfördernder Bauweisen wie innovativen Systemen zur Gebäudebegrünung.

» Zur Webseite des Instituts für Akustik & Bauphysik


Fazit

Eine begrünte Fassade entfaltet ihr volles Potenzial nur mit der richtigen Pflanzenauswahl. Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Wein sind pflegeleicht und kostengünstig, während blühende Arten wie Geißblatt, Clematis oder Kletterrosen gestalterische Akzente setzen. Wer Wert auf ganzjährige Wirkung legt, greift zu immergrünen Pflanzen, während saisonale Blüher farbliche Highlights bieten. Wichtig ist, die Pflanzen an Standortbedingungen wie Licht, Wind und Fassadenhöhe anzupassen und ihren Pflegebedarf realistisch einzuschätzen. So entsteht ein Fassadengrün, das nicht nur optisch überzeugt, sondern auch dauerhaft gesund bleibt und einen echten Mehrwert für Gebäude und Umwelt bietet.

Fassadenbegrünung Pflanzen: Häufig gestellte Fragen

Eigentümer oder Mieter: Wer ist für die Pflege zuständig?

Grundsätzlich ist der Eigentümer für die Pflege der Fassadenbegrünung verantwortlich, da die Fassade Teil des Gebäudes ist. Mieter dürfen nur mit Zustimmung des Vermieters eine Begrünung anlegen und pflegen; in diesem Fall können sie auch für den laufenden Aufwand zuständig sein.

Wie schütze ich die Fassade meines Nachbarn vor „wanderndem“ Fassadengrün?

Ein klar abgegrenzter Pflanzbereich mit Rankhilfen, regelmäßiger Rückschnitt und die Wahl weniger wuchsfreudiger Arten verhindern, dass Pflanzen unkontrolliert zum Nachbargebäude übergreifen. Besonders bei starkwüchsigen Arten wie Efeu oder Blauregen ist es wichtig, die Triebe konsequent zu lenken und frühzeitig zu begrenzen. Und denken Sie daran: Grünschnitt gleich zu entsorgen, damit es auch hier keinen Grund zur Beanstandung gibt. 

Zieht Fassadengrün Schädlinge an?

Gut gepflegtes Fassadengrün zieht in der Regel keine Schädlinge an, sondern vor allem nützliche Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und Marienkäfer. Bei der richtigen Pflanzenauswahl und guter Pflege bleibt die Begrünung gesund und unproblematisch.

Muss ich bei einer begrünten Fassade mit mehr Vogelkot rechnen?

Begrünte Fassaden können Vögeln durchaus als Sitz- oder Nistplatz dienen, weshalb es in einzelnen Fällen zu mehr Vogelkot kommen kann. Wenn Sie das nicht wollen, dann setzen Sie auf Arten wie die Kletterhortensie oder die Clematis und achten Sie darauf, dass die Pflanzen regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie keine Nistplätze bieten.



Quellen

[1] „Die wilde Klimawand“. Universität Stuttgart – TIK, www.iabp.uni-stuttgart.de/forschung/Umweltgerechtes-Bauen-fuer-Menschen-Flora-und-Fauna/die-wilde-klimawand/. Zugegriffen 25. August 2025.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.