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Tiere im Garten

Bienengarten anlegen: der bienenfreundliche Garten

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 28. Juli 2022
Lesedauer: 11 Minuten
© Dirk Vegelahn / istockphoto.com

Der Lebensraum von Bienen und anderen nützlichen Insekten wird immer kleiner. Das liegt nach wie vor unter anderem an Pestiziden, die in der Landwirtschaft verwendet werden. Aber nicht nur. Auch Monokulturen oder die Tatsache, dass Gärten bienenunfreundlich und ohne wilde Ecken gestaltet werden, macht es den nützlichen kleinen Tieren, die so wichtig sind für unser Ökosystem, schwer. Und wenigstens hier können wir alle angreifen, mit einem bienenfreundlichen Garten oder bienenfreundlichen Balkonblumen, mit heimischen Wildstauden und nektarreichen Blüten.

Alles auf einen Blick

  • Richtig gestaltete Grünflächen mit bienenfreundlichen Sträuchern dienen allen Insekten als wichtiger Lebensraum.
  • Auch, wenn sie schön aussehen – gefüllte Blüten sind für Bienen völlig ungeeignet. Abwechslungsreiche Beete mit bienenfreundlichen Blumen, die schön blühen, sind für die Tiere dagegen gute Nektarquelle.
  • Jeder Garten sollte neben geeigneten Blumen und bienenfreundlichen Pflanzen auch über eine sichere Trinkwasserquelle und Versteckmöglichkeiten für die Insekten verfügen.

Definition

Das Insektensterben lässt sich nicht mehr leugnen. Und daran sind wir Menschen schuld. Auch in der Landwirtschaft vernichten wir nach wie vor vermeintliche Schädlinge mit Pestiziden und arbeiten mit Monokulturen, die die Vielfalt auslöschen. Umso wichtiger sind vielseitige Gärten mit bienenfreundlichen Stauden und Orten, die sich auch für Wildbienen und Hummeln eignen.

Wozu brauche ich einen bienenfreundlichen Garten?

Schädlinge in dem Sinne gibt es in der Insektenwelt gar nicht. In der Natur hat jedes Wesen seinen Platz und seine Berechtigung. Denn, was wir für Schädlinge halten, das ist für andere wichtiges Futter. Oder wird verkannt. Denn zum Beispiel ist der Unterschied zwischen Bienen und Wespen gar nicht so groß, wie man immer denkt.

Übrigens:
Wespen sind alles andere als unnütz. Denn genau wie Bienen und Hummeln bestäuben sie zahlreiche Blüten und schaffen so die Grundvoraussetzung für eine Obsternte. Die Feigenwespen zum Beispiel sind die einzigen Bestäuber dieser Pflanze. Zudem helfen sie dem Menschen, Schädlinge im Garten zu minimieren, indem sie sie einfach auffressen. Hornissen gehören übrigens ebenfalls zu den Wespen. Ein Volk vernichtet pro Tag 500 Gramm Stechmücken und Co.

Was sind die Ursachen fürs Bienensterben?

  • Zerstörung des Lebensraumes
  • Monokulturen
  • falsche, weil nicht nutzbare Blüten (gefüllte Blüten)
  • Bienenschädlinge wie die Varroamilbe
  • Bodenversiegelung
  • Klimawandel

Warum ist eine insekten- und bienenfreundliche Gartengestaltung sinnvoll?

Wenn Sie bienenfreundlich gärtnern, dann tragen Sie dazu bei, dass die Bienen und andere Insekten einen idealen Lebensraum finden, zum Beispiel mit geeigneten Versteckmöglichkeiten und Wasserstellen. Und natürlich bietet ein solcher Garten leicht zugänglichen Nektar. Denn, was wir nicht vergessen dürfen: Ohne Nektar gibt es nicht nur keinen Honig, sondern auch kein Obst, kein Gemüse, keine Blumen, nicht einmal Getreide. Das Bienensterben muss also unbedingt verhindert werden und wir alle können aktiv unseren Teil dazu beitragen.

Schon gewusst?
Um die Menge Honig für ein einzelnes Brötchen herzustellen, fliegen Bienen rund 3.000 Kilometer. Für ein Glas Honig fliegt eine Bienen im Durchschnitt zweimal um die gesamte Erde. Je mehr Angebot allerdings zur Verfügung steht, umso mehr Kraft spart sich das nützliche Tier.

Was brauche ich für einen bienenfreundlichen Garten?

Um die überlebenden Bienen und Insekten zu schützen und dabei zu helfen, sie wieder zu vermehren, können Sie mit einem bienenfreundlichen Garten einen eigenen Beitrag leisten. Ein bienenfreundlicher Garten eignet sich hierfür besonders gut. Und es kostet noch nicht einmal besonders viel Zeit und Geld einen solchen Garten anzulegen. Sie brauchen:

  • bienenfreundliche Stauden und Blüten
  • Hohlräume zum Verstecken
  • Wasserstellen, die für die Tiere gut zugänglich sind

Ein Insektenhotel wie eine wirksame Nisthilfe für Wildbienen und eine sinnvolle Investition, sofern es gut durchdacht ist. Denn es gibt welche zu kaufen, die sogar schädlich sind für die Tiere. Am besten bauen Sie die Schutzstätte selbst. Sie können aber auch einfach Totholz in Ihrem Garten liegen lassen. Das ist oft besser als so manch stylisches Häuschen.



Bienenfreundliche Pflanzen

Am besten wählen Sie Pflanzen mit unterschiedlichen Blütezeiten für den Garten aus, damit die Tierchen das ganze Jahr über ausreichend Nahrung finden. Außerdem können blühende Kräuter und Kräuterstauden, Bodendecker und bienenfreundliche Kletterpflanzen sowie Sträucher, einige blühende Hecken, Büsche und Bäume aller Art für einen bienengeeigneten Garten verwendet werden.

Worauf sollte ich bei der Auswahl der Pflanzen achten?

  • Einheimische Pflanzenarten und Stauden verwenden
    Insekten, zum Beispiel auch Schmetterlinge, lieben unsere einheimischen Pflanzen. Deshalb ist es sinnvoll, fast ausschließlich solche Stauden und Blüten zu verwenden, die für unsere Breitengrade typisch sind.
  • Blütezeit beachten
    Damit die Bienen möglichst lange voller Begeisterung aktiv sind, sollten Sie Pflanzen und Stauden mit unterschiedlichen Blütezeiten miteinander kombinieren. Ideal ist es, wenn im Bienengarten oder auf dem Balkon das ganze Jahr über immer irgendwelche Blüten vorhanden sind.
  • Verschiedene Pflanzenarten, Stauden und Blumen miteinander kombinieren
    Während einige Pflanzen mit ihren Blüten den Honigbienen den süßen Nektar spenden, gibt es andere Stauden, die nicht nur blühen, sondern den Bienen auch als wichtige Nisthilfe in Ihrem Garten dienen.
  • Ausschließlich „reine“ Pflanzen verwenden
    Es gibt verschiedene Pflanzenarten und Stauden, von denen extravagante Blütenfarben angeboten werden. Diese sind zwar im Beet schön anzusehen, sind aber oft überzüchtet. Ein bienenfreundlicher Garten ist auf diese Weise nicht zu gestalten. Wählen Sie daher unbedingt klassische Pflanzen-Züchtungen aus.
Unser Tipp: Auf gefüllte Blüten verzichten
Ganz schwierig sind für die kleinen Tiere gefüllte Blüten. Denn im Gegensatz zu den ungefüllten Blüten, bei denen Pollen und Nektar frei zugänglich sind, handelt es sich bei gefüllten Blüten um Mutationen. Sie sind zwar hübsch, aber völlig nutzlos. Denn zum einen kommen die Honigbienen, Wildbienen und auch die Hummeln schlechter ran und zum anderen sind die Organe der Blüte oft so stark zurückgebildet, dass gar keine Pollen mehr gebildet werden.
  • Bienenfreundliche Pflanzen ohne Düngemittel
    Achten Sie darauf, ausschließlich Pflanzen und Stauden zu verwenden und zu pflanzen, für deren Kultivierung keinerlei schädliche Düngemittel verwendet wurden. Nur so können sie bienenfreundlich blühen, anstatt den Tieren mit ihren Blüten zu schaden.

Mit welchen Pflanzen kann ich bienenfreundlich gärtnern?

Der Bienen Garten bietet eine unglaubliche große Vielfalt, sodass Sie mit Sicherheit Pflanzen finden, die nicht nur den Tierchen, sondern auch Ihnen selber gefallen – weil sie so schön blühen. Ein englischer Rasen entspricht nicht mehr der heutigen Zeit, genau wie ein Steingarten. Beides bietet der Natur viel zu wenig Vielfalt. Am besten lassen Sie sich – ganz individuell – Tipps von einem Fachbetrieb geben. Denn Pflanzen wie Lavendel, Dahlien oder andere blühende Arten sehen zwar wunderschön aus – jedoch nur am richtigen Standort.

  • Bienenfreundliche Stauden und bienenfreundlichePflanzen
    • Frühling: Christrose, Duftveilchen, Traubenhyazinthe, Kegelblume, Schneeglöckchen, Gänseblümchen, Krokus und hohler Lerchensporn, Sal-Weide
    • Sommer: Buschmalve, Sonnenblume, Dahlie, Natternkopf, Fingerhut, Nachtkerze, Glockenblume, Mohn, Kapuzinerkresse, Lupine, Kornblume, Große Sterndolde, Wald-Storchschnabel, Wald-Geißbart
    • Herbst: Ballonblume, Primel, Bartblume, Margerite, Blutweiderich, Löwenzahn, Eisenhut, Lilie, Eisenkraut, Klee, Hornklee, Huflattich, Katzenminze, Herbst-Blaustern, Kissen-Aster, Tauben-Skabiose
  • Blühende Kräuter, Kräuterstauden und Gemüsesorten
    Bergminze, Zitronenmelisse, Lavendel, Thymian, Salbei, Basilikum, Oregano, Schnittlauch, Rosmarin, Salbei, Zwiebeln, Ackerbohnen, Möhren, Borretsch, Kohl, Kürbisgewächse
  • Bodendecker und bienenfreundliche Kletterpflanzen
    Duftnessel, Schafgarbe, Grasnelke, Efeu, Wilder Wein, Kletterrosen, Waldrebe Auch, wenn viele Gärtner den Efeu nicht mögen, er ist eine ganz besondere Nahrungsquelle für Honigbienen. Vor allem dann, wenn alles andere oft schon verblüht ist.
  • Sträucher, Büsche und Bäume
    Berberitze, Weißdorn, Faulbaum, Sommerflieder, Gewöhnliche Traubenkirsche, Schlehdorn, Ginster, Liguster, Brombeeren, Stachelbeeren, Himbeeren, Schwarze Apfelbeere, Johannisbeere, Ahorn, Robinie, Apfelbaum, Mandelbäumchen, Bergahorn, Linde, Eberesche, Kirsche, Kastanie
Tipp:
Da viele Pflanzen auch heute noch mit Giftstoffen versehen sind, ist es wichtig, bienenfreundliche Blumen entweder mit dem entsprechenden Biosiegel wie Naturland, Bioland oder Demeter zu kaufen oder sich auf Wochenmärkten umzusehen. Eine besonders gute Alternative ist auch, sich Ableger von anderen geben zu lassen. So können sie sicher sein, dass die Bienen keine chemischen Hilfsmittel zu sich nehmen und dadurch krank werden.


Vorgehensweise

Wenn Sie einen Bienengarten pflanzen, sollten von Anfang an einige Dinge beachtet werden, damit er den Insekten auch wirklich den gewünschten Mehrwert bringt. Das Hauptziel: den Tieren möglichst immer blühende Arten als Nahrungsquelle zur Verfügung stellen.

Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Planung
    Das Wichtigste ist, neben den geeigneten Pflanzen, die Aufteilung über die komplette Blütezeit hinweg – also von Frühjahr bis Herbst. Planen Sie kleine Wasserstellen und Versteckmöglichkeiten, zum Beispiel aus Totholz, mit ein.
  2. Teich anlegen
    Wenn Sie den Insekten als Wasserquelle einen Teich anlegen möchten, sollten Sie dies nun erledigen.
  3. Pflanzen setzen
    Im nächsten Schritt setzen Sie die bienenfreundlichen Pflanzen, die den Garten zieren und den Tieren zur Bestäubung und als Nahrung dienen sollen. Sie können kleine Beete mit bienenfreundlichen Stauden anlegen oder die bienenfreundlichen Pflanzen nach Lust und Laune verteilen. Je natürlicher, desto besser.
  4. Bau des Insektenhotels
    Im letzten Schritt sollten Sie einen Nistplatz errichten. Es reicht beispielsweise auch aus, einen Stapel von Totholz und Rindenmulch in den Garten zu legen. Die Insekten werden sich später selbst einen Nistplatz bauen, wenn ihnen die entsprechenden Bau- und Nistmaterialien zur Verfügung stehen.
Keine Angst vor Bienen
Eine Biene sticht nur, wenn sie in eine Notlage kommt. Kein Wunder, denn das Tier stirbt beim Stich, ein erwachsener Mensch dagegen könnte Hunderte von Stichen überleben. Im Vergleich: Pro Jahr sterben 20 bis 30 Menschen an Bienenstichen, Allergiker mit hineingezählt. Im Straßenverkehr sind es 2.500. Die Wildbiene ist übrigens besonders vorsichtig: Denn sie zieht ihren Nachwuchs ganz alleine groß und wenn sie stirbt, ist auch dieser verloren.

Wie schaffe ich einen bienenfreundlichen Balkon?

Sie besitzen keinen Garten, möchten aber dennoch zum Arten-Erhalt beitragen und einen bienenfreundlichen Balkon mit nektarreichen Blüten schaffen? Auch auf dem Balkon sollten Sie vor allem zwei Faktoren erfüllen:

  • Nahrungsquelle mit bienenfreundlichen Balkonpflanzen und
  • Wasserquelle

Einige insektenfreundliche Stauden, Blumen und Kräuter lassen sich problemlos im Topf mit nährstoffreichem Boden anpflanzen und bieten den Insekten hierdurch eine ebenso große Vielfalt wie ein Bienengarten. Besonders in der Stadt brauchen Honigbienen Möglichkeiten zum Pollensammeln. Lavendel ist hier auch deswegen gut geeignet, weil es sich um einen Spätblüher handelt. Nicht geeignet sind die typischen Balkonblumen: die Geranien. Da sie durch ihre leuchtenden Farben die Tierchen aber anlocken, müssen Sie trotzdem nicht auf Geranien verzichten. Am besten kombinieren Sie die Pflanzen mit bienenfreundlichen Pflanzen wie Lavendel, Margeriten oder Kornblumen. So haben beide etwas davon – Mensch und Tier.

Vergessen Sie außerdem nicht, eine kleine Schale mit Wasser oder einen kleinen Springbrunnen aufzustellen, an dem die Insekten trinken können.

Sie haben weder einen heimischen Garten noch einen Balkon? Selbst dann können Sie die Natur bienenfreundlicher gestalten. Zum Beispiel, indem Sie, wie in viele Städten und Gemeinden üblich, eine Baumpatenschaft übernehmen und rundherum die richtigen Pflanzen setzen. Oder indem sie hier und da Blumensamen auf Stellen säen, um die sich niemand kümmert. Und so ebenfalls für einen gedeckten Tisch mit Pollen sorgen.

Schon gewusst?
  • Kräuter wie Lavendel, Thymian oder Oregano sind ein wahres Insektenparadies
  • Bienen gab es schon zur Zeit der Dinosaurier, vor über 100 Millionen Jahren
  • Wenn du deinen Rasen alle zwei Wochen mähst, anstatt jede Woche, kann sich die Bienenpopulation bis zu 30 Prozent erhöhen
  • Bienen gelten als das drittwichtigstes Nutztier des Menschen
  • Es gibt weltweit mehr als 20.000 Bienenarten


Fazit

Um auch in vielen Jahren noch nützliche Insekten wie Honigbienen bestaunen zu können und von den zahlreichen Obst-, Gemüse- und Honigsorten zu profitieren, für die wir die Tierchen brauchen, ist es wichtig, dass Steinkreationen und überzüchtete Blumen aus unserem Garten wieder verschwinden. Die richtigen Pflanzen sind bienenfreundliche Pflanzen, am besten mit Biosiegel.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.