Bodengebundene Fassadenbegrünung zählt zu den natürlichsten und dauerhaftesten Formen der Begrünung. Dabei wurzeln die Pflanzen entweder direkt im Erdreich oder in großen Pflanztrögen, die ausreichend Substrat und Wasser für ein langfristiges Wachstum bereitstellen. Diese Systeme überzeugen durch ihre Robustheit, vergleichsweise geringe technische Anforderungen und die Möglichkeit, eine große Pflanzenvielfalt einzusetzen. Ob direkt ins Beet gepflanzt oder troggebunden entlang der Fassade positioniert sind bodengebundene Begrünungen eine nachhaltige Lösung, um Gebäudehüllen zu verschönern, das Mikroklima positiv zu beeinflussen und Lebensräume für Insekten und Vögel zu schaffen.
- Alles auf einen Blick:
- Was versteht man unter bodengebundener Fassadenbegrünung?
- Anforderungen an die bodengebundene Fassadenbegrünung
- Klimaresilienz: Diese 7 Gründe sprechen für Fassadengrün
- Welchen Anteil hat das Gebäudegrün bei der Biodiversitätsförderung?
- Auf was muss ich bei der Pflege einer bodengebundenen Fassadenbegrünung achten?
- Welche Pflanzen eignen sich für das bodengebundene Fassadengrün?
- Wie funktioniert die Bewässerung bei bodengebundenem Fassadengrün?
- Welche Kosten entstehen bei der bodengebundenen vertikalen Begrünung?
- Fazit
- Bodengebundene Fassadenbegrünung: Häufig gestellte Fragen
- Quellen
Alles auf einen Blick:
- Bei der bodengebundenen Fassadenbegrünung wurzeln die Pflanzen direkt im Erdreich am Haus oder in großen Pflanztrögen auf verschiedenen Ebenen.
- Das Pflanzen direkt in den Boden ist die kostengünstigste Variante von Fassadengrün und kann schon ab 10 Euro pro Quadratmeter umgesetzt werden, während troggebundene Systeme mit Rankhilfen und Bewässerung deutlich teurer sind.
- Die laufenden Pflegekosten bleiben überschaubar und liegen bei etwa 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter im Jahr. Hier können Sie allerdings viel sparen, wenn Sie Arbeiten wie den Rückschnitt oder die Bewässerung selbst übernehmen.
- Während Pflanzen im Erdreich die meiste Zeit im Jahr mit natürlicher Bodenfeuchtigkeit auskommen, ist bei troggebundenen Begrünungen ein zusätzliches Bewässerungssystem sinnvoll.
- So verbindet die bodengebundene Fassadenbegrünung einen geringen technischen Aufwand mit hohem ökologischen Nutzen und ist damit ein besonders praktikabler Weg, Gebäude grün zu gestalten.
Was versteht man unter bodengebundener Fassadenbegrünung?
Die bodengebundene Fassadenbegrünung ist im Vergleich zur wandgebundenen Fassadenbegrünung eine Form der Vertikalbegrünung, bei der die Pflanzen im Bereich der Hauswand wurzeln und sich von dort aus an der Fassade oder einer Rankhilfe emporranken. In der Regel geschieht dies direkt im Erdreich, was diese Methode zur einfachsten und am weitesten verbreiteten Form der Fassadenbegrünung macht. Zur bodengebundenen Begrünung zählen auch die troggebundene Systeme, bei denen die Pflanzen in große, dauerhaft installierte Pflanztröge gesetzt werden, die mit ausreichend Substrat und oft auch mit integrierten Bewässerungssystemen ausgestattet sind. Diese Lösung eignet sich insbesondere dann, wenn kein direkter Erdkontakt möglich ist, zum Beispiel bei dichten innerstädtischen Bebauungen, bei Häusern mit vielen Balkonen, über Tiefgaragen oder an Standorten mit versiegelten Flächen. Diese Varianten bietet flexible Einsatzmöglichkeiten und ist auch bei schwierigen Standorten umsetzbar.

Welche Unterschiede gibt es zwischen direkter und troggebundener Bepflanzung?
Aspekt | direkte bodengebundene Bepflanzung | troggebundene Bepflanzung |
---|---|---|
Standortvoraussetzungen | benötigt freien Erdkontakt am Fassadenfuß | auch auf versiegelten Flächen, Tiefgaragen oder Innenhöfen möglich |
Wurzelausbreitung | natürliche und tiefreichende Wurzelentwicklung im Boden | begrenztes Wurzelvolumen durch Troggröße und damit planungsintensiver |
Pflanzenauswahl | breites Spektrum, auch großwüchsige Arten möglich | eher begrenzt, da Volumen, Substrat und Nährstoffe kontrolliert werden müssen |
Bewässerung | oft durch Regen und Bodenfeuchtigkeit ausreichend | meist zusätzliche Bewässerungssysteme notwendig (automatisch oder manuell) |
Pflegeaufwand | gering bis mittel, abhängig von Pflanzenart | höher, da Substrat und Bewässerung kontrolliert werden müssen |
Kosten | relativ gering (Boden vorbereiten, Pflanzen setzen) | deutlich höher (Trogkonstruktion, Substrat, Technik, ggf. Statikprüfung) |
Flexibilität | dauerhafte Lösung, Standort ist festgelegt | flexible Platzierung und Gestaltung, ggf. auch rückbaubar |
Einsatzbereiche | vor allem bei Gebäuden mit Grünstreifen, Gärten oder unversiegeltem Boden | städtebaulich verdichtete Räume, Innenstädte, Plätze mit wenig Grünfläche |
Anforderungen an die bodengebundene Fassadenbegrünung
Wurzelraum: Es ist ein ausreichend großer, durchwurzelbarer Raum im Erdreich erforderlich, idealerweise eine Pflanzgrube von mindestens 50 cm Tiefe und einem Volumen von einem Kubikmeter, je nach Pflanzenart auch mehr.
Substrat: Die Verwendung eines geeigneten Pflanzsubstrats ist ähnlich wie bei der wandgebundenen Fassadenbegrünung wichtig, insbesondere in städtischen Gebieten, wo gegebenenfalls der Füllboden ausgetauscht werden muss.
Wasser- und Nährstoffversorgung: Die Selbstklimmer und Gerüstkletterer versorgen sich in einem durchlässigen Boden weitgehend selbstständig mit Wasser und Nährstoffen. Bei Neupflanzungen im urbanen Raum oder bei Trockenstress kann jedoch ein Wassermanagement bzw. eine zusätzliche Bewässerung erforderlich sein.
Kletterhilfen: Abhängig von der Pflanzenart können Kletterhilfen wie Netze, Gitter oder Seile notwendig sein, insbesondere bei windigen Standorten. Selbstklimmer wie Efeu oder Wilder Wein können ohne solche Hilfen wachsen, es wird jedoch oft eine Kletterhilfe als zweite Ebene empfohlen, um Risiken und Schäden durch die Haftwurzeln an der Hauswand zu vermeiden.
Klimaresilienz: Diese 7 Gründe sprechen für Fassadengrün
1. Milderung des urbanen Wärmeinsel-Effekts: Städte weisen aufgrund wärmespeichernder Baumaterialien wie Beton, hoher Flächenversiegelung und dunkler Oberflächen (z.B. Asphalt) oft deutlich höhere Temperaturen auf als das Umland, man spricht hier vom sogenannten städtischen Wärmeinsel-Effekt. Grüne Fassaden können, genau wie ein Dachgarten dem entgegenwirken, indem sie sich weniger stark aufheizen als massive Gebäudeoberflächen und die Wärmeabstrahlung in den Stadtraum reduzieren
2. Verbesserung der Energie- und Strahlungsbilanz: Begrünte Fassaden haben eine geringere Wärmespeicherkapazität als unbegrünte massive Bauteile. Sie verhindern die direkte Sonneneinstrahlung auf die Fassade, wodurch diese sich weniger aufheizt und weniger langwellige Wärme in die Umgebung abgibt. Dies führt zu kühleren Oberflächen und einer besseren Energiebilanz.
3. Kühlung durch Verdunstung: Pflanzen verdunsten über ihre Blattoberflächen Wasser. Dieser Prozess entzieht der Umgebung Wärme und kühlt die umgebende Luft ab. An heißen Tagen erhöhen Pflanzen ihre Verdunstungsleistung gezielt, um sich selbst vor Überhitzung zu schützen und eine stärkere Kühlung zu erzielen. Die „Wilde Klimawand“ in Stuttgart konnte beispielsweise an einem heißen Sommertag über 720 Liter Wasser verdunsten, was der Kühlleistung von etwa drei großen Stadtbäumen oder 7 bis 10 Klimaanlagen entspricht. [1]
4. Reduzierung des Heiz- und Kühlbedarfs: Die Beschattung und Kühlung durch Fassadenbegrünungen senkt die Oberflächentemperaturen der Gebäudehülle. Dies führt zu einem reduzierten Wärmeeintrag ins Gebäude im Sommer und kann den Bedarf an Klimaanlagen verringern. Im Winter können vertikale immergrüne Pflanzen an der Wand eine isolierende Wirkung haben und Heizwärme im Gebäude halten, während laubabwerfende Pflanzen im Winter Sonnenlicht durchlassen und solare Wärmegewinne ermöglichen. Effekte, die langfristig nicht zu unterschätzen sind.
5. Schutz der Bausubstanz: Fassadenbegrünungen schützen die Gebäude vor direkten Witterungseinflüssen wie Hagel, Starkregen und extremer Sonneneinstrahlung. Dies puffert Temperaturschwankungen ab und trägt langfristig zum Erhalt der Materialqualität der Bauteile bei, indem es Materialermüdung und Rissbildung vorbeugt.
6. Erhöhung des Komfortempfindens: Begrünte Fassaden verbessern das Mikroklima, indem sie die Umgebung kühlen, Feinstaub filtern und so die Luftqualität erhöhen. Das wirkt sich direkt auf das Wohlbefinden der Menschen aus, reduziert Hitzestress und schafft ein angenehmeres Raumklima. Gleichzeitig hat das zusätzliche Grün eine beruhigende Wirkung, senkt Stress und steigert die Lebensqualität im städtischen Raum.
7. Lärmminderung: Grüne Fassaden können schallabsorbierende Eigenschaften haben. Die „Wilde Klimawand“ erreichte beispielsweise die Schallabsorberklasse A, was bedeutet, dass fast die gesamte auftreffende Schallenergie absorbiert wird. Dies kann zur Reduzierung von Umgebungsgeräuschen in dicht besiedelten Gebieten beitragen.
Welchen Anteil hat das Gebäudegrün bei der Biodiversitätsförderung?
Fassadenbegrünungen leisten einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Biodiversität, insbesondere in stark verdichteten und versiegelten urbanen Räumen, in denen hochwertige Grünflächen fehlen. Als „vertikale Gärten“ schaffen sie neue Naturflächen und bieten Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Schon das Belassen von abgestorbenem Pflanzenmaterial und trockenen Stängeln über den Winter kann Insektenlarven und -puppen Schutz bieten und Vögeln gleichzeitig als Nahrungsquelle oder Baumaterial dienen.
Das ökologische Potenzial lässt sich durch die gezielte Integration von Habitat-Systemen noch erheblich erweitern. So können beispielsweise
- Niströhren aus Schilf,
- Totholzelemente,
- Lehm-Sand-Gemische für bodennistende Insekten oder
- Nistkästen für Vögel und Fledermäuse
direkt in die Begrünung eingebunden werden. Entscheidend ist dabei eine fachgerechte Ausführung.
Auf was muss ich bei der Pflege einer bodengebundenen Fassadenbegrünung achten?
Die Pflege einer bodengebundenen Fassadenbegrünung ist entscheidend für ihre langfristige Wirkung und ihre ökologische Qualität. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass Pflanzen gesund wachsen, Rankhilfen stabil bleiben und weder Fenster noch Dachrinnen überwuchert werden. Während direkt im Erdreich gepflanzte Systeme häufig mit natürlicher Bodenfeuchtigkeit auskommen, benötigen sie in Trockenphasen zusätzliche Bewässerung. Troggebundene Begrünungen sind hingegen dauerhaft auf eine gezielte Wasser- und Nährstoffversorgung angewiesen, da das Substrat nur begrenzte Vorräte bereithält. Ebenso wichtig ist eine biodiversitätssensible Pflege: Rückschnitte sollten außerhalb der Brutzeiten von Vögeln und der Schlupfzeiten von Insekten erfolgen, abgestorbenes Pflanzenmaterial kann über den Winter als wertvoller Lebensraum belassen werden, und ungeschnittene Teilbereiche schaffen zusätzliche Rückzugsorte. Auch die technische Kontrolle gehört dazu, denn Rankhilfen, Seilsysteme und Befestigungen müssen regelmäßig überprüft werden, um Schäden durch Lasten oder Feuchtigkeit zu vermeiden.
Welche Pflanzen eignen sich für das bodengebundene Fassadengrün?
Die Auswahl einheimischer Pflanzenarten ist essenziell, da diese evolutionär auf die lokale Tierwelt abgestimmt sind und spezialisierten Arten wie bestimmten Wildbienenarten, die nur Pollen einer spezifischen Pflanzengattung sammeln, Nahrung und Lebensraum bieten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass Sie darauf achten, Pflanzen zu verwenden, die ungefüllte Blüten haben, denn nur so haben Bestäuber wie Bienen die Möglichkeit, an die Pollen zu kommen. Am besten ist ein Nektar-, Pollen- und Beerenangebot vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Beim troggebundenen System ist das möglich, indem zusätzlich zu den Kletterpflanzen noch Stauden oder Pflanzen aus dem Urban Gardening gepflanzt werden. Strukturreichtum durch eine Mischung aus verschiedenen Blattgrößen, -strukturen und -oberflächen erzeugt so eine lebendige Heterogenität, die als Lebensraum, Baumaterial und Nahrungsangebot dient. Arbeitet man direkt mit dem Erdreich, wählt man in der Regel einen Selbstklimmer wie den Efeu oder eine Gerüstkletterpflanze wie die Kletterrose oder die Kletterhortensie, aber auch ein Obstbaum kann eine Alternative sein.

Bei der Auswahl der Pflanzen für die Fassadenbegrünung sollte man nicht vergessen, auch an die Tiere zu denken und Arten wählen, die Nahrung und Schutz bieten für Vögel, Schmetterlinge, Wildbienen und Nachtfalter. Lässt es sich umsetzen, dann sind nicht nur früchtetragende Varianten gut, sondern auch nektarreiche, intensiv duftende Pflanzen, die ab dem Abend blühen. Solche Arten können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Fledermäuse anzuziehen. Die Tiere sind ausgezeichnete Insektenjäger und leisten einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Schädlingskontrolle. Eine einzige Fledermaus kann in einer Nacht mehrere Tausend Mücken, Motten und andere Insekten fressen – ein unschätzbarer Vorteil gerade in urbanen Gebieten. Darüber hinaus gelten sie als Indikator für eine intakte Umwelt: Wo Fledermäuse vorkommen, ist meist auch ein vielfältiges Nahrungsangebot und ein gesundes Ökosystem vorhanden. Durch spezielle Nisthilfen in Fassadenbegrünungen können geeignete Quartiere geschaffen werden, die den Tieren Schutz bieten und gleichzeitig das ökologische Potenzial der Grünfassade erweitern.

Selbstkletterer wie Efeu oder Wilder Wein haften direkt an der Fassade und können sich ohne zusätzliche Hilfen emporarbeiten. Sie sind besonders unkompliziert, da kein Gerüst oder Rankseil erforderlich ist, stellen jedoch höhere Ansprüche an die Beschaffenheit der Wand, die intakt und widerstandsfähig sein muss. Rankpflanzen mit Kletterhilfe hingegen benötigen Seile, Gitter oder andere Gerüststrukturen, eröffnen dafür aber eine größere Vielfalt an Blütenfarben, Düften und Wuchsformen. Neben der Wuchsform unterscheidet man auch zwischen pflegeleichten Arten, die mit wenig Aufwand gedeihen und oft immergrün sind, und anspruchsvolleren Varianten, die spezielle Boden-, Licht- oder Schnittbedingungen benötigen, dafür aber oft besonders attraktive Blüten oder Früchte hervorbringen. So lässt sich die Fassadenbegrünung ganz nach den eigenen Vorstellungen gestalten, entweder als pflegearmes, dauerhaft grünes Kleid oder als artenreiche, blühende Inszenierung, die über das Jahr hinweg immer neue Eindrücke bietet.

Wie funktioniert die Bewässerung bei bodengebundenem Fassadengrün?
Die Bewässerung bei bodengebundenem Fassadengrün hängt stark davon ab, ob die Pflanzen direkt im Erdreich wurzeln oder in Trögen gepflanzt sind. Direkt im Boden versorgen sich die meisten Arten weitgehend selbstständig über das natürliche Regenwasser und die Bodenfeuchtigkeit. Lediglich in längeren Trockenphasen, wie sie durch den Klimawandel häufiger auftreten, ist zusätzliches Gießen notwendig, insbesondere bei jungen Pflanzen, deren Wurzeln das tiefere Erdreich noch nicht erreicht haben. Bei troggebundenen Systemen ist die Situation anders: Da die Pflanzen hier nur ein begrenztes Substratvolumen zur Verfügung haben, trocknet dieses schneller aus und speichert weniger Wasser. Deshalb sind integrierte Bewässerungssysteme, beispielsweise Tropfleitungen oder automatische Bewässerungsanlagen mit Feuchtigkeitssensoren, fast immer empfehlenswert. Zusätzlich sollte das Substrat regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls mit Nährstoffen ergänzt werden, damit die Pflanzen vital bleiben. Insgesamt gilt: Je natürlicher der Bodenkontakt, desto einfacher gestaltet sich die Bewässerung. Bei troggebundenen Begrünungen ist hingegen eine sorgfältige und technisch unterstützte Wasserversorgung entscheidend, um die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit der Pflanzen zu sichern.
Wo liegen die Grenzen dieser Begrünungsform?
Nicht jedes Gebäude verfügt über ausreichend freien Boden am Fassadenfuß – in dicht bebauten Quartieren oder auf Flächen mit Tiefgaragen fehlt oft der nötige Platz für Pflanzstreifen. Auch die Nähe zu Fundamenten, Leitungen oder Nachbargrundstücken kann einschränkend wirken und verlangt sorgfältige Planung. Selbstkletternde Arten können zudem problematisch sein, wenn die Fassade Risse oder Schäden aufweist, da die Pflanzenwurzeln in die Bausubstanz eindringen und langfristig Schäden verursachen können. Ein weiterer limitierender Faktor ist der Wasserhaushalt: Direkt im Erdreich wurzelnde Pflanzen sind zwar robuster, können aber in längeren Trockenperioden unter Stress geraten, während troggebundene Systeme dauerhaft eine technische Bewässerung benötigen. Zudem erfordern viele kletternde Arten regelmäßige Pflege- und Rückschnittarbeiten, was den Aufwand im Vergleich zu anderen Begrünungsformen erhöhen kann. Schließlich bleibt die Gestaltungsfreiheit begrenzt: Während modulare Systeme nahezu beliebige Pflanzenkombinationen ermöglichen, ist man bei bodengebundenen Begrünungen auf solche Arten angewiesen, die langfristig in die Höhe wachsen und an den Standort angepasst sind.
Welche Rolle spielt die bodengebundene Fassadenbegrünung in der Stadtplanung der Zukunft?
In der Stadtplanung der Zukunft wird die bodengebundene Fassadenbegrünung eine immer wichtigere Rolle spielen. Sie trägt entscheidend zur Klimaanpassung bei, indem sie Hitzeinseln reduziert, Luftqualität verbessert und das Mikroklima positiv beeinflusst. Dank ihrer vergleichsweise einfachen Umsetzung lässt sie sich sowohl im Neubau als auch im Bestand integrieren und stellt damit eine niedrigschwellige Möglichkeit dar, urbanes Grün zu erweitern. Besonders großes Potenzial entfaltet sie in der Kombination mit anderen Begrünungssystemen wie der begehbaren Dachbegrünung.
Welche Kosten entstehen bei der bodengebundenen vertikalen Begrünung?
Für die bodengebundene Fassadenbegrünung fallen im Vergleich zu anderen Systemen relativ geringe Kosten an, besonders wenn Eigenleistung eingebracht wird. Die Investitionskosten hängen von der Pflanzenwahl und dem technischen Aufwand ab: Selbstklimmer ohne Rankhilfe sind ab 10 Euro pro Quadratmeter die günstigste Variante, ein Klettergerüst können Sie auch selbst gestalten, zum Beispiel mit Seilen.
Werden Gerüstkletterpflanzen mit Rankhilfe in einem troggebundenen professionell umgesetzten System eingesetzt, liegen die Kosten bei rund 200 bis 300 Euro pro Quadratmeter, mit zusätzlichem Bewässerungssystem bei 250 bis 350 Euro pro Quadratmeter, jeweils inklusive Planung, Pflanzen, Rankhilfen und Installation. Die laufenden Pflegekosten sind überschaubar und betragen meist 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter und Jahr, wobei diese durch Eigenarbeit deutlich reduziert werden können. Zusätzliche Ausgaben für Wasser und Strom entstehen nur bei eingebauten Bewässerungssystemen und bewegen sich in einem geringen Rahmen. Darüber hinaus können weitere Kosten für Fachplanung, spezielle Konstruktionen, Bodenaustausch oder die Integration von Habitat-Elementen anfallen. Insgesamt gilt die bodengebundene Begrünung jedoch als die kostengünstigste und am weitesten verbreitete Form der Fassadenbegrünung, die bei richtiger Planung sowohl in der Anschaffung als auch in der Pflege ökonomisch attraktiv bleibt.
Fazit
Die bodengebundene Fassadenbegrünung vereint ökologische, gestalterische und wirtschaftliche Vorteile und stellt damit eine besonders attraktive Form der Fassadenbegrünung dar. Sie ist technisch vergleichsweise unkompliziert und kostengünstig umzusetzen. Gleichzeitig verbessert sie das Mikroklima, schafft Lebensräume für Tiere und trägt zur Biodiversität in der Stadt bei. Ihre Grenzen liegen vor allem in den baulichen Gegebenheiten und dem vorhandenen Platzangebot, doch gerade in Kombination mit anderen Begrünungssystemen kann sie zu einem entscheidenden Baustein einer klimaangepassten Stadtentwicklung werden.

ÜBER UNSERE EXPERTIN
Melina Wochner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Akustik und Bauphysik (IABP) der Universität Stuttgart. Im Bereich „Umweltgerechtes Bauen für Menschen, Flora und Fauna“ verbindet sie Forschung mit aktivem Wissenstransfer in die Praxis und Lehre. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und gezielten Umsetzung nachhaltiger, biodiversitätsfördernder Bauweisen wie innovativen Systemen zur Gebäudebegrünung.
Bodengebundene Fassadenbegrünung: Häufig gestellte Fragen
Wie verändert eine begrünte Fassade das soziale Miteinander in einer Nachbarschaft?
Begrünte Fassaden machen Häuser attraktiver und steigern das Zugehörigkeitsgefühl der Anwohner. Sie schaffen Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, fördern Begegnungen und laden zu Gesprächen ein. Wenn Nachbarn gemeinsam bepflanzen oder pflegen, entstehen zusätzliche soziale Bindungen und ein stärkeres Miteinander.
Lässt sich bodengebundenes Fassadengrün mit Kunst und Lichtinstallationen kombinieren?
Beleuchtung an begrünten Fassaden ist zwar gestalterisch reizvoll, kann aber Pflanzen und Tiere stören. Mit warmem, zurückhaltendem Licht und Zeitsteuerung lässt sich der Effekt nutzen, ohne den ökologischen Wert zu beeinträchtigen.
Kann eine begrünte Fassade Teil der Gesundheitsvorsorge in Städten sein?
Begrünte Fassaden können tatsächlich zur Gesundheitsvorsorge in Städten beitragen. Sie kühlen die Umgebung, filtern Schadstoffe aus der Luft und verringern so die Belastung durch Hitze und Feinstaub. Gleichzeitig wirken sie auf die Psyche stressreduzierend und fördern das Wohlbefinden, indem sie natürliche Elemente in den urbanen Alltag zurückbringen. [2]
Welche Rolle spielen Wärmedämmverbundsysteme bei der Fassadenbegrünung?
Bei Gebäuden mit WDVS ist besondere Vorsicht geboten, da die gedämmten Fassadenflächen empfindlich auf Durchdringungen und zusätzliche Lasten reagieren. Für Selbstklimmer sind solche Wände ungeeignet, da die Haftwurzeln Schäden an der Oberfläche verursachen können. Geeignet sind vor allem Rankpflanzen mit Kletterhilfen, die über Abstandshalter montiert werden und die Dämmung nicht direkt belasten. Bei vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden können Pflanzen mithilfe unterstützenden Rankhilfen aus Metall sicher klettern, ohne die Bausubstanz zu gefährden.
Quellen
[1] „Die wilde Klimawand“. Universität Stuttgart – TIK, www.iabp.uni-stuttgart.de/forschung/Umweltgerechtes-Bauen-fuer-Menschen-Flora-und-Fauna/die-wilde-klimawand/. Zugegriffen 25. August 2025.
[2] Studie: Grünflächen in Städten fördern psychisches Wohlbefinden“. Zi-mannheim.de, 29. Juli 2019, www.zi-mannheim.de/institut/news-detail/studie-gruenflaechen-in-staedten-foerdern-psychisches-wohlbefinden.html.