Die Veredelung von Rosen zu deren Vermehrung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Fachwissen und ist somit meist nur den Mitarbeitern von Gartenbetrieben vorbehalten. Eine gängigere Methode, Rosen zu vermehren, ist das Pflanzen sogenannter Stecklinge. Gartenbau.org hat für Sie Funktionsweise sowie Vor- und Nachteile beider Methoden zusammengefasst!
Das Züchten von Rosengewächsen ist bei Hobbygärtnern äußerst beliebt. Manch einer genießt die Herausforderung der Pflanzenveredelung, erfreut sich an einer vielfältigen, selbst herangezogenen Rosenpracht oder möchte unbedingt seine mitunter Jahrzehnte alte historische Rosensorte vermehren. Dem Laien gelingt dies mit dem Setzen von Stecklingen – bei privaten Gärtnern weit verbreitet, da sich neben Strauch-, Rambler- und Kletterrosen besonders Bodendeckerrosen für diese Methode eignen. Zwar sind die Anwachsergebnisse bei einigen Beet- und Edelrosen eher unzureichend und die generelle Erfolgsquote liegt insgesamt bei etwa 30 Prozent; Abhilfe schafft man sich jedoch, indem einfach mehrere Ableger der zu vermehrenden Rose geschnitten und gepflanzt werden. Gärtnereien hingegen veredeln ihre Rosensorten. Die Pflanzenveredelung eignet sich besonders für Kulturrosen und verspricht ein schnelleres Anwachsen blühte-prächtiger Schönheiten.
Die Stecklingsvermehrung von Rosen
Die Stecklingsvermehrung und Beschneidung Ihrer Rosen sollte im Spätsommer, etwa gegen Ende August, angegangen werden. Hierzu schneidet man einen bereits verblühten, gut verholzten Trieb der Rose ab. Dieser Trieb ist idealerweise fünf Augen lang und etwa bleistift-dick. Zu beachten ist hier, dass sämtliche Arbeiten gewissenhaft und mit sauberem Werkzeug ausgeführt werden, um keine Krankheiten auf das Gewächs zu übertragen. Das oberste fünf-gliedrige Blatt wird stehen gelassen, jedoch eingekürzt, um eine zu hohe Wasserabgabe des Stecklings zu vermeiden. Aus selbigem Grund werden alle weiteren Blätter so nah wie möglich am Trieb abgeschnitten.
Der so entstandene Steckling wird nun einfach in mäßig feuchte Erde im Garten gesteckt. Sogar ein Kübel auf der Terrasse eignet sich hierzu. Rosen sind Tiefwurzler – das Erdreich sollte deshalb zunächst mindestens 30 Zentimeter tief und locker sein. Die generellen Standortbedingungen entsprechen selbstverständlich denen einer normal verpflanzten, wurzelnackten Rose. So sollte der Steckling ebenfalls im Halbschatten stehen. Ein sauberes Einmachglas, welches über den Steckling gesetzt wird, sorgt für einen wachstums-stimulierenden Treibhaus-Effekt. Damit der Steckling nicht unverhofft beginnt zu faulen, sollte das Glas jedoch regelmäßig kurzzeitig entfernt werden, um das vermehrte Rosengewächs zu lüften.
Wie lange es dauert, bis die Rosen ein ausreichend kräftiges Wurzelwerk ausgebildet haben, um eventuell umgepflanzt werden zu können, ist von Rosensorte zu Rosensorte unterschiedlich. Zwar treiben die meisten Stecklinge schon frühzeitig aus und entwickeln mitunter sogar Blüten, zumeist besteht das Wurzelwerk hier jedoch lediglich aus feinen Haarwurzeln, welche beim Umpflanzen größtenteils abbrechen würden. Daher empfiehlt es sich umso mehr, schon beim erstmaligen Pflanzen der Stecklinge einen passenden Standort für das längerfristige, ungehinderte Anwachsen der Rosen zu wählen. Grundsätzlich ist die Stecklingsvermehrung der Rosen also arbeitstechnisch relativ unkompliziert, gilt jedoch als recht langwierige Methode, da Sie bis zur vollständigen Wurzelbildung mitunter bis zu drei Jahre einplanen müssen.
Rosen mittels Veredelung vermehren
Eine weitere Möglichkeit, Rosen zu vermehren, bildet die sogenannte Veredelung. Diese dient hauptsächlich zur Vermehrung von Kultur- und Edelrosen und wird fast ausschließlich von Zucht- und Gärtnereibetrieben durchgeführt. Der Grund hierfür: die Rose lässt sich schneller vermehren, da kein neues Wurzelwerk ausgebildet werden muss. So kann die Nachfrage des Marktes besser gedeckt und auch die Beschaffenheit der Rosen durch gezieltes Einzüchten verbessert werden.
Eine Edelrose mag zwar wunderschön blühen, besitzt jedoch auch möglicherweise ein schwaches Wurzelwerk. Beim Veredeln werden oberirdisch schöne Rosenpflanzen mit einer wuchskräftigen „Unterlage“ gekreuzt. Als Unterlage dient hier meist ein kurzes, bewurzeltes Triebstück einer Wildrose. Mittels sogenannten Okulierens wird nun ein Auge der zu vermehrenden Rose in dieses Triebstück transplantiert. Der Profi macht dies mit einem speziellen, besonders scharfen Okuliermesser, mit dem ein T-Schnitt in die Rinde des Triebstückes geritzt wird. Hier wird das Auge der Rose eingesetzt, aus dem dann letztlich die eigentliche Edelrose austreibt. Um die Veredelungsstelle vor Dreck, Austrocknung und mechanischen Verletzungen zu schützen, wird die Wunde mit einem Folienband verschlossen.
So stark wie jedoch das Wurzelwerk der letztlich vermehrten, „zusammengesetzten“ Rose besteht, so sehr stellt diese Veredelungsstelle den wunden Punkt der Pflanze dar. Dieser Punkt ist mechanisch- und frostempfindlicher als der Rest des Gewächses. Das Wurzelwerk der Unterlage versorgt die aufgesetzte Rose mit Nährstoffen. Ist die Veredelungsstelle beschädigt, so können die Triebe mitunter nicht zureichend versorgt werden, um ordentlich zu wachsen. Der gleiche Effekt entsteht, wenn die Unterlage eigenständig austreibt – es bilden sich sogenannte „Wildlinge“, welche unterhalb der Veredlungsstelle wachsen und so der eigentlichen Rose Nährstoffe entziehen.
Es zeigt sich also: die Vermehrung einer Rose mittels Veredelung ist durchaus schneller und für Kulturrosen geeigneter als die Stecklingsvermehrung, jedoch bedarf die empfindliche Veredelungsstelle eines besonderen Winterschutzes und vergleichsweise viel Pflege, um das Wachstum der aufgesetzten Rose garantieren zu können.