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Pflanzenwissen

Zitronenbaum überwintern: Pflege-Tipps für die kalte Zeit

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 16. September 2024
Lesedauer: 10 Minuten
© Studio Light and Shade / istockphoto.com

Zitronenbäume gelten oft als komplizierte Gartenbewohner, die Ihren Besitzern vor allem im Winter Sorgen bereiten. Dabei ist das Überwintern gar nicht so schwer. Wichtig ist nur, sie rechtzeitig vor dem ersten Frost herein zu holen und den passenden Standort für das Winterquartier zu wählen.

Alles auf einen Blick:

  • Zitronenbäume sind nicht winterhart und nehmen ab -2°C Schaden. In den kalten Wintermonaten sollten Sie sie daher von draußen herein holen und innen überwintern.
  • Wählen Sie den Standort des Winterquartiers kühl und dunkel oder warm und hell aus. Ideal eignen sich Garagen mit Fenstern, schattierte Gewächshäuser, Treppenhäuser oder ein heller Platz in Ihrer Wohnung.
  • Ein Standort, der kühl und hell oder warm und dunkel ist, ist nicht empfehlenswert. Ihr Baum wird sonst vermutlich einen Großteil seiner Blätter verlieren.
  • An einem kühlen Plätzchen braucht ein Zitronenbaum nur ab und zu etwas Wasser. Steht er dagegen in Ihrer beheizten Wohnung, sieht die Pflege genau wie im Sommer aus.
  • Sobald die Temperaturen dauerhaft, also auch nachts, wieder über der Null-Grad-Grenze liegen, kann Ihr Exot wieder ins Freie.

Zitronenbäume: Winterhart oder Frostbeulen?

Ursprünglich stammen Zitronenbäume aus einem deutlich wärmeren Klima, und zwar aus dem tropischen und subtropischen Raum Südostasiens. Im Sommer fühlen sie sich zwar auch bei uns wohl, in der kalten Jahreszeit brauchen sie aber unbedingt ein Plätzchen im Haus, um zu überwintern.

Drei Zitronenbäume vor einer Wand
© Studio Light and Shade / istockphoto.com

Sind Zitronenbäume winterhart?

Zitronenbäume sind nicht winterhart und sollten den Winter an einem geschützten, frostfreien Ort im Inneren verbringen. Denn auch, wenn sie in deutschen Gärten mittlerweile kein überraschendes Bild mehr sind, bleiben sie Exoten. Mit dem kalten Winter hierzulande können sie nichts anfangen.

EXPERTENTIPP:
„Bereits ab -2°C müssen Sie bei den klassischen Zitronensorten mit Frostschäden an Blättern, Früchten und Wurzeln rechnen. „
Atzler & Schmidt-Kaler GmbH

Ausnahmen

Es gibt zitronenähnliche Sorten, die etwas toleranter mit frostigen Temperaturen umgehen. Zitronenähnlich bedeutet, dass diese Pflanzen zwar keine echten Zitronen (Citrus limon) sind, aber zu den Zitruspflanzen gehören und der echten Zitrone damit sehr ähnlich sind. Dazu zählen beispielsweise:

  • Ichang-Zitrone (Citrus ichangensis): Sie verträgt Frost bis zu -15°C, ihre Früchte sind jedoch nicht gerade schmackhaft und haben so gut wie keinen Saft. Sie dient in erster Linie zu Deko-Zwecken.
  • Yuzu (Citrus x junos): Sie hält bis zu -10°C aus. Der kostbare Saft der Yuzu ist eine klassische Zutat in der japanischen Küche.
  • Bitterzitrone (Poncirus trifoliata): Die Bitterzitrone trotzt Temperaturen von -10°C bis -15°C. Ihre Früchte und ihr Saft sind sauer, teilweise wird der Geschmack auch als bitter empfunden. Anders als die übrigen Zitrusbäume wirft sie ihre Blätter im Herbst ab.

Hauptproblem beim Überwintern: Blattverlust

Häufig kommt es vor, dass die Blätter des immergrünen Zitronenbaums im Winter plötzlich vertrocknen und abfallen – trotz regelmäßigem Gießen scheint die Pflanze zu verdursten. Wer nun verzweifelt noch öfter zur Gießkanne greift, läuft Gefahr, seine Pflanze zu ertränken. Ein Paradoxon, das sich leicht erklären lässt.

Warum verlieren Zitronenbäume in Winter ihre Blätter?

Wirft Ihre Pflanze während der Überwinterung die Blätter ab, dann liegt das meist daran, dass das Verhältnis von Raumtemperatur und Lichtmenge nicht zueinander passen. Dann ist der Standort für seine Temperatur entweder zu hell oder zu dunkel.

  • Falscher Standort: kühl und hell
    Wenn es kühler wird, legt der Zitronenbaum eine Art Ruhephase ein. Die Photosynthese, bei der die Pflanze Wasser und CO2 in Sauerstoff und Zucker umwandelt, wird auf ein Minimum heruntergefahren. Steht der Baum nun an einem zwar kühlen, aber dafür sonnigen Ort, werden die Blätter aus ihrem Winterschlaf geweckt. Die Photosynthese kommt jedoch nicht in Gang, da das benötigte Wasser nicht nach oben transportiert wird – denn wegen der niedrigen Temperaturen halten die Wurzlen nach wie vor Winterruhe. Als Folge wirft die Zitrone ihre Blätter ab. Beim verzweifelten Versuch, die Pflanze zu retten, gießen Hobbygärtner nun noch öfter. Es kommt zur Staunässe im Topf, die Wurzeln faulen und sterben ab und können die Pflanze nicht mehr mit Wasser versorgen. Folge: Ihre Zitruspflanze verdurstet.
  • Falscher Standort: warm und dunkel
    Auch ein warmer, aber zu dunkler Standort kann dafür sorgen, dass Ihr exotischer Schützling seine Blätter verliert. Denn Zitruspflanzen brauchen für ihre Photosynthese sehr viel Licht. Dadurch, dass die Zitrone wegen der höheren Temperaturen keine winterliche Ruhephase einlegt, läuft auch die Vegetation normal weiter. Vereinfacht können Sie sich vorstellen, dass Ihre Pflanze dabei über die Blätter tagsüber einatmet und nachts ausatmet. Beim Einatmen nimmt sie Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Umgebung auf, beim Ausatmen gibt sie Sauerstoff an die Umgebung ab. An einem zu dunklen Standort fehlt jedoch die für die Photosynthese notwendige Energiequelle – das Licht. Die Pflanze kann nur noch ausatmen. Es entsteht ein Ungleichgewicht, das die Zitrone nur stoppen kann, indem sie die Blätter abwirft. Das ist nicht schön, schadet Ihrem Zitronenbaum jedoch meist nicht nachhaltig. Sobald sie wieder genügen Licht abbekommt, treibt sie wieder aus.

Damit Ihre Zitrone nicht ihre Blätter verliert, ist der Standort von entscheidender Bedeutung. An kühlen Plätzchen muss der Standort eher dunkel sein. Überwintern Sie den Baum bei Zimmertemperatur, muss es dort möglichst hell, im besten Fall sonnig, sein.

Zitronenbaum überwintern

Auf Zitronenbäumen lastet das hartnäckige Vorurteil, sie seien bei der Überwinterung störrische Sensibelchen. Tatsächlich sind sie aber genügsame Mitbewohner, wenn das Winterquartier bestimmte Voraussetzungen erfüllt.

Wann müssen Sie die Zitrone ins Haus holen?

Sobald das Thermometer zum ersten Mal unter die Null-Grad-Grenze fällt, sollten Sie Ihr Zitrusbäumchen nicht mehr im Garten stehen lassen. Denn echte Zitronen nehmen bereits ab -2°C Schaden.

Achten Sie daher ab Herbst auf die Temperaturanzeige Ihres Thermometers – vor allem nachts. Denn selbst wenn es tagsüber noch sonnig und mild ist, kann es nachts bereits Frost geben. Ihre Zitrone nimmt Ihnen das übel, quittiert die Kälte sofort mit welken Blättern und könnte im schlimmsten Fall sogar erfrieren. Starten Sie mit der Überwinterung also rechtzeitig.

Frostschäden beim Zitronenbaum
Frostschäden teilt Ihnen Ihr Zitronenbäumchen sofort mit. Austriebe, Knospen und Blätter, werden zunächst braun und welk, hängen dann schlapp herunter und fallen mit der Zeit einfach ab. Früchte werden matschig. Bei einem schweren Frostschaden sterben auch Äste, Stamm und Wurzeln ab. Solche Frostschäden sollten Sie umgehend beseitigen. Stellen Sie die Pflanze an einen frostfreien Ort und entfernen Sie alle beschädigten Blätter, Äste und Früchte. Je mehr Pflanzenteile erfroren sind, desto größer ist die Gefahr, dass sich Ihr Zitrusbaum nicht mehr erholen wird.

Wie sieht der richtige Standort aus?

Das Wichtigste ist, dass die Temperatur und das Lichtangebot im auserkorenen Winterquartier zueinander passen. Es muss entweder kühl und dunkel oder warm und hell sein.

An einem kühlen Ort hat es im Idealfall zwischen 3°C und 13°C. Dafür kommen beispielsweise Gewächshäuser, Garagen mit Fenstern, Treppenhäuser und unbeheizte Wintergärten infrage. Für den Fall, dass es dort zu hell ist, können Sie die Rollläden ein Stück herunterlassen oder Schattiernetze anbringen. Aber Achtung: Stockfinster darf es nicht sein. Ein Plätzchen im fensterlosen Keller ist nicht zu empfehlen. Mit einer Styropor- oder Holzplatte unter dem Kübel verhindern sie, dass die Wurzeln im Vergleich zur restlichen Pflanze zu stark auskühlen.

EXPERTENTIPP:
„Überwintert Ihre Zitruspflanze bei Zimmertemperatur, sollten die Temperaturen über 20°C liegen. Dann braucht sie aber auch sehr viel Licht. Stellen Sie das Bäumchen also in einen sehr hellen Raum und möglichst nah an ein Fenster, wo es so viel Sonne wie nur möglich abbekommt.“
Atzler & Schmidt-Kaler GmbH
 

Falls das natürliche Sonnenlicht mengenmäßig nicht ausreicht, sollten Sie Ihren Zitronenbaum mit einer zusätzlichen Beleuchtung unterstützen.

Welche Pflege braucht Ihr Zitronenbäumchen im Winter?

Die Pflege beim Überwintern hängt davon ab, ob ihr Baum kühl oder warm steht.

Ist es kühl, legt die Zitrone eine Ruhephase ein und unterbricht ihr Wachstum. Daher sollte Sie deutlich weniger als im Sommer gießen, gerade nur so viel, dass der Wurzelballen nicht austrocknet. Düngen brauchen Sie in dieser Zeit gar nicht. Steht ihr Baum im Warmen, wächst er genauso wie im Sommer weiter. Dann sollte er auch normal gegossen und ab und an gedüngt werden.

Ein Rückschnitt des Zitronenbäumchens sollte während der Wintermonate nicht vorgenommen werden. Bringen Sie Ihren grünen Schützling am besten erst gegen Ende Februar wieder in Form.

Achtung vor Schädlingen
Im Winterquartier fangen sich Pflanzen besonders leicht Schädlinge wie Spinnmilben, Wollläuse oder Schildläuse ein. Kontrollieren Sie Ihre Wintergäste daher regelmäßig auf Schädlingsbefall. Da Schädlinge häufig auf eine zu trockene Raumluft hinweisen, können Sie das Zitronenbäumchen präventiv mit kalkarmem Wasser besprühen. Positiver Nebeneffekt: Die erhöhte Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass die Früchte nicht aufplatzen.

Wann darf der Zitronenbaum wieder nach draußen?

Da Zitronenbäume sehr empfindlich auf Frost reagieren und bereits ab -2°C Schaden nehmen, sollten Sie mit dem Rausstellen im Frühjahr warten, bis es selbst nachts sicher keinen Frost mehr gibt. Lassen Sie sich vom Frühling nicht täuschen: Auch wenn es im April tagsüber problemlos bis zu 20°C haben kann, können die Temperaturen in kalten Nächten durchaus noch unter 0°C liegen. Warten Sie daher am besten bis Anfang Mai, bis Sie Ihren Zitronenbaum wieder ins Freie stellen.

Besonders dann, wenn Ihr Bäumchen den Winter kühl und dunkel verbracht hat, sollten Sie es vorsichtig an die frische Luft und das plötzliche, viele Licht gewöhnen. Stellen Sie es daher anfangs nicht direkt in die Sonne, sondern erst einmal an einen etwas geschützten Ort.



Fazit

Zitronenbäume sind nicht winterhart und müssen in den kalten Monaten in einem geeigneten Quartier überwintern. Mit Frost kommen sie überhaupt nicht zurecht: Bereits ab -2°C nehmen Blätter, Knospen und Früchte Schaden, bei noch tieferen Temperaturen ist das Leben Ihres exotischen Schützlings in Gefahr. Holen Sie ihn daher vor den ersten, frostigen Nächten aus dem Garten oder vom Balkon ins Haus. Ideal ist ein kühles, dunkles Plätzchen im Treppenhaus, in der Garage oder im schattierten Gewächshaus, oder ein warmer, heller Standort in Ihrer Wohnung. Achten Sie bei der Wahl des Winterquartiers auf ein stimmiges Temperatur-Licht-Verhältnis.

Haben Sie erst ein passendes Winterquartier gefunden, ist Ihr Zitronenbaum beinahe wunschlos glücklich. Steht der Baum kühl, braucht er während der Überwinterung nur ab und zu etwas Wasser, sodass der Wurzelballen nicht austrocknet. Düngen brauchen Sie in der Zeit gar nicht. An einem Standort mit Zimmertemperatur legt die Pflanze keine Winterruhe ein und benötigt Wasser und Dünger wie im Sommer. Mit einer Sprühflasche mit kalkarmem Wasser können Sie Ihren Zitronenbaum im Winter zusätzlich verwöhnen.

Sobald im Frühling auch die Nächte frostfrei bleiben, darf Ihr Schützling wieder nach draußen in den Garten oder auf den Balkon.

Über unseren Experten Atzler & Schmidt-Kaler GmbH

Visitenkarte von Atzler und Schmidt-Kaler GmbH, spezialisiert auf Gartengestaltung und Pflasterbau. Adresse: Sankt-Ulrich-Platz 5, 85630 Grasbrunn. Telefonnummer: 089/4614958-0. E-Mail: info@pflasterbau-gartengestaltung.de. Website: www.pflasterbau-gartengestaltung.de.

Die Expertentipps zum Thema Balkon- und Kübelpflanzen überwintern stammen von der Atzler & Schmidt-Kaler GmbH aus Grasbrunn.

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Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.