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Nutzgarten

Samen aussäen: Anleitung zur Aussaat

Margarethe Lohneis
Verfasst von Margarethe Lohneis
Zuletzt aktualisiert: 24. Februar 2023
Lesedauer: 10 Minuten
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Sein selbst gezogenes Gemüse zu ernten und zu verspeisen – eine tolle Vorstellung für jeden Hobbygärtner. Ob im eigenen Beet im Garten oder auf Ihrem Balkon: Vor einer erfolgreichen Gemüseernte steht die Anzucht der Pflanzen. Doch bei der Aussaat gibt es einiges zu beachten, damit es auch zur Keimung kommen kann.

Alles auf einen Blick:

  • Entscheidend für die Anzucht von Gemüsepflanzen sind der optimale Pflanzzeitpunkt und die richtige Pflanzenkombination.
  • Die richtige Temperatur und eine ausreichende Zufuhr von Tageslicht sind zum Keimen ebenfalls sehr wichtig. Sie können hier mit speziellen Heizvorrichtungen oder Lampen nachhelfen.
  • Neben dem Saatgut benötigen Sie sowohl ein geeignetes Substrat als auch Gefäß, damit die feinen Samen darin keimen können.
  • Wachsen Ihre jungen Pflänzchen sehr nah aneinander, sollten Sie diese vereinzeln. Dabei lohnt sich oft auch das Pikieren der zarten Keimlinge.
  • Nach 6-8 Wochen sollten Sie die kleinen Pflanzen aus Ihrer Anzuchtschale in eigene Töpfe umtopfen. Das Beet im Garten kommt erst infrage, wenn der letzte Frost vorüber ist.

Die richtige Vorbereitung

Damit die kleinen Samen Ihres Gemüses auch gut keimen können und irgendwann zu schmackhaften Tomaten, Zucchini und Co. heranwachsen, gibt es für Sie bei der Aussaat einige Dinge beachten. Zum einen brauchen Sie das geeignete Equipment und zum anderen sollten Sie den richtigen Zeitpunkt zum Pflanzen beachten.

Welches Gemüse sollten Sie zu welcher Zeit aussäen?

Für jede Gemüsesorte gibt es eine bestimmte Zeit im Jahr, zu der sie idealerweise gesät werden sollte. Tomaten beispielsweise können Sie schon relativ früh im Jahr aussäen, im Februar/März. Es spielt allerdings auch eine wichtige Rolle, ob Sie sich für eine Vorzucht im frostgeschützten Raum oder eine Direktaufzucht im Freien entscheiden. Genaue Auskunft über den richtigen Zeitpunkt zum Pflanzen liefert ein sogenannter Aussaatkalender.

Dieser Kalender liefert jedoch nicht nur den richtigen Pflanzzeitpunkt, sondern teilt Ihnen auch mit, wie sich die unterschiedlichen Sorten miteinander vertragen. Denn Sie können die Pflanzen nicht wild nach Gusto kombinieren, sondern sollten genau darauf achten, in welche gemüsige Nachbarschaft Sie Ihren Salat oder Ihren Schnittlauch setzen.

Gemüse Aussaat: Was benötigen Sie?


Verschiedene Gemüse-Samen und kleiner Topf mit Substrat
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  • Aussaat-Substrat: Dabei handelt es sich quasi um die Erde, in der der Sämling heranwachsen soll. Diese sollte nährstoffarm und keimfrei sein. Es bietet sich zum Beispiel Kokosfaser-Substrat oder speziell für Gemüse-Saatgut geeignete Erde an. Verwenden Sie keine normale Blumenerde, diese hat zu viele Nährstoffe und ist für Ihre Setzlinge nicht geeignet
  • Aussaat-Gefäße: Dafür eignen sich sämtliche Behälter, von speziellen Aussaatboxen aus Plastik oder aus Holzfaser, über Töpfe bis hin zu kleinen Plastikschalen. Sie brauche sich jedoch nicht extra ein Gefäß zulegen. Auch das Upcycling von Behältern, die normalerweise im Müll landen würden, ist möglich. Alte Eierkartons, Toilettenpapierrollen, Zeitungspapier oder alte Obst- oder Gemüsebehälter,  zum Beispiel von Pfirsichen oder Tomaten eignen sich hervorragend. Wichtig ist, dass das Wasser ablaufen kann
  • Abdeckung: Wenn Sie einen fertigen Pflanzkasten kaufen, ist dort in der Regel eine transparente Abdeckung dabei. Frischhaltefolie eignet sich jedoch auch so lange, bis die Keimlinge eine gewisse Größe erreicht haben. Dann müssten sie in größere Töpfe umgesetzt werden.
TIPP: Pflanzgefäße aus Toilettenpapierrollen oder aus Zeitungen basteln
Halbieren Sie eine Klorolle, schneiden Sie die diese an 4 gegenüberliegenden Stellen 1-2 Zentimeter ein und klappen die Enden so zusammen, dass ein Boden entsteht. Sollen Ihre Pflanzen im aussortierten Zeitungspapier heranwachsen, schneiden Sie sich das Papier so zurecht, dass Sie es um ein Glas wickeln können und Boden des Glases noch so viel Zeitung übersteht, dass Sie daraus einen Boden zusammenfalten können. Der große Vorteil an diesen nachhaltigen, selbst gemachten Pflanzbecherchen ist, dass Sie den Sämling direkt in Topf oder Beet im Garten einsetzen können, ohne diesen aus dem Gefäß zu lösen. Denn das Papier löst sich auf.

Die Aussaat von Gemüsepflanzen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Damit das Saatgut von Tomaten, Radieschen oder Zucchini auch wirklich keimt, sollten Sie sich Schritt für Schritt an eine Anleitung zur richtigen Aussaat halten.

Schritt 1: Aussaat-Substrat vorbereiten


Vorgefertigtes Aussaat-Gefäß mit trockenem Aussaat-Substrat
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In diesem ersten Schritt geht es darum, die Erde vorzubereiten, in der der Samen später keimen soll. Hier sollten Sie jedoch nicht irgendeine Erde nehmen.

Sie können entweder Aussaat-Erde verwenden, die genau zu den Bedürfnissen Ihres Saatgutes passt und sich für das Gemüse eignet, das Sie aussäen wollen. Eine praktische Alternative sind Kokosquelltabletten. Diese müssen Sie zunächst mit Wasser angießen, sodass Sie aufquellen können. Wenn sich die Tabletten mit Wasser vollsaugen, wachsen sie etwa auf das Dreifache ihrer Größe an. Das dauert etwa 5 Minuten.

Schritt 2: Saatgefäße befüllen


Gießen von Wasser auf trockenes Fertig-Aussaatsubstrat
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Wenn Sie sich für Aussaat-Erde entschieden haben, dann füllen Sie Ihre Saatgefäße jeweils zu etwa zwei Dritteln mit dem Substrat füllen.

Wenn Sie die Quelltablette aus Kokosfasern, setzen Sie die aufgequollene Quelltablette in den dafür vorgesehenen Platz. Es werden auch komplette Pflanzkästen angeboten, die bereits mit den Kokos-Quelltabletten ausgestattet sind. Dann fällt dieser Schritt weg und Sie gießen das Wasser dann direkt in den kleinen Kasten. Ist die Pflanzerde dann entsprechend aufgequollen, schütten Sie vorsichtig das übrige Wasser heraus.

Schritt 3: Loch für den Samen eindrücken


Substrate werden mit dem Finger mit einem Loch versehen
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Drücken Sie mit Ihrem Finger ein kleines Loch für den Samen in die Erde.

Wie tief das Loch sein soll, kommt ganz darauf an, welches Gemüse Sie aussäen wollen. Achtung bei Lichtkeimern: Um zum Keimling oder Sämling und später zu  gedeihen, brauchen manche Sorten mehr Licht als andere zum Keimen. Diese dürfen nicht zu tief in die Erde gesteckt werden. Typische Lichtkeimer sind Tomaten, Kopfsalat oder Sellerie. In der Regel ist das Saatgut auch dementsprechend gekennzeichnet.

Schritt 4: Samen in die Erde einsetzen


Aussäen von Samen mithilfe einer Pinzette
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In das von Ihnen vorbereitete Loch können Sie nun den Samen hineinsetzen. Wenn Sie sehr kleine Samen haben, verwenden Sie für das Einsetzen am besten eine Pinzette. Ansonsten nehmen Sie die Samen einfach vorsichtig mit ihren Fingern auf und lassen diese in das dafür vorgesehene Loch fallen.

Schritt 5: Samen wieder mit Erde bedecken


Samen werden im Aussaat-Kasten wieder mit Erde bedeckt.
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Bedecken Sie nun den eingesetzten Keim wieder mit Erde beziehungsweise mit Kokosfasern, bis dieser nicht mehr sichtbar ist.

Schritt 6: Gemüsesorten beschriften


Pflanzensubstrat mit Samen und Pflanzen-Beschriftung
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Sind die Samen mal gesät und wieder mit Erde bedeckt, ist es möglicherweise gar nicht mehr so leicht, sich zu erinnern, in welchem Loch welcher Keim liegt. Um Ihnen die Anzucht zu erleichtern, können Sie kleine Schildchen schreiben und Ihre Pflanzen beschriften.

Schritt 7:  Saatgefäß abdecken


Aussaat Kasten mit Pflanzen-Beschriftung
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In einem letzten Schritt sollten Sie nun Ihre Anzucht abdecken. Wenn Sie einen Pflanzkasten benutzen, dann hat häufig einen durchsichtigen Deckel mit dabei. Mit der Abdeckung stellen Sie eine Art kleines Gewächshaus her. Haben Sie keinen Deckel, können Sie Ihr Pflanzgefäß auch mit einer Frischhaltefolie abdecken. In jedem Fall sollten Sie durchsehen können.

Wissenswertes: Vereinzeln und Pikieren
Vereinzeln müssen Sie die Pflänzchen dann, wenn diese zu dicht aneinander keimen. Um möglichst kräftige Jungpflanzen zu ziehen, können Sie diese bei Vereinzelung zusätzlich pikieren. Dabei stechen Sie mit einem Pikierstab direkt neben dem kleinen Gewächs ein, ohne es zu kaputt zu machen. Dann ziehen Sie vorsichtig die kleine Gemüsepflanze inklusive ihrer Wurzeln aus der Erde, kappen die Wurzelspitze und pflanzen das junge Gemüsepflänzchen in einen neuen Topf. So muss es kräftigere, seitliche Wurzeln bilden. Der richtige Zeitpunkt zum Pikieren ist dann, wenn die Jungpflanzen die ersten Keimblätter und Laubblätter ausgebildet haben. Pikieren können Sie übrigens auch einzelne Pflanzen. Besonders für Tomaten eignet sich dieses Vorgehen.

Das ist wichtig für die Keimung

Neben der richtigen Technik bei der Ansaat kommt es auch noch auf weitere Faktoren an, dass die junge Gemüsepflanze ordentlich keimen kann, zum Beispiel die richtige Wärme. Die Zeitdauer, bis die zarten Keimlinge aus den Töpfchen sprießen, ist unterschiedlich.

Welche Temperatur ist zur Keimung nötig?

  • Die richtige Temperatur ist entscheidend. Für eine vielversprechende Keimung sollte diese bei 22-25 Grad Celsius liegen. Hat sich der Keimling gezeigt, braucht er es jedoch nicht mehr so warm. Dann reichen auch 18-20 Grad Celsius. Allerdings kann die Wohlfühl-Temperatur je nach Saatgut unterschiedlich sein. Tomaten mögen es recht warm, Radieschen und Gurken hingegen eher kühler
  • Setzen Sie die Pflanzen nicht zu früh nach draußen! Sobald die Temperatur nicht mehr unter 15 Grad sinkt, können Sie Ihre kleinen Pflanzen auch bei Tag nach draußen stellen. Um Ihre Gemüsepflänzchen komplett ins Freie zu setzen, muss allerdings der Bodenfrost vorüber sein. Die Eisheiligen Anfang/Mitte Mai gelten hierfür als Indikator.
  • Doch nicht nur die richtige Temperatur, sondern auch die ausreichende Lichtzufuhr ist entscheidend, dass die Pflanzensamen richtig keimen können. Reicht das Tageslicht auf der Fensterbank nicht aus, können Sie mit einer Pflanzenleuchte unterstützen.

Wann keimt Ihr Gemüse?

Die Keimzeit ist von Sorte zu Sorte unterschiedlich. Zwischen wenigen Tagen bis zu drei Wochen kann das schon einmal dauern. Während beispielsweise Radieschen und Rotkohl nur etwa 5-8 Tage brauchen, nehmen sich Sellerie oder Zwiebeln schon mal 15-20 Tage.

Was machen Sie mit den Keimlingen?

Etwa 6-8 Wochen nach der Aussaat sind die kleinen Pflanzen schon ordentlich gewachsen. Dann wird es etwas eng im Anzuchttöpfchen. Deshalb braucht nun jede Pflanze ihren eigenen Topf. Der Setzling muss dann in die geeignete Gemüseerde eingepflanzt werden. Sobald keine Frostgefahr mehr besteht, können die Pflanzen auch einen Platz in Ihrem Garten oder auf Ihrem Balkon finden. Dann können Sie den Pflänzchen beim Wachsen zusehen, bis sie reif für die Ernte sind.



Fazit

Wer im Sommer und Herbst Gemüse aus dem eigenen Garten ernten möchte, sollte im Frühjahr bereits mit dem Aussäen des Saatgutes beginnen. Allerdings können Sie die Pflanzensamen nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt einpflanzen. Denn für jede Sorte gibt es einen optimale Zeit im Jahr. Bei Tomaten ist das beispielsweise der März. Für eine erfolgreiche Keimung können Sie die Gemüsesorten auch nicht einfach wahllos nebeneinander säen. Denn einige „vertragen“ sich nicht miteinander. Ein Aussaatkalender gibt über beides Auskunft: Pflanzzeitpunkt und Kombinationsmöglichkeiten.

Haben Sie sich ausreichend informiert und wissen, welche Gemüsesorten Sie anpflanzen wollen, beginnt die Vorbereitung. Wichtig sind vor allem eine geeignete Anzuchterde sowie geeignete Anzuchtgefäße. Kokos-Quelltabletten bieten eine gute Grundlage, dass Ihr Saatgut ordentlich keimen kann. Doch auch die richtige Wärme und Lichtzufuhr sind entscheidend für die Keimfähigkeit. Sind die jungen Sämlinge groß und stark genug, sollten Sie ausreichend Platz in einem eigenen Topf bekommen. Dort können Sie dann weiter reifen. So können Sie sich zu gegebener Zeit an einer reichlichen Ernte erfreuen. Mahlzeit.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.