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Dachbegrünung

Dachbegrünung: Aufbau & Pflanzen für intensive & extensive Dachbegrünung

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 11. September 2024
Lesedauer: 11 Minuten
Ein Flachdach eignet sich besonders gut zur Dachbegrünung. ©miss_mafalda - stock.adobe.com

Ein grünes Dach ist deutlich mehr als nur schützende Abdeckung für ein Gebäude: Es ist eine nachhaltige Lösung im urbanen Umfeld, vor allem für ein Flachdach. Dachbegrünung ist eine innovative Methode, um die Umweltbelastung von Gebäuden zu reduzieren, den Lebensraum von nützlichen Insekten zu verbessern und zur Bewältigung des Klimawandels beizutragen. Es gibt verschiedenen Arten eines begrünten Dachs – wir erklären Ihnen den Unterschied zwischen extensiver und intensiver Begrünung.

Alles auf einen Blick:

  • Beim begrünten Dach wird zwischen der extensiven und der intensiven Dachbegrünung unterschieden.
  • Ein Gründach eignet sich für Dächer mit einem maximalen Neigungswinkel von 35 Grad, besonders aber für ein Flachdach.
  • Damit keine Nässe in das Haus eindringen kann, muss das Gründach eine solide Dachabdichtung erhalten
  • Vor der Begrünung, zum Beispiel mit Gras-Kraut-Begrünung, sollten Sie sich erkundigen, ob eine solche überhaupt erlaubt ist.
  • Für ein begrüntes Dach können Sie besonders gut wasserspeichernde Pflanzen verwenden, wie zum Beispiel Sedum.

Was ist ein Gründach?

Bei einem Gründach handelt es sich um ein bepflanztes Dach. Das hat den Vorteil, eine natürliche Dämmung zu bieten und gleichzeitig ökologisch wertvoll zu sein. Außerdem kann ein Gründach vor allem, wenn es in Innenstädten eingesetzt wird, dem dortigen Insektensterben entgegenwirken.

Wichtig ist, geeignete Pflanzen auszuwählen, die nicht gegossen und wenig gepflegt werden müssen – also am besten wasserspeichernde wie Sedum. Außerdem sollte beim Gründach-Aufbau auf eine fachmännische Abdichtung des Daches geachtet werden, damit keine Feuchtigkeit ins Haus eindringen kann.

Welche Voraussetzungen gibt es für ein Gründach?

Bevor Sie mit einer begrünten Dachfläche oder einem begrünten Carport loslegen, sollten Sie sich zunächst einmal erkundigen, ob die jeweiligen Bauvorschriften überhaupt eine Begrünung des Daches zulassen. Dies ist wichtig, damit Sie später nicht zurückbauen müssen.

Welche Vorschriften gelten für die Dachbegrünung?

Es ist wichtig, dass Sie die Dachbegrünungsrichtlinie einhalten. Diese beinhaltet wichtige Vorschriften, die hinsichtlich der jeweiligen Form einzuhalten sind. Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf die Planung und auf den Bau (zum Beispiel den Aufbau der einzelnen Schichten), sondern auch auf die anschließende Pflege und Wartung. Denn nur so steht dem eigenen Garten auf dem Dach des Hauses nichts mehr im Wege.

Info:
Die Forschungsgesellschaft Landesentwicklung und Landschaftsbau e. V., kurz FLL, beschäftigt sich mit Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung auf wissenschaftlichem Niveau. Sie hat die Dachbegrünungsrichtlinie (FLL-Richtlinien) verabschiedet, auf die selbst gängige DIN-Normen verweisen. Bei der FLL selbst finden Sie weitere Informationen zum Thema.

Kann man jedes Dach begrünen?

Leider ist es aufgrund der bau- und sicherheitstechnischen Ansprüche nicht möglich, jedes Dach zu begrünen. Besonders geeignet ist ein Flachdach, das Sie mit Sedum Pflanzen begrünen können.

Dachbegrünung auf einem schrägen Dach
©Stefan Körber – stock.adobe.com

Aber auch Dächer mit einem Neigungswinkel von maximal 35 Grad können gut begrünt werden. Bei geneigten Dächern lässt sich die Begrünung zwar umsetzen, es wird allerdings schwieriger. Übrigens, auch bei größeren Winkeln ist Sedum als Bepflanzung für ein begrüntes Dach gut geeignet.

Was ist Sedum?
Sedum gehört zu den Dickblattgewächsen. Es gibt über 400 Arten, darunter Mauerpfeffer und Fetthenne. Für karge, trockene Böden ist Sedum perfekt geeignet und damit natürlich auch für die Dachbegrünung. Sie sind robust, brauchen keine Extrapflege, können teilweise Wasser speichern, sie sind resistent und trotzdem sehr dekorativ. Sie erhalten im Fachhandel auch bereits vorgefertigte Sedum Matten, die leicht anzubringen sind.

Zu beachten ist außerdem eine gute Stabilität des Daches. Ein in die Jahre gekommenes Dach mit morschen Balken ist definitiv nicht dafür geeignet, die schwere Last der Dachbegrünung zu tragen, erst recht nicht, wenn ein Dachgarten mit größeren Pflanzen entstehen soll oder sie gar Urban Farming beziehungsweise Urban Gardening umsetzen möchten.

Außerdem kann ein Dach nur begrünt werden, wenn sichergestellt werden kann, dass eine ausreichend gute Abdichtung erreicht wird. Diese muss verhindern, dass später Feuchtigkeit in das Haus eindringt und hierdurch die Bausubstanz schädigt und zur Schimmelbildung beiträgt.

Welche Arten von Dachbegrünungen gibt es?

Im Bereich der Dachbegrünungen kann man zwischen der intensiven und der extensiven Begrünung unterscheiden. Der Unterschied liegt sowohl im Aufbau (zum Beispiel beim Substrat) als auch in der Bepflanzung.

Was ist eine intensive Begrünung?

Damit meint man einen sogenannten Dachgarten, auf dem auch Sträucher und sogar Bäume wachsen können. Entsprechend ist davon auszugehen, dass ein Dachgarten deutlich schwerer ist, was eine sehr gut durchgeplante Statik des Hauses und eine enorme Traglast des Daches voraussetzt. Die intensive Dachbegrünung kann zwischen 200 bis 3.000 Kilo pro Quadratmeter wiegen. Eine wurzeldichte Dachabdichtung ist hier besonders wichtig.

TIPP:
Für die intensive Dachbegrünung muss in der Regel immer eine Baugenehmigung eingeholt werden. Dies gilt vor allem dann, wenn der Dachgarten in luftiger Höhe auch von Personen genutzt werden soll.

Aufbau intensive Begrünung

Die intensive Dachbegrünung besteht aus insgesamt sieben Schichten, die wie folgt aufgebaut sind:

  1. optimale Dachkonstruktion mit hoher Traglast
  2. Abdichtung des Daches inkl. Wurzelschutz
  3. Schutzlage (Stärke ca. 1 Zentimeter)
  4. Drainage (Stärke zwischen 6 bis 12 Zentimeter)
  5. Filtervlies (in der Stärke 0,5 Zentimeter)
  6. Intensivsubstrat (20 bis 35 Zentimeter)
  7. Vegetation (Bepflanzung)

Was ist eine extensive Dachbegrünung?

Im Vergleich zur intensiven Variante ist die extensive überaus pflegeleicht. Sie erreicht zudem nur ein geringeres Eigengewicht. Dieses liegt zwischen 60 bis 250 Kilo pro Quadratmeter Dachfläche.

Für die extensive Art verwendet man vor allem eine wasserspeichernde Bepflanzung, die nicht regelmäßig Regen braucht und gut auf trockenen Standorten wächst. Hierbei handelt es sich beispielsweise um sogenannte Bodendecker, die keine regelmäßige Pflege brauchen.

Die Schicht des Substrats, die für die extensive Dachbegrünung verwendet wird, sollte eine Stärke von acht bis zehn Zentimetern aufweisen.

TIPP:
Wenn Sie diese Form der Dachbegrünung für ein Garagendach oder einen Carport verwenden möchten, benötigen Sie oft keine Baugenehmigung. Erkundigen Sie sich aber am besten immer bei dem für Sie zuständigen Bauamt.

Aufbau extensive Begrünung

Auch diese Variante besteht aus insgesamt sieben Schichten, und zwar:

  1. normale Dachkonstruktion
  2. Dachabdichtung inkl. Wurzelschutzfolie
  3. Schutzlage (Stärke circa ein Zentimeter)
  4. Drainage (Stärke bis zu sechs Zentimeter)
  5. Filtervlies in der Stärke 0,5 Zentimeter
  6. Extensivsubstrat
  7. Vegetationsschicht (Bepflanzung)

Die einfache Intensivbegrünung

Diese Variante ist noch recht neu, wird aber immer häufiger verwendet. Es handelt sich dabei um eine Übergangsform zwischen der intensiven und der extensiven Dachbegrünung: niedrigwachsende Sträucher, manchmal auch Gemüse, aber keine Bäume. Allerdings muss eine einfache Intensivbegrünung sehr gut geplant werden und sie setzt ebenfalls eine hohe Traglast des gesamten Hauses voraus. Ein Substrataufbau von mindestens zwölf Zentimetern ist notwendig. Diese Dachform lässt sich auch als Naturgartenfläche verwenden – sozusagen im Kleinen.

Wie lange hält ein begrüntes Dach?

Die Dachbegrünung, gleich welcher Art auch immer, kann eine sehr lange Haltbarkeit aufweisen. Dies hat den Vorteil, dass ein herkömmliches Flachdach, das fachmännisch gebaut eine Lebensdauer von maximal 25 Jahren hat, doppelt so lange halten kann, wenn es sich um ein begrüntes Flachdach handelt.

Dies hängt damit zusammen, dass die Begrünung einen zusätzlichen Schutz vor allen möglichen Witterungseinflüssen bietet. Außerdem stellt sie eine optimale Isolationsschicht dar, sodass es im Sommer im Haus angenehm kühl bleibt, während es im Winter deutlich wärmer wird.



Vorteile und Nachteile

Sowohl die intensive als auch die extensive Dachbegrünung haben verschiedene Vorteile und Nachteile. Auf diese möchten wir nachfolgend detailliert eingehen, damit Sie den bestmöglichen Überblick erhalten. Doch egal, für welche Art der Dachbegrünung Sie sich entscheiden – beide Varianten sind ökologisch wertvoll, nachhaltig und bieten eine sehr gute Isolation des Hauses. Außerdem können verschiedene Insektenarten geschützt werden.

Was sind die Vorteile einer intensiven Dachbegrünung?

Darüber hinaus überzeugt die intensive Dachbegrünung durch einen hervorragenden Wärme- und Schallschutz und sie kann Feinstaub optimal binden. Gerade in Städten kann das einen großen ökologischen Vorteil bieten. Sie schaffen so einen weiteren Lebensraum für verschiedene Tiere und Pflanzen. Und auch für sich, denn die intensive Variante ist gut als Dachgarten geeignet.

Was sind die Nachteile einer intensiven Dachbegrünung?

Als nachteilig erweisen sich im Vergleich zur extensiven Dachbegrünung vor allem die hohen Kosten. Außerdem kommt es zu einer extrem hohen Traglast von bis zu mehreren tausend Kilo pro Quadratmeter notwendig.

Vor- und Nachteile der intensiven Dachbegrünung auf einen Blick

Vorteile Nachteile
ökologisch wertvoll vergleichsweise teuer
Schutz von Tieren und Pflanzen extrem hohe Traglast
hohe Bindung von Feinstaub
optimaler Wärme- und Schallschutz des Hauses
Zusatzgarten, der auch von Personen genutzt werden kann

Was sind die Vorteile einer extensiven Dachbegrünung?

Der größte Vorteil einer extensiven Dachbegrünung sind sicherlich die deutlich geringeren Baukosten. Außerdem wiegt die extensive Dachbegrünung deutlich weniger, sodass das Dach eine erheblich geringere Traglast aufbringen muss. Der gute Wärme- und Schallschutz ist dennoch gegeben. Ebenfalls kann Feinstaub zuverlässig gebunden und dem Insektensterben kann vorgebeugt werden.

Was sind die Nachteile einer extensiven Dachbegrünung?

Die Nachteile der extensiven Dachbegrünung bestehen vor allem in einer geringen Bewuchshöhe von maximal 20 Zentimetern und darin, dass das Dach weniger gut gedämmt und geschützt ist als bei der intensiven Dachbegrünung. Zudem können Sie es nicht als Grünfläche nutzen.

Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

Vorteile Nachteile
geringes Gewicht geringerer Wärme- und Schallschutz als bei der intensiven Dachbegrünung
vergleichsweise kostengünstig Bewuchs lediglich maximal 20 Zentimeter hoch
gute Feinstaubbindung
geeignet auch für Carports oder Müllbehälter

Dachgrün im Vergleich

Damit Sie für sich entscheiden können, welche Art der Dachbegrünung – ob intensive oder extensive – für Sie infrage kommt, stellen wir Ihnen nachfolgend beide Varianten gegenüber:

intensive Dachbegrünung extensive Dachbegrünung
Aufbauhöhe 15 – 200 Zentimeter 10 – 20 Zentimeter
Gewicht 200 – 3.000 Kilo pro Quadratmeter 60 – 250 Kilo pro Quadratmeter
Pflanzen Rasen, Bäume, Stauden, Sträucher Kräuter, Gras, Moos, Sedum
Kosten pro Quadratmeter ca. 60 bis 125 Euro pro Quadratmeter ca. 30 bis 65 Euro pro Quadratmeter

Welche Pflanzen eignen sich für eine Dachbegrünung?

Welche Pflanzen sich für die Dachbegrünung eignen, hängt vor allem von der Art der Begrünung und von deren Aufbau ab. Außerdem sollten Sie sich für Pflanzen mit einem geringen Pflegeaufwand entscheiden. Zudem müssen die Pflanzenarten, die Sie für die Dachbegrünung wählen, robust sein und mit allen möglichen Wetterbedingungen klarkommen.

Pflanzen für Extensivbegrünungen

Für die extensive Dachbegrünung eignen sich vor allem Pflanzen, die Wasser speichern und daher auch Trockenperioden im Sommer problemlos überstehen. Hierzu gehören verschiedene Gräser, aber auch Bodendecker wie beispielsweise Moos oder der sogenannte Mauerpfeffer. Ebenso können bei einer Extensivbegrünung verschiedene Kräuterarten zum Einsatz kommen.

Pflanzen für die Intensivbegrünung

Die Aufbauhöhe bei einer intensiven Dachbegrünung ist deutlich höher. Zudem werden hier andere Lasten getragen. Deshalb können Sie für ein solches begrüntes Dach verschiedene Stauden, aber auch größere Sträucher, Gemüse und sogar Bäume wählen. Ziel ist es, dass das Regenwasser optimal eingesetzt wird, damit Sie den Dachgarten nicht permanent bewässern müssen.

Wie pflegt man eine Dachbegrünung richtig?

Die Pflege einer extensiven Dachbegrünung gestaltet sich recht simpel. Nach dem Einsäen der Pflanzen müssen Sie in den ersten vier Wochen recht häufig gießen, damit sich die Pflanzen gut entwickeln können. Danach ist diese Form der Dachbegrünung sehr genügsam und muss normalerweise nicht gegossen werden. Sie sollten jedoch zweimal pro Jahr Unkraut entfernen.

Die Pflege des Dachgartens, also der intensiven Dachbegrünung, gestaltet sich etwas aufwendiger. Sie müssen öfter Unkraut entfernen und es kann passieren, dass Sie den Dachgarten während der Sommermonate gießen müssen, damit sich die großen Pflanzen und Blüten optimal entwickeln können.

Welche Pflanzen werden besonders gerne eingesetzt auf der Dachfläche?

Am besten nehmen Sie Pflanzen, die mit dem heimischen Angebot an Regenwasser klar kommen und dieses auch speichern können. Gut geeignet sind Steingartengewächse, Flachballenpflanzen, Gräser und Kräuter. Dazu gehören:

  • Mauerpfeffer
  • Echter Thymian
  • Felsen-Fetthenne
  • Heide-Nelke
  • Zypressen-Wolfsmilch

Zu bedenken ist, ob die Dachfläche in der Sonne liegt, im Halbschatten oder im Schatten. Am besten lassen Sie sich hierzu ausführlich von einem Fachbetrieb beraten. 



Fazit

Die Dachbegrünung bietet zahlreiche Vorteile. So überzeugt sie beispielsweise durch eine zusätzliche Wärme- und Schallschutzisolierung und sie bietet verschiedenen Insekten ein schönes Zuhause. Grundsätzlich kann man zwischen der intensiven und der extensiven Dachbegrünung unterscheiden, wobei die intensive Dachbegrünung deutlich schwerer ist, Ihnen dafür aber einen Garten auf dem Dach bieten kann. Die Statik des Hauses muss hier teilweise bis zu 3.000 Kilo pro Quadratmeter aushalten können.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.