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Terrassenbau

Terrassenbau: Das Gartenbau.org Experten-Interview

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 28. Juli 2023
Lesedauer: 11 Minuten
© Feverpitched / isotckphoto.com

Eine Terrasse ist eine Erweiterung des Wohnraums nach außen. Doch was früher oft nur ein gefliester Anbau an das Wohnzimmer war, wird heute zum echten Lebensraum, selbst Outdoor-Küchen werden immer beliebter. Wer seine Terrasse optimal gestalten möchte, braucht in der Regel einen Profi – denn beim Selbstbauen kann einiges schiefgehen. August Forster, jahrelang Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, ist Teil eines Familienunternehmens, das bereits seit Generationen von und für Gartenarbeit lebt. Er und sein Kollege Yannick Krüger aus dem Bereich Gartenkonzeption haben im Gespräch mit Gartenbau.org erklärt, worauf es beim Terrassenbau ankommt. 


Yannick Krüger links und August Forster rechts, jahrelang Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau

Über unsere Experten
August Forster (rechts), ehemaliger Präsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V., ist Geschäftsführer der Forster Garten- und Landschaftsbau GmbH. Er und sein Kollege Yannick Krüger (links) aus dem Team Planung & Konzeption sind Experten rund um den Terrassenbau.

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Vor der Umsetzung steht die Planung. Was muss ich denn auf jeden Fall im Vorfeld bedenken? 

Das Wichtigste ist erst einmal, sich klarzumachen, wozu die Terrasse dienen soll. Denn es macht einen Unterschied, ob ich sie als Frühstücksterrasse nutzen möchte oder als einen Ort für den Feierabend – die Ausrichtung ist hier entscheidend. Dann muss ich mich natürlich damit auseinandersetzen, welchen Belag ich möchte und wenn es zum Beispiel eine stark sonnenexponierte Lage ist, brauche ich etwas um zu schattieren. Aber auch eine Überdachung, die einen Regenschauer abhält, hat ihre Vorteile. Und was Sie natürlich nie bei der Planung vergessen sollten: Inwiefern ist die Terrasse einsehbar von Nachbarn oder Passanten? Welchen Schutz brauche ich hier vor fremden Blicken? 


Esstischgruppe auf einer großen Holzterrasse mit Sitzgruppe im Hintergrund

Terrasse planen

 In diesem Überblicksartikel gibt es Tipps für eine erfolgreiche Terrassenplanung sowie einige Ideen für eine kreative Gestaltung.

Bildnachweis: © KatarzynaBialasiewicz / istockphoto.com


Sie sagten, ich müsse bei dem Wunsch nach einer Terrasse die Ausrichtung im Blick behalten. Aber nehmen wir mal an, es handelt sich um ein Reihenhaus. Dann habe ich doch diesbezüglich wenig Gestaltungsmöglichkeit? 

In einem solchen Fall haben wir die klassische Terrasse – ausgehend vom Wohnzimmer – im Blick. Aber Sie haben doch auch in einem Reihenhausgarten die Möglichkeit, den Blickwinkel zu ändern. Zum Beispiel, indem Sie die Terrasse an die andere Seite des Grundstücks machen. Das hat unter anderem den Vorteil, dass Sie Ihr Haus betrachten können. Aber natürlich haben Sie mehr 

Gestaltungsmöglichkeiten, wenn Sie ein freistehendes Haus haben. Wir haben einen Kunden, der hat sich von uns bereits vor vielen Jahren fünf verschiedene Terrassen in seinen Garten bauen lassen – für jeden Zweck eine. Und er ist heute noch sehr zufrieden mit seiner Gartenlösung.

Kommt es oft vor, dass potenzielle Kunden Vorstellungen haben, die sich so vor Ort nicht umsetzen lassen? 

Das kommt natürlich schon vor, gerade, wenn das Grundstück am Hang liegt, dann kollidieren die Vorstellungen schon mal mit dem, was umsetzbar ist. Oder was zu einem bestimmten Preis umsetzbar ist. Das spielt natürlich auch immer eine Rolle – genau wie gründliche und fundierte Beratung. Die Frage des für das Projekt zur Verfügung stehenden Budgets sollte von Anfang an beantwortet sein. Denn es macht ja keinen Sinn, wenn ich Ihnen ein Angebot mache für den schönsten, aber auch teuersten Naturstein, wenn das Budget dafür nicht zur Verfügung steht. Aber gerade das ist ja auch ein großer Punkt bei kompetenter Beratung: Alternativen finden, die genau so schön sind und ebenso viel Freude machen. Wir haben bei uns zum Beispiel die sogenannte Forster Selection: Das sind Materialien, die wir über viele Jahre kennen, einbauen und wissen, dass sie nicht nur aus nachhaltiger, möglichst regionaler Produktion kommen, sondern auch langlebig sind. Schließlich wollen wir nicht am Kunden experimentieren. 

Gibt es einen Punkt, bei dem Sie sagen würden, hier würde ich beim Terrassenbau auf keinen Fall sparen? 

Man kann ja die tollsten Sachen planen, aber wenn man das Geld nicht dafür hat, dann bringt das nichts. Wenn ich ein begrenzteres Budget habe, dann gibt es schon Möglichkeiten, das eine oder andere einzusparen, für Wasserablaufrinnen zum Beispiel Stahl statt Edelstahl zu verwenden. Wo wir aber auf keinen Fall sparen würden, ist das Terrassenmaterial selbst. Im Prinzip ist immer der Lohnanteil der höhere Anteil und der ist bei günstigem Holz genauso wie bei höherwertigem Holz. Da lohnt es sich auf jeden Fall, das höherwertige Material zu nehmen. 

Kann ich mir eine Terrasse eigentlich auch selbst bauen? 

Wenn man weiß, wie es geht, ist es immer einfach. Aber es gibt ein paar technische Regeln, die man beachten muss, wie zum Beispiel, dass eine Holzterrasse keinen Kontakt zum Erdreich haben sollte oder man bei der Unterkonstruktion gleichmäßig und nicht mit wilden Abständen arbeitet, auch abhängig von der Deckbrettdichte. Im Prinzip kann man sich mit handwerklichem Geschick eine Terrasse selbst bauen. Sie müssen dabei allerdings berücksichtigen: Das klingt alles so leicht. Nur wird bei vielen Anleitungen auf Probleme, die auftreten können, nicht hingewiesen. Und dann kann das Projekt richtig teuer werden.

Brauche ich für eine Terrasse ein Fundament? Oder kann ich zum Beispiel eine Holzterrasse auch direkt auf Rasen verlegen? 

Sie brauchen immer einen tragsicheren Untergrund. Mit Fundamenten im klassischen Sinn sollte heute aber nicht mehr gearbeitet werden, das ist, ich möchte fast schon sagen, eine Todsünde für Ihren Garten. Teilweise wird es zwar auch heute noch gemacht, weil es sich beim Hausbau anbietet, aber es ist und bleibt ein unverrückbares Bauteil, das organische Gestaltungsmöglichkeiten verhindert. 

Was Sie aber in der Regel in unseren Breitengraden brauchen, ist eine frostsichere Unterkonstruktion und dabei müssen Sie beachten, wo sich die Terrasse befindet und wie dick die Frostschutzschicht, das kann auch Schotter sein, sein muss. Gerade eine Holzterrasse braucht immer eine Unterkonstruktion, am besten aus demselben Holz wie die Deckblätter, damit es sich bei Hitze und Kälte gleich verhält. Der beste konstruktive Holzschutz ist die Belüftung: Das bedeutet, dass keine Hölzer direkt übereinander liegen und sie mit kleinen Abstandshalter voneinander getrennt sind. Aber Sie können auch Streifenfundamente aus Kantensteinen oder Platten bauen, auf die Sie die Terrasse aufbringen. 


Terrassenbauer mit gelben Handschuhen verlegt graue Betonpflasterplatten im Haushof auf Sandfundamentsockel

Fundament Terrasse

Beim Bau einer neuen Terrasse im Garten ist auch die Sicherheit entscheidend. Deshalb ist es wichtig, ein für den jeweiligen Terrassentypen passendes Fundament zu errichten.

Bildnachweis: Smitt / istockphoto.com


Nehmen wir an, ich kaufe ein Haus mit einer alten Terrasse – würden Sie mir raten, diese zu sanieren? Oder ist es effektiver, neu aufzubauen? Von welchen Kriterien hängt das ab? 

Das hängt mit dem Zustand der Terrasse zusammen. Ist es noch möglich, die Steine zu reinigen? Ist das Holz noch gut? Können die Fugen bearbeitet werden? Ist allerdings die Oberfläche nicht mehr in Ordnung, dann wäre es Murks. Der alte Belag muss dann weg und die Unterkonstruktion muss überprüft und eventuell auch ausgetauscht werden. Was natürlich auch geht: Wenn Sie bei einem Altbau eine geflieste Terrasse in gutem Zustand haben, dass Sie darauf aufbauend eine Holzterrasse setzen. Allerdings muss die Höhe des Austritts das natürlich hergeben. 

Hinzu kommt: Sind die Platten noch in Ordnung, dann kann man sie sauber machen und neu verlegen. Wenn der Unterbau ordentlich gemacht ist, kann so eine Terrasse Jahrzehnte halten. Kommt es allerdings zu Absackungen oder Abspülungen, dann ist das ein Grund für einen Rückbau. 


Beton wird bei der Terrassensanierung auf Terrasse als Bodenbelag angebracht

Terrasse sanieren

Was eine Terrassensanierung ist, welche Möglichkeiten es gibt und wie Sie dabei vorgehen, das erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Bildnachweis: Bobcat Beasley / stock.adobe.com


Apropos Austritt. Eine Terrasse ist in den meisten Fällen ja direkt am Haus. Wie kann ich sie denn am besten abdichten? 

Sie müssen auf alle Fälle darauf achten, dass kein Wasser in den Innenbereich laufen kann, zum Beispiel auch bei einem Starkregen. Es gibt eine bautechnische Regel, die besagt, dass eine wasserführende Schicht 15 Zentimeter unter der

Fertighöhe des Fußbodens liegen muss, mit einer Stufe kann man hier überbrücken. Um das Wasser abzuleiten, baut man zum Beispiel eine perforierte Fassadenrinne ein, die zu einem versickerungsfähigen Untergrund führt. 

Was wir in diesem Zusammenhang auf jeden Fall immer empfehlen, ist, zunächst die Hausabdichtung zu prüfen und mögliche Feuchtigkeitsschäden aufzudecken. Eventuell müssen Sie hier zunächst einmal mit Abdichtungen arbeiten. Das gilt speziell dann, wenn Sie eine neue Terrasse an eine bestehende Hausfassade anlegen möchten. 

Wie kann ich denn eine Terrasse am besten pflegen? Muss ich immer Spezialmittel verwenden, die zum jeweiligen Belagstyp passen oder kann ich einfach ab und zu mal mit dem Hochdruckreiniger darüber gehen? 

Die regelmäßige Pflege einer Terrasse ist wichtig, das sogenannte „Kärchern“ aber ist das Schlechteste, was Sie machen können. Egal, welcher Belag das ist. Denn auch, wenn das Ergebnis auf den ersten Blick phantastisch scheint, mit einem solchen Hochdruckgerät rauen Sie immer die Oberfläche auf, sie wird porös und der Schmutz wird von Jahr zu Jahr schlimmer. 

Oft bildet sich auf der Terrasse ja auch Moos. Braucht man zur Beseitigung ein Spezialmittel? 

Am besten helfen hier eine rotierende Bürste und Wasser, ein entsprechendes Gerät gibt es auch im Heimwerkerbereich. Wenn Sie Ihre Terrasse ein- bis zweimal im Jahr richtig schrubben, dann bekommen Sie Moose, Schmutz und Algenbeläge am ehesten ab, und das ganz pflanzenunschädlich. Denn Sie müssen ja bedenken, jedes giftige Mittel, das Sie verwenden, bekommen Ihre Terrassenpflanzen und mindestens auch die angrenzenden Beete ab. Es gibt aber auch biologische Mittel, mit denen Sie Ihre Terrasse im Frühjahr behandeln können, das Ergebnis ist dann aber eher matt. 


Handwerker verlegt WPC Dielen beim Terrassenbau

Was kostet eine Terrasse?

Es gibt viele Faktoren, die den Preis einer Terrasse beeinflussen können und die man nicht auf den ersten Blick bedenkt. Unser Artikel bietet einen Überblick über die Kosten, die beim Bau in Ihrem Garten anfallen.

Bildnachweis: ronstik / istockphoto.com


Sie haben viele Jahre Berufserfahrung, Ihr Unternehmen gibt es bereits seit Generationen. Was würden Sie sich für den Bereich Terrassenbau wünschen? 

Wir würden uns wünschen, dass die „ehrlichen Materialien“ wieder mehr in den Vordergrund kommen so wie Holz und echte Natursteinplatten. Gerade Materialien wie das ja nicht gerade günstige WPC verarbeiten wir zum Beispiel gar nicht. Zum einen sehen und spüren Sie sofort, dass es ein künstliches Material ist – es sieht oft aus, als hätte jemand die Bretter mit dem Filzstift angemalt. Und zum anderen verändern diese Oberflächen durch UV-Strahlung ihre Farbe so sehr, dass sie einfach nach einer Zeit nicht mehr ansehnlich sind und man sie entsprechend häufig

austauschen muss. Außerdem halten wir das Material für ökologisch nicht vertretbar, weil es sich um ein Verbundmaterial handelt, das sehr schwer zu entsorgen ist. Wir sagen immer: Wenn Sie die Optik von Holz möchten, dann nehmen Sie doch am besten Holz. 



Was halten Sie in diesem Zusammenhang zum Beispiel von Thermoesche? 

Im Prinzip ist das, salopp gesagt, Eschenholz, das frittiert worden ist. In unseren Tests haben sich diese Hölzer im Terrassenbau nicht dauerhaft bewährt. 

Recycling und Nachhaltigkeit sind ja auf allen Gebieten ein wichtiges Thema, das auch in Ihrem Unternehmen groß geschrieben wird … 

Ja, das Thema hat es in sich. Nehmen wir zum Beispiel mal Beton – der Werkstoff selbst ist natürlich nicht klimaneutral. Aber es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, die produzieren klimaneutral und manche recyclen auch alte Betonplatten. Auf der anderen Seite ist Natursteinmaterial aus der Region an sich zwar klimaneutral, aber auch der Herstellungsprozess erfordert Energie. Selbst bei Holz ist es nicht einfach, die beste Variante zu finden. Wir arbeiten in diesem Zusammenhang am liebsten mit der Gebirgslärche. Sie wächst auf tausend Meter Höhe, ihr Holz ist dicht und langlebig. Dieses Holz ist zum Beispiel eine echte Alternative zu Tropenhölzern. Es färbt sich genauso grau, stammt aber aus nachhaltigem Anbau, in dem regelmäßig aufgeforstet wird. 

Um sich eine Vorstellung machen zu können, wie teuer kommt mich denn eine Terrasse mit Gebirgslärche?

Sie können bei einer Gebirgslärche-Terrasse inklusive aller Unterkonstruktionen, dem Material und den entsprechenden Abdichtungen mit 300 bis 400 Euro pro Quadratmeter rechnen. Im Vergleich dazu kostet Natursteinzeug etwa 250 Euro pro Quadratmeter. Aber das sind natürlich nur Anhaltspunkte. Transparenz bei der Beratung und Angebotserstellung sind hier genauso wichtig wie Sorgfalt bei der Projektabwicklung. Bei uns wird zum Beispiel jeder Arbeitsschritt festgehalten und nachvollziehbar dokumentiert. So haben unsere Kunden alle Kosten stets im Blick.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.