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Baumpflege

Obstbaumschnitt: Tipps zu Zeitpunkt, Methoden & Co

Margarethe Lohneis
Verfasst von Margarethe Lohneis
Zuletzt aktualisiert: 30. September 2022
Lesedauer: 10 Minuten
© triocean - istockphoto.com

Damit Ihre Obstbäume jedes Jahr aufs Neue viele Früchte tragen und obendrein gesund bleiben, ist ein regelmäßiger Obstbaumschnitt extrem wichtig. Das heißt unter anderem, dass Sie zu schnell wachsende Äste entfernen und zum richtigen Zeitpunkt zum Beispiel einen Erziehungsschnitt durchführen. So können die Bäume besonders gut wachsen. Allerdings können nicht alle Obstbaumarten im Garten gleichermaßen geschnitten werden. Worauf es beim Obstbaumschnitt im Detail ankommt, das erklären wir Ihnen in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick:

  • Der Obstbaumschnitt ist wichtig, damit die Bäume in Ihrem Garten später eine reiche Ernte ermöglichen.
  • Die Äste müssen geschnitten werden, damit der Obstbaum dauerhaft gesund und vital bleibt.
  • In der Regel werden Apfelbaum und Co in der Zeit von November bis März geschnitten. Andere Obstbäume, wie zum Beispiel die Aprikose, werden im Sommer geschnitten.
  • Es gibt vier Schnittarten für Ihre Obstbäume: den Pflanzschnitt, den Erziehungsschnitt, den Erhaltungsschnitt und den Verjüngungsschnitt.
  • Der sogenannte Erhaltungsschnitt kann aber auch in den Sommermonaten erfolgen.
  • Es ist wichtig, alle toten Äste zu entfernen, damit die übrigen ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden.
  • Für den Baumschnitt brauchen Sie das passende Werkzeug wie zum Beispiel eine Bypass-Schere mit einer entsprechend scharfen Schneide.


Obstbaumschnitt: was, wann & warum

Obstbäume wie der Apfelbaum im Garten müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden, um sie vor Krankheiten zu schützen und eine erfolgreiche Obsternte im Herbst zu garantieren. Es gibt verschiedene Formen von Rückschnitt wie zum Beispiel den Erziehungsschnitt. Da man – abgesehen von Süßkirschen und Aprikosen – im Winter kurz vor dem Frühling schneidet, sprechen Fachleute auch vom Winterschnitt.

Was versteht man unter einem Obstbaumschnitt?

Der Obstbaumschnitt ist der Rückschnitt der Obstbäume. Wie andere Gehölze auch, müssen Obstbäume regelmäßig geschnitten werden, damit sie danach gut wachsen können. Dies hat den Zweck, dass sie gesund bleiben und durch die richtige Pflege viel Ertrag bringen. Da immer die Spitze mit Nährstoffen versorgt wird, sollte der Mitteltrieb der höchste Punkt bleiben. Im Allgemeinen kann man sagen: Wenige große Schnitteingriffe sind besser als viele kleine. Schon das Entfernen von ein bis zwei Ästen kann im nächsten Jahr deutliche Unterschiede bringen.

Der Obstbaumschnitt ist deshalb so wichtig, weil die Bäume – werden sie nicht geschnitten – offener für Krankheiten sind. Außerdem geht zu viel Energie an totes Gehölz verloren. Dann fehlen die Nährstoffe, um prächtiges Obst auszubilden.

EXPERTENTIPP:
„Viele gehen beim Obstbaumschnitt zu radikal vor. Nehmen wir mal einen älteren Baum, zum Beispiel einen Apfelbaum. Wenn Sie den ganz radikal zurückschneiden, haben Sie am Schluss möglicherweise nur noch Wassertriebe und kein Obst mehr.“

» Zum Profil von Baumpfleger Volker Wonner

Welche Schnittarten gibt es für Obstbäume?

Fachleute unterschieden vier verschiedene Schnittmethoden beim Obstbaumschnitt – je nach Lebensalter der Bäume und ihrer Entwicklung. Wachstum, Blüte und Früchte sollen nach dem richtigen Schnitt in einem guten Verhältnis stehen.

Pflanzschnitt

Der Pflanzschnitt erfolgt in der Regel direkt nach dem Pflanzen – bei einer Herbstbepflanzung allerdings erst im darauffolgenden Frühjahr. Dabei werden die Zweige, die später die Form der Krone bestimmen sollen, gekürzt. Alle unnötigen Triebe unterhalb der künftigen Krone werden beseitigt.

Erziehungsschnitt

Auch junge Obstbäume sollten beschnitten werden, damit sie in Ihrem Garten gut wachsen können. In den ersten drei bis sieben Jahren nach der Pflanzung sprechen Fachleute vom Erziehungsschnitt. Beim jährlichen Erziehungsschnitt werden stabile Tragäste und fruchtbare Seitentriebe gestärkt. Um weitere Seitenzweige zu provozieren, wird der senkrechte Leittrieb, die sogenannte Stammverlängerung, gekürzt.

Erhaltungsschnitt

Nach spätestens sieben Jahren kommt der Erhaltungsschnitt. Dabei werden unter anderem senkrechte Wasserschosse und ältere, schwächere Astteile entfernt. Der Erhaltungsschnitt dient dazu, die Krone zu schützen und größere, qualitativ bessere Früchte zu erhalten.

Verjüngungsschnitt

Diese Schnittart brauchen Sie zum Beispiel bei einem alten Apfelbaum, wenn dieser deutlich weniger Äpfel trägt als sonst oder jahrelang nicht beschnitten wurde. Dazu im März die Krone auslichten und alte Äste entfernen. Die daraufhin entstehenden Wassergeschosse immer gleich wieder ausschneiden. Im nächsten Jahr können Sie dann wieder mit einem guten Ertrag rechnen und zum Erhaltungsschnitt zurückkehren.

Was muss ich beachten?

Grundsätzlich haben Obstbäume unterschiedliche Bedürfnisse, sodass Sie jeden für sich betrachten sollten. Ein Apfelbaum ist nicht das gleiche wie ein Kirschbaum. Im Groben können Sie beim Obstbaumschnitt in Kernobst und Steinobst unterteilen. Ganz wichtig: Schneiden Sie Obstbäume zum richtigen Zeitpunkt, um nicht nur eine schöne Krone, sondern auch viel Ertrag an Obst zu erhalten.

Wie und wann sollte ich einen Kernobstbaum schneiden?

Kürzen eines Apfelbaums
© kdrygalski – istockphoto.com

Zum klassischen Kernobstbaum gehören beispielsweise Birnbaum oder Apfelbaum. Kernobst hat häufig ein sehr starkes Triebwachstum, weshalb es sinnvoll sein kann, Neutriebe, die zu lang sind, auch während der Sommermonate zu kürzen. Dabei sollten aber lediglich die Triebe entfernt werden, die dafür sorgen, dass an das Innere der Krone keine Sonne gelangt.

Bei Birnbäumen ist vor allem auf die sogenannten Wasserreiser und auf die Konkurrenztriebe zu achten. Wachsen diese zu stark, sollten Sie umgehend schneiden, damit der Rest optimal mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird.

Im Winter sollten Sie gründlich ausästen und abgestorbene Äste und Zweige entfernen. Außerdem ist es wichtig, Fruchtholz, das nach unten hängt, zu entfernen.

Damit der Obstbaum sich bis zur nächsten Saison gut erholen und dann weiter wachsen kann, wird der Schnitt in der Regel in den Herbst- und Wintermonaten – also in der Zeit von November bis März – durchgeführt. Der optimale Zeitpunkt ist der späte Winter, also Februar und März, bevor die starken Triebe und Knospen kommen. Man spricht hier von Winterschnitt. Würden Sie den Obstbaum beispielsweise im Frühjahr zurückschneiden, hätte er vor der Blüte nicht mehr genügend Zeit, um sich zu erholen und Sie müssten auf die leckeren Früchte weitestgehend verzichten.

Wichtiger Tipp:
Auch, wenn es Winterschnitt heißt: Schneiden Sie Ihre Obstbäume nicht bei Frost! Um gesunde Bäume zu behalten, ist es wichtig, dass Sie sie erst nach mehreren frostfreien Tagen schneiden. Andernfalls kann der Frost den durch den Schnitt ohnehin geschwächten Baum noch mehr beeinträchtigen. Auch ein zu schwacher Rückschnitt kann angreifbar machen.

Um den Baum vor Frost und Kälte zu schützen, ist übrigens ein spezieller Winterschutz sinnvoll. Denn nicht nur das Schneiden, auch die richtige Pflege sorgen für gesundes Wachstum in Ihrem Garten.

Besonderheit: So schneiden Sie Steinobstbäume

Bei Steinobst, zu dem beispielsweise Kirschen, Pfirsiche und Mirabellen gehören, sollte zweimal pro Jahr ein Schnitt erfolgen. Den „Erziehungsschnitt“, also der Schnitt, der notwendig ist, um die richtige Form zu erhalten, führen Sie im Frühjahr durch, und zwar kurz vor der Blütezeit. Den Erhaltungsschnitt wiederum führen Sie im Sommer nach der Ernte durch.

Ist der Baum ausgewachsen, können Sie ihn problemlos großzügig auslichten, damit ausreichend Sonne in die Baumkrone gelangt.

Je nach Obstart ist ein starker oder weniger starker Rückschnitt notwendig:

  • So müssen Sie bei Sauerkirschen, Aprikosen und Pfirsichen durchaus großzügig verschneiden.
  • Bei Pflaumen, Süßkirschen oder Mirabellen reicht jedoch ein mäßiger Rückschnitt aus.

Sie sind unsicher, welchen Baum Sie wie zurückschneiden können? Fragen Sie am besten einen Fachmann um Rat.



Professioneller Obstbaumschnitt

Der Schnitt ist für Obstbäume und ihre Früchte lebenswichtig. Wenn Sie damit keine Erfahrung haben oder Ihnen die richtigen Werkzeuge fehlen, sollten Sie diese Arbeit an einen Profi übergeben.

Welche Vorteile bietet der Profi?

Wenn Sie sich mit dem Obstbaumschnitt auskennen oder bereits andere Pflanzen zurückgeschnitten haben, ist es für Sie sicherlich kein Problem, Obstbäume selbst zu schneiden. Im Netz finden sich zahlreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Doch bedenken Sie, dass ein falsch zurückgeschnittener Obstbaum Sie im schlimmsten Fall die gesamte Ernte kosten kann.

Schon gewusst?
Manche Baumschulen und Gartenbaubetriebe bieten Kurse an, in denen Sie erfahren, wie Sie was am besten schneiden. Hier lohnt sich das Nachfragen, denn die Fachleute geben im Rahmen solcher Veranstaltungen immer auch für Laien gut umsetzbare Tipps.

Trauen Sie sich den Baumschnitt nicht zu, ist es immer empfehlenswert, sich an einen Profi zu wenden. Zuständig hierfür ist der Gärtner.

Vorteile, wenn Sie einen Profi mit dem Schneiden von Obstbäumen beauftragen:

  • Schneller und professioneller Rückschnitt der Äste, der die nächste Ernte sichert.
  • Der Profi weiß, welche Schnittart er anwenden muss und wann zu verschneiden ist.
  • Profis kennen die Baumbedürfnisse. Sie können daher mit dem Schnitt für optimale Pflege sorgen.
  • Sie sparen sich viel Zeit und Aufwand und müssen sich nicht in die Thematik „Schnitt und Frucht“ einarbeiten.

Logo des Baumpflege-Experten Volker Wonner

Über unseren Experten

Volker Wonner, Baumpfleger aus Wakendorf II, ist Experte für Baumpflege- und Gartenarbeiten. Obstbaum- und Heckenschnitte, Totholzentfernung und Gehölzschnitte sind unter anderem seine Spezialisierungen. Bei Rückfragen steht er Ihnen gerne zur Verfügung.

» Zum Profil von Baumpfleger Volker Wonner


Was kostet der Obstbaumschnitt vom Profi?

Die Kosten für den Baumschnitt durch den Profi hängen natürlich auch davon ab,

  • wie groß der Baum ist,
  • um welche Art von Obstbaum es sich handelt,
  • wie alt der Baum ist,
  • wie zugänglich er ist,
  • wie lange die Äste schon nicht mehr beschnitten wurden,
  • welches Werkzeug dafür notwendig ist und ob eine Entsorgung der abgeschnittenen Austriebe durch das Unternehmen erfolgen soll.
Gartenabfälle von Obstbaumschnitt zur Entsorgung
© Animaflora – istockphoto.com

Bei alten Bäumen ist es zudem oft mehr Aufwand. Ist der Baum schwer zugänglich oder sind aus Sicherheitsgründen besondere Maßnahmen wie ein Baumkletterer notwendig, wird es natürlich teurer. Ein einfach zu schneidender Baum ist nicht so kostspielig, etwa 60 Euro plus Anfahrt und eventuell Container – zumindest wenn es nicht viel länger als eine Stunde dauert. Pauschal lässt sich aber nicht sagen, was ein Baumschnitt kostet. Umso wichtiger ist es, dass Sie nach der Baumbesichtigung durch das Unternehmen eine konkrete Kosteneinschätzung erhalten.



Welche Werkzeuge brauchen Sie zum Verschneiden von Obstbäumen?

In der Regel werden Sie zum Schneiden der Äste spezielle Astscheren, zum Beispiel eine Ambossschere oder eine Bypass-Schere, mit der Sie besonders präzise schneiden können, verwenden. Bedenken Sie aber, dass jede Schnittstelle ein starker Eingriff ist und dazu führen kann, dass sich Krankheitserreger oder Pilze einnisten können. Achten Sie daher darauf, die Schere immer gut zu reinigen, damit nicht Krankheitserreger von einer Pflanze auf die andere übergehen können, wenn Sie schneiden.

Es ist wichtig, für den Baumschnitt scharfe Astscheren zu verwenden. Je schärfer die Schere, desto glatter wird der Schnitt und desto geringer ist das Risiko, dass der Baum geschwächt wird.

Fazit

Ihre Obstbäume sollten Sie regelmäßig schneiden. Denn das ist sowohl für Steinobst- als auch für Kernobstbäume wichtig. Es dient nicht nur dazu, viel zu ernten. Es sorgt auch dafür, dass der Baum möglichst lange vital bleibt. Daher müssen auch junge Obstbäume zurechtgeschnitten werden. Wann der richtige Zeitpunkt ist, um den Obstbaum zu schneiden und altes Gehölze zu entfernen und wie Sie dabei am besten vorgehen, damit der Austrieb nicht negativ beeinflusst wird, richtet sich nach der Art des Baumes und danach, wie groß er bereits gewachsen ist. Normalerweise werden Obstbäume jedoch in den Wintermonaten geschnitten, da sie dann bis zur neuen Saison ausreichend Zeit haben, sich wieder zu erholen.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.