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Pflanzenwissen

Hanfpalme überwintern: So kommt Ihre Palme sicher durch den Winter

Judith Müller
Verfasst von Judith Müller
Zuletzt aktualisiert: 11. November 2021
Lesedauer: 9 Minuten
Trachycarpus Fortunei © fotandy / istockphoto.com

Die Hanfpalme ist im Gegensatz zu vielen anderen Palmenarten winterhart und kann in der kalten Jahreszeit draußen bleiben. Tiefe Temperaturen verträgt sie gut. Allerdings macht ihr die in Deutschland herrschende Nässe im Winter zu schaffen. Der richtige Schutz ist wichtig, damit Sie sich auch im nächsten Frühjahr an Ihrer exotischen Pflanze erfreuen können.

Alles auf einen Blick:

  • Hanfpalmen haben ihre Heimat im asiatischen Hochgebirge und gelten als sehr robust und winterhart. Die verbreiteteste Art ist die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei).
  • Mit der Hanfpflanze (Cannabis) sind die unkomplizierten Palmen nicht verwandt.
  • Hanfpalmen haben zwar mit tiefen, winterlichen Temperaturen keine Probleme, reagieren aber sehr empfindlich auf Feuchtigkeit. Überwintern sie eingegraben oder im Kübel im Freien, brauchen sie dringend den richtigen Winterschutz an Wurzeln, Palmenkrone und gegebenenfalls auch am Stamm.
  • Für die Überwinterung im Haus stellen Sie die Palme am besten an einem kühlen Ort mit viel Sonne auf.
  • Fehler bei der Überwinterung zeigt Ihnen die Trachycarpus fortunei meist sehr schnell an, indem sie braune Blätter bekommt oder von Schädlingen befallen wird.

Definition

Hanfpalmen bringen eine exotische Atmosphäre in Ihren Garten, auf den Balkon oder ins Haus. Sie sind dabei äußerst pflegeleicht und widerstandsfähig.

Was ist eine Hanfpalme?

Die Hanfpalme stammt ursprünglich aus dem asiatischen Hochgebirge und ist eine besonders robuste und frostverträgliche Palme. Die bekannteste und verbreiteteste Art ist die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei). In Österreich und der Schweiz ist die Chinesische Hanfpalme auch unter dem Namen Tessinerpalme bekannt.

Da sie schnell wächst und verhältnismäßig pflegeleicht ist, eignet sie sich gut für Palmenneulinge. Außerdem braucht sie nicht zwangsläufig einen Garten, denn sie gibt sich auch mit einem Dasein als Kübelpflanze zufrieden – selbst wenn sie dadurch lange nicht so schnell und hoch wächst. Denn für ihre maximale Wuchshöhe von 12 bis 15 Metern braucht sie viel Platz um sich. Ihre großen, dunkelgrünen Palmenwedel treiben am oberen Stammende aus und neigen sich mit der Zeit und durch neu nachwachsende Blätter seitlich nach unten. Ältere, vertrocknete Wedel fallen mit der Zeit ab, sofern sie nicht entfernt werden, und geben dem Stamm der Hanfpalme das charakteristisches Aussehen.

WISSENSWERTES:
Hanfpalmen haben nichts mit der Hanfpflanze (Cannabis) zu tun. Der Name rührt daher, dass die vorhandenen Fasern am Stamm stark an Hanffasern erinnern, die aus dem Bast der Hanfpflanze hergestellt werden.

Die Chinesische Hanfpalme gehört mittlerweile zu den am häufigsten ausgepflanzten Palmen in Europa. In der Schweiz gilt sie mittlerweile sogar als invasive Pflanze, deren natürliche Verbreitung möglichst verhindert werden soll, da sie einheimische Pflanzenarten verdrängt.

Sind Hanfpalmen winterharte Palmen?

Hanfpalmen sind winterhart. Durch das raue Klima in ihrer Heimat sind sie an große Temperaturschwankungen, intensive Sonneneinstrahlung und monsunartige Niederschläge gewöhnt. Allerdings sind die Winter dort, im Gegensatz zum mitteleuropäischen Klima, sehr trocken. Die hier herrschende Nässe mag die Hanfpalme nicht. Daher benötigt die Trachycarpus in unseren Gefilden in der kalten Jahreszeit in erster Linie Schutz vor Feuchtigkeit statt vor Kälte.

Mit einem entsprechenden Schutz vor Feuchtigkeit halten junge Palmen bis zu -10 Grad Celsius aus. Ältere Pflanzen, die schon einige kalte Winter mit starkem Frost hinter sich haben, überstehen auch Temperaturen bis zu -25 Grad Celsius.

TIPP:
Bleibt die Hanfpalme nicht im Topf, sondern wird ausgepflanzt, können Sie mit dem richtigen Standort schon viel für den Winterschutz tun. Die Hanfpalme mag windgeschützte Bereiche, in denen sich auch bei längeren Niederschlägen keine Nässe anstaut. Sorgen Sie daher für einen durchlässigen Boden, beispielsweise mit einer 15 Zentimeter hohen Kiesschicht im Pflanzloch.


Außen überwintern

Die Hanfpalme ist sehr robust und kann auch draußen im Garten überwintern. Da die Trachycarpus allerdings empfindlich auf Nässe reagiert, sollte Sie diese vor der feuchtkalten Witterung schützen. Eingedrungene Feuchtigkeit wird Ihrer Trachycarpus fortunei sonst zum Verhängnis werden.

Wie können Sie Ihre Hanfpalme im Freien überwintern?

Damit Ihre Hanfpalme im Garten unbeschadet durch den Winter kommt, müssen Palmenherz, Wedel und bei strengem Frost auch der Stamm mit dem richtigen Winterschutz versehen werden.

Palmenherz

Das Palmenherz ist der obere Stammbereich der Palme, in dem sich neue Blätter bilden. Dieser Bereich ist sehr empfindlich und muss unbedingt vor Nässe geschützt werden. Eingedrungene Feuchtigkeit würde bei Frost die neuen Blätter schädigen und bei höheren Temperaturen zu Fäulnis führen. Ist das Palmenherz beschädigt, führt das meist zum Tod der Pflanze.

Binden Sie die Palmenwedel locker mit einem Kokosband nach oben, sobald die Temperaturen längere Zeit unter 0 Grad Celsius fallen. Füllen Sie den entstandenen Trichter zusätzlich mit trockenem Stroh auf und hüllen Sie die gesamte Palmenkrone in einen Winterschutzvlies ein. Greifen Sie am besten zu hellem Wintervlies, damit sich bei Sonnenschein weniger Wärme darunter bildet. Kommt es zu anhaltenden Niederschlägen, bringen Sie für diese Zeit einen zusätzlichen Nässeschutz, zum Beispiel einen Müllbeutel, an. Sobald der Niederschlag nachlässt, sollten Sie die Folien aber wieder zügig entfernen. Ansonsten bildet sich Kondenswasser im Inneren, was zu Fäulnis oder Schimmel führen kann.

HINWEIS:
Hat Ihre Trachycarpus fortunei bei Frost Schnee abbekommen, noch bevor Sie einen entsprechenden Schutz anbringen konnten, klopfen und schütteln Sie den Schnee nicht herunter. Denn die Wedel sind tiefgefroren und besonders empfindlich. Durch Berührung oder Stürme, könnten die Kapillargefäße im Inneren kaputt gehen. Dann kann im Frühjahr kein Pflanzensaft mehr fließen und die Palme vertrocknet.

Wurzeln

Bevor es zum ersten Mal Bodenfrost unter -5 Grad Celsius gibt, sollten Sie den Wurzelbereich Ihrer eingegrabenen Hanfpalme mit einer 30 Zentimeter hohen Schicht aus Rindenmulch, Laub oder Kompost abdecken. Es ist sinnvoll, diese Schicht anschließend mit Tannenzweigen zu fixieren.

Haben Sie eine Kübelpalme, stellen Sie den Kübel möglichst an einer wettergeschützten, schattigen Hauswand auf eine Styroporplatte und umwickeln Sie das Gefäß mehrere Lagen dick mit Winterschutzmatten. Ein wirkungsvoller, umweltfreundlicher und dekorativer Schutz sind Matten aus Kokosfasern. Schützen Sie Ihre Kübelpalmen ebenfalls wie ausgepflanzte Exemplare mit einer Schicht aus Rindenmulch und Tannenzweigen.

HINWEIS:
Nutzen Sie frostfreie Tage im Winter zum Gießen, sonst wird Ihre Palme bis zum Frühjahr vertrocknen. Verwenden Sie kein warmes Wasser und achten Sie unbedingt darauf, dass der Boden frostfrei ist. Gefrorene Wurzeln können kein Wasser aufnehmen und würden eher schwere Schäden davontragen. Verwenden Sie im Winter keinen Dünger.

Stamm

Sinkt die Temperatur über einen längeren Zeitraum auf -12 Grad Celsius oder weniger, sollten Sie den Stamm Ihrer Palme ebenfalls schützen. Wickeln Sie ihn bei Dauerfrost in mehrere Schichten Winterschutzmatten aus Kokos, Gartenvlies oder Sackleinen ein.

Alternativ können Sie auch zu Niedertemperatur-Heizkabeln greifen, die normalerweise zum Entfrosten genutzt werden. Wickeln Sie das Kabel von unten um den Stamm. Die Windungen sollten circa 10 Zentimeter Abstand zueinander haben.

Wann und wie lange kommt ein Winterschutz an Trachycarpus Fortunei?

Ein Winterschutz ist in der Regel von Dezember bis März nötig. Allerdings sollten Sie ihn erst dann an Ihrer Palme anbringen, wenn es die Witterung tatsächlich erfordert. Vorsorgliches, zu frühes Einpacken würde Ihrer Palme nicht gut tun. Entscheiden Sie daher individuell und je nach Wetterlage, ob Sie den Schutz schon früher oder erst später anbringen.

Als Richtwerte für Ihre Trachycarpus fortunei gelten:

  • Palmenherz: längere Zeit unter 0°C
  • Wurzeln: Bodenfrost ab -5 °C
  • Stamm: längere Zeit unter -12 °C

Der Winterschutz sollte nur solange an Ihrer Pflanze bleiben, wie unbedingt nötig. Entfernen Sie Ihn daher, sobald es die Temperaturen erlauben. Denn auch einen zu lang angebrachten Winterschutz kann die Trachycarpus fortunei nicht leiden.

Innen überwintern

Am besten ist es, die Hanfpalme im Garten zu lassen. Diese Möglichkeit hat allerdings nicht jeder, beispielsweise dann, wenn die Palme in einem Kübel auf dem Balkon steht. Wenn Sie die Pflanze im Winter reinstellen, sollten Sie diese vor trockener und warmer Luft schützen.

Wie können Sie Ihre Chinesische Hanfpalme innen überwintern?

Wenn Sie Ihre Trachycarpus fortunei zum Überwintern ins Haus holen, wählen Sie einen möglichst kühlen, hellen Standort, wie das Schlafzimmer. Vermeiden Sie ein häufiges Verstellen der Pflanze und die Nähe zu Heizkörpern. Besonders bei trockener Heizungsluft werden Palmen schnell von Schädlingen wie Spinnmilben, Schildläusen oder Wollläusen befallen. Im Idealfall liegt die Zimmertemperatur relativ niedrig zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Das ist in der Wohnung natürlich selten der Fall. Daher bieten sich auch ein Wintergarten oder eine Garage als Winterquartier an. Liegt der Wert unter 5 Grad Celsius, kommt die Chinesische Hanfpalme auch mit wenig Licht aus. Dann kann sie sich auch mit einem trockenen Raum im Keller anfreunden. Vergessen Sie nicht, Ihre Trachycarpus mäßig zu gießen. Immerhin hält sie keinen Winterschlaf, sondern sie wächst aufgrund des Lichtmangels nur langsamer.

TIPP:
Stellen Sie Ihre Trachycarpus fortunei im Winter bei milden Temperaturen nicht abwechselnd rein und raus. Sie wird es Ihnen nicht danken, sondern eher Schaden nehmen.

Generell ist eine Überwinterung im Freien mit der richtigen Vorbereitung günstiger und weniger fehleranfällig, als ein Winterquartier im Inneren. Eine Überwinterung im Haus ist nur für junge Pflanzen bis zu drei Jahren nötig, ältere Exemplare können in der Regel problemlos draußen bleiben.

Fehler beim Überwintern

Übergossen, vertrocknet, erfroren: Obwohl die Trachycarpus fortunei als robuste Palme gilt, können beim Überwintern einige Fehler passieren. In der Regel ist sie aber nachsichtig und verzeiht Fehler bei der Pflege, wenn der Schaden an der Pflanze noch nicht zu groß ist.



Woran erkennen Sie Fehler beim Überwintern?

Obwohl die Hanfpalme verhältnismäßig widerstandsfähig ist, als winterhart gilt, und auch in der kalten Jahreszeit keine besonderen Ansprüche hat, können gerade während des Überwinterns ein paar Fehler passieren. Stimmt etwas bei der Pflege nicht, zeigt die Trachycarpus das schnell an:

Anzeichen

Grund

Maßnahmen

Befall mit Schädlingen (Spinnmilben, Schildläuse, Wollläuse)

Trockene Heizungsluft

Benetzen Sie die Palme gelegentlich mit Wasser aus einer Sprühflasche.

Schlaffe, gelbe oder braune Blätter

Längerer Wassermangel

Frostschaden

Gießen Sie öfter, aber in kleinen Mengen. Vermeiden Sie Staunässe.

Schneiden Sie braune Blätter im Frühjahr circa 5 Zentimeter oberhalb des Stammes ab.

Braune Blattspitzen

Zu viel oder zu wenig gegossen

Überprüfen Sie das Substrat mit dem Finger und gießen Sie, je nach Erdfeuchtigkeit, seltener oder häufiger.

Kompletter Blattverlust

Frostschaden bei dauerhaft -17 °C oder weniger

Packen Sie die Palme rechtzeitig winterfest ein.

Schimmel

Zu hohe Luftfeuchtigkeit

Fehlende Belüftung

Verwenden Sie einen atmungsaktiven Winterschutz. Entfernen Sie den wasserdichten Winterschutz nach anhaltenden Niederschlägen sofort wieder.

Palme vertrocknet

Zu wenig gegossen

Zu viel gegossen (Wurzeln verfault und abgestorben)

Vermeiden Sie Staunässe und gießen Sie bei milden Temperaturen mäßig.

Neu gebildete Blätter am Palmenherz faulen/sterben

Frostschaden durch gefrorene Wurzeln (unterversorgte Palme)

Schützen Sie den Wurzelbereich vor dem ersten Bodenfrost, hüllen Sie die Palmenkrone in Winterschutz ein.

Fazit

Chinesische Hanfpalmen (Trachycarpus fortunei) sind winterhart und sehr pflegeleichte und genügsame Pflanzen. Selbst tiefe Temperaturen im Winter können ihr nichts anhaben. Allerdings ist die Trachycarpus in ihrer Heimat, dem asiatischen Hochgebirge, nur trockenen Wintern ausgesetzt – mit feuchtkaltem Klima hat sie ihre Schwierigkeiten. Daher benötigt sie auch einen ausreichenden Winterschutz, der sie in erster Linie vor eindringender Feuchtigkeit schützt.

Überwintert Ihre Palme eingegraben im Garten, sollten Sie ab 0 Grad Celsius und vor dem ersten Bodenfrost die Palmenkrone gut einpacken und die Wurzeln ausreichend mit Rindenmulch abdecken. Ansonsten kommt es zu Frostschäden. Haben Sie eine Kübelpalme, sollte sie über den Winter ein wettergeschütztes Plätzchen an einer Hauswand bekommen. Der Kübel sollte neben den üblichen Schutzvorkehrungen auf eine Styroporplatte gestellt und in Winterschutzmatten eingewickelt werden.

Möchten Sie Ihre Trachycarpus fortunei über die kalte Jahreszeit im Haus oder in der Wohnung überwintern, dann wählen Sie einen kühlen, hellen Standort und möglichst weit entfernt zum nächsten Heizkörper. Trockene Heizungsluft bekommt Ihrem Exoten gar nicht und macht ihn anfällig für Schädlinge wie Spinnmilben oder Schildläuse.

Über unsere*n Autor*in
Judith Müller
Judith studierte Technikjournalismus und Technik-PR. Während ihres Studiums lernte sie beim Radio, bei der Zeitung und in der Kommunikationsabteilung eines Automobilzulieferers. Im Anschluss volontierte sie beim Immobilienportal Immowelt und schrieb dort unter anderem auch für den Hausbau-Ratgeber bauen.de.