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Baumpflege

Baumkontrolle: Pflichten & Kosten im Überblick

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 04. November 2022
Lesedauer: 7 Minuten
© ronstik / istockphoto.com

Jeder, der ein Grundstück mit einem Baumbestand besitzt, muss sich darum kümmern, dass kein Baum – zum Beispiel durch morsche herunterfallende Äste – jemanden verletzt. Verkehrssicherungspflicht nennt man das im Amtsdeutsch. Sie müssen gewährleisten, dass niemand auf Ihrem Grundstück oder daran angrenzend zu Schaden kommt. Wie Sie diese Verkehrssicherheit im Rahmen der Baumpflege gewährleisten, ob Sie das selbst machen können und was Sie mit einem Baumgutachten erreichen können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Alles auf einen Blick:

  • Die Sichtkontrolle der Bäume gehört zu den klassischen Aufgaben der Baumpflege.
  • Sie müssen Ihre Bäume auf dem eigenen Grundstück regelmäßig kontrollieren. Diese Kontrolle dient der Verkehrssicherungspflicht. Sie muss am gesamten Baumbestand regelmäßig durchgeführt werden.
  • Ziel der Rechtsprechung: Hierdurch sollen Schäden vermieden werden.
  • Die Baumkontrolle in öffentlichen Bereichen muss durch einen Experten durchgeführt werden. Aber auch im privaten Bereich sind professionelle Baumkontrollen sinnvoll, um den Zustand der Bäume zu dokumentieren.
  • Die Kosten für Baumkontrollen werden meistens nach einem Stundensatz abgerechnet.

Was ist eine Baumkontrolle?

Von großen Bäumen kann eine erhebliche Gefahr ausgehen, beispielsweise durch herunterfallendes Astwerk. Um derartige Zwischenfälle zu vermeiden, sollten regelmäßig Sichtkontrollen durchgeführt werden, denn nur hierdurch kann eine ausreichende Verkehrssicherheit gewährt werden. Diese Verkehrssicherungspflicht muss jeder Grundstückseigentümer gemäß § 823 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erfüllen.

Für den öffentlichen Bereich gibt es ein sogenanntes Baumkataster. Auf diese Weise wird jeder einzelne Baum schriftlich dokumentiert, sodass die Gemeinde immer weiß, welche Bäume regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden müssen.

Was wird untersucht?

Bei der visuellen Baumkontrolle wird beurteilt, ob

  • es totes Astwerk gibt, das beseitigt werden muss,
  • Pilzschäden vorhanden sind,
  • ob die Gefahr einer Entwurzelung besteht,
  • Fäulnisanzeichen da sind und 
  • der Baum standsicher ist. 

Ein Baumgutachten dokumentiert alles. Stellen Sie etwaige Probleme fest, sollten Sie im nächsten Schritt eine geeignete Baumpflege durchführen. Hierzu gehört neben der Pflege auch der Rückschnitt oder das Absägen alter Äste.

EXPERTENTIPP:
„Baumbeurteilungen schreiben, die auf einer Sichtkontrolle basieren, kann jeder Baumpfleger. Brauchen Sie allerdings ein richtiges Baumgutachten, das auch vor Gericht standhält, dann benötigen Sie einen speziellen Gutachter, der eine eingehende Untersuchung, zum Beispiel mit Schalltomografie, vornimmt. Einige Baumpfleger haben diese Zusatzqualifikation.“

» Zum Profil von Baumpfleger Volker Wonner

Wozu dient eine Baumkontrolle?

Es handelt sich um eine vorbeugende Maßnahme, um potenziell gefährliche Bäume zu behandeln oder notfalls auch zu fällen (Vorsicht: Eventuell ist hier eine Baumfällgenehmigung notwendig). Zu beachten ist außerdem: Wird die Baumkontrolle nachweislich nicht durchgeführt und kommt es zu einem Schaden, können Sie als Baumeigentümer hierfür haftbar gemacht werden. Sie sind in einem solchen Fall verpflichtet, die Beweise dafür zu bringen, dass Sie der Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sind.

Baumpfleger sägt Krone eines Baumes ab
© steved_np3 / istockphoto.com

Rechtliche Grundlagen, die beschreiben, wie eine regelmäßige Kontrolle zu erfolgen hat und welche Maßnahmen entsprechend zu ergreifen sind, gibt es aber nicht. Ebenso gibt es für den privaten Bereich keinen Hinweis darauf, ob und wann Sie einen professionellen Baumkontrolleur beauftragen müssen.

Unser Tipp:
Dokumentieren Sie die Baumkontrolle am besten durch Fotos, Aufzeichnungen oder sogar durch ein Video. Dies kann Ihnen im Zweifelsfall helfen, Ihr Bemühen zu beweisen. Profis nutzen häufig schon digitale Baumkontrolle, zum Beispiel per App.

Wie oft sollte die Kontrolle durchgeführt werden?

Die Sichtkontrolle sollten Sie regelmäßig zweimal im Jahr durchführen und zwar einmal, wenn die Bäume belaubt sind und einmal ohne Laub. Dabei beurteilen Sie nicht nur die Gesundheit eines Baumes, sondern auch dessen Standsicherheit mit der erforderlichen Sorgfalt. Gerade vor dem Winter ist es wichtig, ältere Bäume gut zu kontrollieren, denn es könnte sonst sein, dass deren Äste eventuell Schneelasten nicht mehr tragen können. 



Haftung

Haftungsschäden, die von Bäumen verursacht werden, können ziemliche Rechtsfolgen nach sich ziehen. Umso wichtiger ist es, gewissenhaft und lückenlos Kontrollen durchzuführen und zu dokumentieren. Denn Sie können nur dann haftbar gemacht werden, wenn der Schaden durch Ihr Nicht-Handeln entstanden ist.

Ist die Baumkontrolle gesetzliche Pflicht?

Die Baumkontrolle ist nicht verpflichtend. Die Verkehrssicherungspflicht ist es schon, die gilt ja zum Beispiel auch, wenn es um die Schneeräumung geht. Sie kommen also im Grunde nicht um eine ausführliche Dokumentation Ihrer Tätigkeit herum. Diese beginnt bereits bei der Ersterfassung der Bäume.

WICHTIG:
Die Verkehrssicherungsplicht gilt nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch für den Baumbestand auf Privatgrundstücken. Auch dort sind Sie als Baumbesitzer verpflichtet, zu gewährleisten, dass keine Gefahr besteht, also Personen nicht verletzt und Sachen nicht beschädigt werden.

Allerdings muss hier immer die Zumutbarkeit beachtet werden. Das bedeutet, dass Sie auch im Rahmen der Verkehrssicherheit lediglich zumutbare Schutzmaßnahmen auf Ihrem Grundstück treffen müssen. Stellen Sie beispielsweise fest, dass in großer Höhe ein toter Ast im Baum hängt, müssen Sie sich natürlich nicht selbst in Gefahr begeben, um diesen zu entfernen. Sehr wohl sollten Sie aber einen Experten beauftragen, der Ihre Bäume begutachtet und die Gefahr schnellstmöglich aus dem Baumbestand auf Ihrem Grundstück entfernt.

Wer darf Baumkontrollen durchführen?

Im privaten Bereich, also auf Ihrem eigenen Grundstück, dürfen Sie die Baumkontrollen selbst durchführen. Es ist auch meist nicht schwer zu erkennen, welche Äste entfernt werden müssen oder ob ein Baum von Pilzen oder Parasiten befallen ist. Die anschließenden Schritte zur Beseitigung der Schäden können Sie hingegen einem Profi überlassen.

Im öffentlichen Bereich werden die Überprüfungen durch offizielle FLL-zertifizierte Baumkontrolleure durchgeführt und entsprechend dokumentiert. Diese haben eine offizielle Prüfung abgelegt, in der folgende Punkte abgefragt wurden:

  • Rechtliche Grundlagen
  • Baumartenkenntnis und baumbiologische Grundlagen
  • Schadsymptome erkennen und beurteilen
  • Besonderheiten der Regelkontrolle inklusive Festlegung von Kontrollintervallen

Wenn Sie keine Zeit oder keine Erfahrung mit Bäumen haben, können Sie selbstverständlich ebenfalls einen Experten beauftragen.


Logo des Baumpflege-Experten Volker Wonner

Über unseren Experten

Volker Wonner, Baumpfleger aus Wakendorf II, ist Experte für Baumpflege- und Gartenarbeiten. Obstbaum- und Heckenschnitte, Totholzentfernung und Gehölzschnitte sind unter anderem seine Spezialisierungen. Bei Rückfragen steht er Ihnen gerne zur Verfügung.

» Zum Profil von Baumpfleger Volker Wonner


Baumkontrolle – Kosten pro Baum

Beauftragen Sie einen Profi mit der Baumkontrolle auf Ihrem Grundstück, fallen hierfür entsprechend Kosten an. In der Regel wird der Baumkontrolleur nach einem Stundensatz abrechnen. Dieser liegt meist zwischen 60 und 80 Euro. Pro Stunde kontrolliert ein Profi circa 6 Bäume. Hinzu kommen Fahrtkosten, die sich nach dem jeweiligen Anfahrtsweg richten. Sie belaufen sich meist auf etwa 50 Cent pro Kilometer. Hierbei sind der Hin- und Rückweg zu beachten.

Beispielrechnung

PositionBetrag in Euro
Kontrolle von 6 Bäumen60,00 Euro – 80,00 Euro
Anfahrt 10 Kilometer5,00 Euro
Gesamtbetrag65,00 Euro – 85,00 Euro
Kosten pro Baumcirca 10 – 14 Euro

Das sind aber natürlich nur die reinen Kosten für die Sichtkontrolle und eine Dokumentation. Wenn an einem Baum Arbeiten durchgeführt werden müssen, um einen verkehrssicheren Zustand wieder herzustellen, kommen zusätzliche Kosten zum Beispiel für das Absägen von morschem Holz oder eine Pilzbehandlung dazu.



Fazit

Die sogenannte Baumkontrolle dient der Verkehrssicherungspflicht. Das bedeutet, dass ein Kontrolleur die Bäume begutachtet und beispielsweise feststellt, ob ein loser Ast zu einer Gefahr werden könnte. Ist dies der Fall, muss der Baum schnellstmöglich zurückgeschnitten werden. Vor allem in öffentlichen Bereichen ist die Baumkontrolle Pflicht. Aber auch im Privatbereich müssen Sie als Eigentümer darauf achten, dass niemand zu Schaden kommen kann und die Sichtkontrolle am besten im Rahmen einer Dokumentation festhalten.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.